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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 48.1921

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Aus dem Inhalt eines Ehrenschreines
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https://doi.org/10.11588/diglit.9123#0142

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Aus dem Inhalt eines Ehrenschreines.

fenster herstammenden Art, ein leichtes idylli-
sches Motiv behandelt, ausgezeichnet abge-
wogen in dem schönen Dreiklang Blau-Rot-
Gelb, der über einem Gewoge von grünen und
violetten Tönen schwebt. Einen sommerlichen
Architektentraum, angelehnt an die breit hin-
gelagerte und urwüchsig gemütvolle Erscheinung
englischer Landsitze, hat H e i n r i c h S t r a u m e r -
ßerlin aufs Papier geworfen. Oskar Strnad
kommt als Figurinenzeichner in seinem „Teil",
der Hodlerischen Geist atmet. Glänzende Be-
lege moderner, rasch und fest zufassender
Zeichenkunst bilden die zwei Corrida-Stiere
von Willi Geiger, die die Wildheit und Ge-
wandtheit dieser streitbaren Vierfüßler sehr
schön veranschaulichen. Eine sorgsame, doch
schon von Stilelementen durchsetzte Naturstudie
zeigt der Tiroler Bauernkopf vonEgger-Lienz,
während Sascha Schneider das Kühle und
Erhabene eines antik empfundenen Frauen-
kopfes mit überlegener Kunst zum Ausdruck
bringt. In wenigen, aber beredten Linien faßt
Richard Engelmann das Wesentliche eines
bildhauerisch gesehenen Frauenkörpers zusam-
men. Robert Sterl bringt eine flotte, im-
pressionistische Schilderung aus dem slawischen
Volksleben von fast illustrativer Zuspitzung.

Alfred Lörchers Glückwunsch-Medaille ist
eine vo llgültige Vertreterin der hochentwickelten
Medaillenkunst der Gegenwart; das launige,
aus Pflanzenmotiven abgeleitete Zierstück in
vergoldetem Silbervon Karl Berthold ist, von
seiner hübschen Erfindung abgesehen, eine vor-
zügliche handwerkliche Arbeit. Ludw. Enders
huldigt dem Reiz der Künste und dem reichen
Verdienst ihres Förderers durch ein Blatt von
neckisch-übermütiger Erfindung. W. Ferber,
der Münchener Möbelarchitekt, baut eine fest-
lich geschmückte Truhe auf, F. A. Breuhaus
gar einen ganzen, gemütlich-eleganten Kamin-
winkel, recht dazu geschaffen, ein arbeitsreiches
Leben in ruhigem Sinnen zu überdenken. Sehr
hübsch ist der Einfall, mit dem Karl Pullich
sein Blatt geschmückt hat, und mitten in echt
ungarische Vorstellungswelt führt der frucht-
spendende Patriarch von Kozma-Budapest.
Ludwig Gies, der ausgezeichnete Medailleur,
hat eine entzückende Plakette geschaffen, die
den Wahlspruch des Jubilars enthält: Factis
non verbis. Es ist dieses Wort zugleich be-
ziehungsreich mit Hinblick auf den Ehren-
Schrein. Nicht mit Worten haben diese Künstler
dem Sechzigjährigen ihre Sympathie bekundet,
sondern durch werthafte, künstlerische Taten!

WELL HABICHT-DARMSTADT. »PAGODE IN BRONZEf
 
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