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Dobschütz, Ernst von
Christusbilder: Untersuchungen zur christlichen Legende — Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.4919#0596
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282*

ν. Dobschütz, Christusbilder.

520—532 Varianten aus Wien. E. du Meril, Poesies populaires latines du
moyen-äge, Paris 1847, 343—357 verbessert Mones Text. Ich hoffe eine
kritische Textbearbeitung zu geben.

Pilatus'Jugendgeschichte. ■— Zu Rom regiert Titus, aussätzig; Vespasian,
im Westen (Spanien), hat Würmer in der Nase. Beide hören von Jesus.
Titus sendet Boten an Pilatus, der diese hinhält, unterdessen durch andere
Boten Geschenke nach Rom sendend. Diese werden zu Yespasian ver-
schlagen, der durch den Schwur bei seiner Nase, Christus an Pilatus zu
rächen, geheilt wird. Titus' Boten finden unterdessen eine Frau, die ihnen sagt:

v. 272 omnibus hunc rotis animi ferventer amari
et monimenta sui tribui mihi certa rogavi.
\saepe suis etenim dicebat se moriturum\
275 \perque crucis poenas patris ad dextram rediturum.]
accipiens igitior telam, quam fronte gerebam,
vultibus admovit statim multumque stupebam;
nam mox ut potuit faciem contingerc purum,
protinus impressam servavit tela figuram.
280 inspectä tela Christum vidisse putares,

sie barbam nigram, sie lumina dar α notares.
[hanc mihi salrator tribuens ait: ihoc tibi signum]
[in monimenta mei trado; sie iudieo dignun/.']
hanc summis studiis ampleetor ob eins amorem
285 nam morbos omnes pellit eimctumque dolorem.

Die (unbenannte) Frau geht mit den Boten nach Rom; beim Anblick des
Bildes wird Titus vom Aussatz rein. Vespasian kommt dazu; beide Könige
lassen Pilatus kommen, beschliessen ihn schmählichen Todes sterben zu
lassen. Er kommt dem durch Selbstmord zuvor; die Leiche wird in die
Rhone geworfen, von dort unter Wundern wieder herausgeholt und in den
Alpen versenkt. — Man beachte, wie der Hinweis auf den nahen Tod in
den jüngeren Texten verschärft ist.

Ein festes Datum für dies Gedicht wäre zu gewinnen, wenn es sicher
wäre, dass der 1156 schreibende Verfasser der Casus monasterii Petris-
husensis dasselbe benutzt hat, wenn er (II 33j zu der Wahl Rudolfs von
Schwaben zu Forchheim (in villa quae Forcheim dieituf) am 15. März 1077
am Rande des zu Heidelberg bewahrten Autographs bemerkt: Ex hoc loco
Pilatus domini crueifixor ortus dicitur, patre Ato, matre vero Pila, unde
Pilatus est compositum, et terra, ubi natus est, nulluni um quam omnino
germen genuit. unde tunc vulgus de Roudolfo coneinebat, quod alter Pilatus
surrexisset. Die Notiz über Forchheim stammt allerdings nicht aus dem
Gedicht : sie ist niedergelegt in dem alten Vers Vorchheimi natus est Pontius
ille Pilatus \ Tcutonicae gentis, crueifixor omnipotentis (Massmann 598;
Vind. 4558 f. 14'). Aber das Gedicht giebt den Ort frei, während die Prosa
Berleich nennt, und nur in dem Gedicht ist Atus der Vater, sonst der Gross-
vater. Ist der Spott auf Rudolf echt, so müsste schon um 1077 Pilati Herkunft
aus Forchheim oder dessen Gegend feststehender Glaube gewesen sein.
 
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