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Dobschütz, Ernst von
Christusbilder: Untersuchungen zur christlichen Legende — Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.4919#0217
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Kapitel VI.

Die Yeronica-Legende.

Die Legende von Paneas.
An den Quellen des Jordan lag ein Ort, Paneas in der ein-
beimischen Sprache genannt, zu Ehren des Kaisers Tiberius von
dem Tetrareben Philippos ausgebaut mit dem neuen Namen
Kaisareia des Philippos.1) Der Ort durfte sieb des Vorzugs
rühmen, in den Evangelien genannt zu sein: Jesus hatte seine
Schritte bis in das Gebiet von Caesarea Philippi gelenkt: dort
ward jenes denkwürdige Bekenntnis gesprochen, das Jesu Messiani-
tät ein für allemal im Kreise seiner Jünger feststellte.2) Zu Beginn
des 4. Jahrhunderts stand hier vor einem Privathause eine Erz-
gruppe: aufrecht, mit weitem Pallium sittsam angethan, die rechte
Hand vorgestreckt, ein Mann; vor ihm knieend ein Weib, hilfe-
flehend die Hände zu ihm ausbreitend; daneben ein Kraut, dem
Mann bis an den Saum seines Gewandes reichend, ein fremdartiges
Heilkraut. So beschreibt das Denkmal der Kirchenhistoriker
Eusebios, Bischof des nicht allzu entfernten palaestinensischen

1) S. über Paneas Wilson in Dictionary of the Bible- I. 1. 477, über
den Augustustempel des Herodes am alten Paneion s. Jos. Antt. XV 103
363) = B. J. I 213 (404); Eus. chron. ad a. Abr. 1996 arm., 2000 Hier. (ed.
Schoene 1875 II 142f.); über die Erweiterung zu Ehren des Tiberius unter
Philippos Jos. Antt, XVIII 21 (28) = B. J. II 9i (i68); Eus. chron. ad a. Abr. 2039
arm., 2041 Hier, (ed Schoene II 146 f.). Agrippa II. gab der Stadt den Namen
Neronias Jos. Antt. XX 94 (211). Dieser scheint ganz ephemer gewesen zu
sein. Aber auch der Name Kaisareia trat bald hinter dem alten volks-
tümlichen wieder zurück —■ er ward geschützt nur durch seine Erwähnung
in den Evangelien, s. Anm. 2 —; jetzt heisst der Ort Bänias. Die Identifi-
zierung mit dem alten Dan (s. zu 116) ist irrtümlich.

2) Marc. 827//Matth. 1613.
 
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