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Dobschütz, Ernst von
Christusbilder: Untersuchungen zur christlichen Legende — Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.4919#0283
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Kapitel VII,

Schlussbetrachtung.

In langer Reihe und bunter Mannigfaltigkeit sind die wunder-
bar entstandenen Bilder Christi, und ihnen sich anreihend, die
der Maria und anderer Heiligen, an uns vorübergezogen. Es ist
ein ganzes Stück Religionsgeschichte, das sich uns darin
darstellt.

Zurückreichend in die unergründlichen Anfangszeiten grie-
chischen Kulturlebens, da dieses sich in bisher noch nicht völlig
aufgeklärter Weise mit altsemitisch ein berührte, ist der Glaube
an himmelentstammte Götterbilder bald bei den Griechen heimisch
und mit besonderer Liebe gepflegt worden. An die Stelle meteo-
rischer Steinidole, die als Fetische verehrt wurden, traten Bilder
der verschiedenen Gottheiten, zunächst roh in Holz geschnitzt,
dann, den älteren unwillkürlich sich substituierend, immer schöner
geformte Werke der Kunst. Die fromme Verehrung sah jeden-
falls in ihnen wirklich entsprechende Darstellungen der Gott-
heiten. So fand das Christentum den Glauben an wunderbar
entstandene, „himmelentstammte" Götterbilder vor. Anfangs hat
es ihn bekämpft und verhöhnt. Dann aber hat es auch diesen
Glauben in seinen Dienst gezogen. Der christliche Achiro-
poi'iten-Glaube ist die Fortsetzung des griechischen
Glaubens an Diipete.

Diese These ist nicht neu. Schon der katholische Humanis-
mus hat ihr in seiner Weise Ausdruck gegeben, wenn er die
Termini der Antike auf die christlichen Kultgegenstände über-
trug.1) Deutlicher hat die Polemik besonders der reformierten

1) vgl. bes. S. 86.
 
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