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Dobschütz, Ernst von
Christusbilder: Untersuchungen zur christlichen Legende — Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.4919#0122
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Kapitel V.

Das Christusbild von Edessa.

Die ursprüngliche Abgarlegende.

Zu Beginn des dritten Jahrhunderts trat Abgar IX. bar
Manu, Fürst von Edessa (179—214), zum Christentum über.
Kurze Zeit darauf war sein kleines Land wohl ganz dem Christen-
tum gewonnen. Es dauerte nicht lange, so bildete sich die
Legende aus, welche das Christentum im Fürstenhaus und Volk
von Edessa bis auf die Zeit Christi selber zurückführte.1)

Der Bericht, wie ihn in der ursprünglichen Form nach
syrischen Quellen Eusebios in seiner Kirchengeschichte2) mitteilt,
besagt folgendes.

Abgar Ukamä, ein Zeitgenosse Jesu,3) leidet an schwerer,
unheilbarer Krankheit. Da hört er von den wunderbaren Heilungen
des in Jerusalem aufgetretenen Propheten Jesus, deren Ruf sich
überallhin verbreitet. Er beschliesst, ihn um Hilfe anzugehen.
Durch einen Boten Ananias (Hannan) übersendet er ihm die

1) Die Entstehung der Ahgarlegende und ihr Verhältnis zur wirk-
lichen Geschichte von Edessa ist durch die Arbeiten von Gutschmid's,
Lipsius', Tixeronts und Duvals hinlänglich klargestellt. Wir dürfen davon
absehen, diese ganze zu unserem Thema nur in untergeordneter Beziehung
stehende Frage nochmals zu behandeln: Nur mit der Abgarlegende und
ihrer Fortentwicklung haben wir es hier zu thun. Vgl. die Litteraturüber-
sicht vor den Belegen.

2) s. 2 und 3.

3) Abgar V. Ukamä (der Schwarze) bar Manu regiert nach v. Gut-
schmid 29 in den Jahren 4 v. — 7 n. C. und wieder 13—50 n. C.; vgl. zu
dem Namen auch Prosopographia imperii Romani I. 1896, 1.
 
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