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Dobschütz, Ernst von
Christusbilder: Untersuchungen zur christlichen Legende — Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.4919#0046
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Kapitel IL

Das Aufkommen des Bilderdienstes innerhalb der

Christenheit. *)

Der entscheidende Feind, der den Götterbildern und ihren
Legenden erstand, war nicht die religiöse Gleichgiltigkeit am
Ausgang der römischen Republik, nicht der Skeptizismus der
philosophisch gebildeten Kreise: es war die Religion der An-
betung Gottes im Geist und in der Wahrheit. Schon das Ge-
heimnis der staunenswert grossen Erfolge der jüdischen Propa-
ganda lag gewiss zum grossen Teil in dem rein geistigen Gottes-
dienst der Synagoge, dessen einziges Mittel das Wort war.
Ungleich gesteigerter trat diese reine Geistigkeit der heidnischen
Welt entgegen im Christentum. Da war nichts, was an den
Kultus der mannigfachen Religionen mit ihren Götterbildern,
Opfern und sonstigen Zeremonien erinnerte.

Von dem Stifter der neuen Religion erzählte man wunder-
bare Thaten heilender Kraft, erhabene Worte von packender
Gewalt — über sein Äusseres verlautete nichts, weder in den
Aufzeichnungen der Evangelisten, noch in der mündlichen Über-
lieferung. Man hatte auch gar keinen Anlass, ihn sich darzu-
stellen: wollte man sich ihn denken, so leitete das Prophetenwort
bei Jesaia (c. 53 2) dazu an, recht im Widerspruch zu dem
Eindruck, den sein Thun und Reden gemacht, sein Aussehen

1) Diese Entwicklung ist, seit Gibbons geistvoll-einseitiger Darstellung
und Jablonskis gelehrter Untersuchung ■— von der älteren polemischen
Litteratur ganz abgesehen — sehr oft behandelt worden, s. die Litteratur-
Übersicht vor den Belegen. Dennoch liess sich manches neue dazu sagen
auf Grund bisher zu wenig gewürdigten Materials. Wir versuchen in
möglichster Kürze die Hauptpunkte herauszuheben.
 
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