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Dobschütz, Ernst von
Christusbilder: Untersuchungen zur christlichen Legende — Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.4919#0743
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Beilage II 2183.

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palast an der Pharoskapelle (56), die Heilung eines Lahmen auf
dem Markte (60), die Feierlichkeit im Chrysotriklinion (63). Nach
etlichen wieder wörtlich mit % (26) übereinstimmenden Schluss-
worten (33 64) lässt 35 seine Rede in dem schwungvollen Schluss-
gebet (65) ausklingen.

Wie erklärt sich nun dies Verhältnis? Bei den letzten beiden
Teilen, vor allem der Beschreibung der Belagerung Edessas durch
Khosrev und des Einzuges des h. Bildes in Konstantinopel legt
sich der Gedanke, dass 21 ein Auszug aus 33 sei, sehr nahe.
Andererseits ist doch schon hier nicht zu verkennen, dass sich
vielfach schwer ein Grund angeben lässt, aus dem 2t dies oder
jenes in 33 ausgelassen haben sollte: der Hinweis auf die alt-
testamentliche Parallele (33 34), die Schilderung der Wunder im
Tone der Evangelien (35 52), einzelne Wunder wiedasam Euphrat(50)
und das auf dem Markte (60) sind so sehr im Stil und Geschmack
der Menaeen, dass man schwer begreift, warum der Bearbeiter
dieser Lektion sie übergangen haben sollte, wenn sie ihm in
schriftlicher Fixierung Torlagen. Wiederum machen Ausfüh-
rungen wie 35 28. 42. 54f. ganz den Eindruck freier Reflexionen
über den in 5C bereits fertig vorliegenden Text.

Die Entscheidung liegt überhaupt nicht in diesen Schluss-
teilen, die für uns schwer kontrollierbar sind, da die vorliegenden
beiden Texte die einzigen ausführlicheren Darstellungen bieten,
und wir nicht wissen können, wie viel davon auf Rechnung der
Überlieferung, der Augenzeugenschaft der Verfasser, oder ihrer
freien Gestaltungsgabe zu setzen ist. An diesem Schlussteil sind
wichtig nicht so sehr die Differenzen als die wörtlichen Uber-
einstimmungen, welche eine direkte Abhängigkeit des einen Textes
vom anderen — mit Ausschluss gemeinsamer Quellen — fordern.
Anders liegt es im I.Teil, wo wir mit Hilfe zahlreichen Materiales
genau in die Kompositionsweise beider Texte eindringen können.
Wir sehen an der ausdrücklichen Berufung auf schriftliche Quellen,
dass 35 mit solchen arbeitet, und zwar, wie das lange aus Euagrios
aufgenommene Citat beweist, frei, doch in einem Umfang, der
uns bei einer Rede befremdet. Die ausdrücklich genannten
Quellen, neben Euagrios noch das Synodalschreiben der Orientalen,
decken keineswegs alles, was 33 unter ihrer Flagge vorbringt:
am deutlichsten ist das bei der Belagerung, wo sich in dem
Synodalschreiben nur der letzte Zug findet, die ganze übrige
 
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