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ν. Dobschütz, Christusbilder.
Halikarnass das Palladion als zwei gleichartige Bilder vorstellt.')
Auf den Einfluss römischer Legenden aber wird es auch zurück-
gehen, wenn derselbe als andere Überlieferung bezeichnet, dass
es zu Troja neben dem einen echten „himmelentstammten" noch
ein völlig diesem nachgebildetes, von Menschenhand gefertigtes
Palladion gegeben habe: jenes im Adyton verborgen vor feind-
lichem Angriff, dieses vor dem Tempel öffentlich aufgestellt.
Die römische Sage erzählte ähnliches von den 12 Schilden der
Salier: Numa sei besorgt gewesen, das eine vom Himmel ge-
fallene ancile, auf dessen Besitz nach dem Spruch des Orakels
das Wohl des Römischen Staates ruhte, könne entwendet werden;
darum habe er 11 Nachbildungen anfertigen lassen. Der Kunst
eines Meisters, dessen Namen Veturius Mamurius man aus alten,
unverständlichen Kultgesängen der Salier heraushören wollte —
nach Varro hiessen die Worte vielmehr veterem memoriam, —
sei es gelungen, sie dem echten so völlig gleichzubilden, dass
selbst der König sie nicht zu unterscheiden vermochte.2) Ur-
sprünglich stehen diese beiden völlig gleichartigen Sagenbildungen
getrennt nebeneinander; Dionysios nennt als Gewährsmann für
die griechische den ältesten der kyklischen Dichter, Arktin.3)
Doch dies beruht vermutlich auf Fiktion. Erst in Rom auf
Grund dortiger Kultsitten4) und Legenden wird diese Erzählung
entstanden sein. Später hat man auch hier die beiden Sagen
völlig vermengt. Servius erzählt in seinem Kommentar zur Aeneis
die Geschichte des Mamurius schlankweg von dem Palladion,
und weiss zugleich, dass das echte doch an dem Funkeln des
Auges und dem Schwingen der Lanze kenntlich sei.5)
1) s. 48a.
2) Die Geschichte erzählen Dion. Hai. (48c) — Ovid (49c) — Plu-
tarch (64 a). Dieser giebt auch die Deutung Varros (39 f). ·
3) s. 2. ■— Bisher scheint die Richtigkeit dieser Quellenangabe kaum
angezweifelt.
4) Hier ist an die Doliola zu erinnern (s. 39 d. 44 c = 67b = 107),
deren es auch meist zwei oder mehrere, mit Heiligtümern gefüllte und
leere gegeben zu haben scheint; darauf weist schon der stets gebrauchte
Plural, besonders aber Plutarch (04b) und die Erzählung bei Lampridius (88b).
δ) s. 98 a 6, herausgelesen aus Vergil (45 a 172. 175 . — Zu dem Funkeln
der Augen vgl. das Schliessen derselben 25 c. 52b und das zum Himmel
Emporkehren 25 a. 7Sc; allgemein das Sich-Regen 40.
ν. Dobschütz, Christusbilder.
Halikarnass das Palladion als zwei gleichartige Bilder vorstellt.')
Auf den Einfluss römischer Legenden aber wird es auch zurück-
gehen, wenn derselbe als andere Überlieferung bezeichnet, dass
es zu Troja neben dem einen echten „himmelentstammten" noch
ein völlig diesem nachgebildetes, von Menschenhand gefertigtes
Palladion gegeben habe: jenes im Adyton verborgen vor feind-
lichem Angriff, dieses vor dem Tempel öffentlich aufgestellt.
Die römische Sage erzählte ähnliches von den 12 Schilden der
Salier: Numa sei besorgt gewesen, das eine vom Himmel ge-
fallene ancile, auf dessen Besitz nach dem Spruch des Orakels
das Wohl des Römischen Staates ruhte, könne entwendet werden;
darum habe er 11 Nachbildungen anfertigen lassen. Der Kunst
eines Meisters, dessen Namen Veturius Mamurius man aus alten,
unverständlichen Kultgesängen der Salier heraushören wollte —
nach Varro hiessen die Worte vielmehr veterem memoriam, —
sei es gelungen, sie dem echten so völlig gleichzubilden, dass
selbst der König sie nicht zu unterscheiden vermochte.2) Ur-
sprünglich stehen diese beiden völlig gleichartigen Sagenbildungen
getrennt nebeneinander; Dionysios nennt als Gewährsmann für
die griechische den ältesten der kyklischen Dichter, Arktin.3)
Doch dies beruht vermutlich auf Fiktion. Erst in Rom auf
Grund dortiger Kultsitten4) und Legenden wird diese Erzählung
entstanden sein. Später hat man auch hier die beiden Sagen
völlig vermengt. Servius erzählt in seinem Kommentar zur Aeneis
die Geschichte des Mamurius schlankweg von dem Palladion,
und weiss zugleich, dass das echte doch an dem Funkeln des
Auges und dem Schwingen der Lanze kenntlich sei.5)
1) s. 48a.
2) Die Geschichte erzählen Dion. Hai. (48c) — Ovid (49c) — Plu-
tarch (64 a). Dieser giebt auch die Deutung Varros (39 f). ·
3) s. 2. ■— Bisher scheint die Richtigkeit dieser Quellenangabe kaum
angezweifelt.
4) Hier ist an die Doliola zu erinnern (s. 39 d. 44 c = 67b = 107),
deren es auch meist zwei oder mehrere, mit Heiligtümern gefüllte und
leere gegeben zu haben scheint; darauf weist schon der stets gebrauchte
Plural, besonders aber Plutarch (04b) und die Erzählung bei Lampridius (88b).
δ) s. 98 a 6, herausgelesen aus Vergil (45 a 172. 175 . — Zu dem Funkeln
der Augen vgl. das Schliessen derselben 25 c. 52b und das zum Himmel
Emporkehren 25 a. 7Sc; allgemein das Sich-Regen 40.