Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Dobschütz, Ernst von
Christusbilder: Untersuchungen zur christlichen Legende — Leipzig, 1899

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4919#0790
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
136**

ν. Dobschütz, Christusbilder.

4. Der Text ist zwar betitelt tractatus, tatsächlich ist es
ein sermo, d. h. eine Festpredigt, wie schon der Zusatz der Über-
schrift besagt. Zu welcher sollempnitas er so vorzüglich passte,
wissen wir leider nicht. Ich notiere nur aus dem von Graf
Riant, Exuviae II 290f. zusammengestellten Festkalender: 11. Juli
festum s. sudarii zu Besangon (desgl. 3. Mai festum sodalitatis s.
sudarii)] 8. Sept. und 2. Sonntag nach Ostern ostensio s. sudarii
zu Cadouin; 18. Okt. veneratio s. iconis zu Corbey. Diese Feste
beziehen sich freilich auf andere Heiligtümer, das Leichentuch
und die Veronica; aber es wäre nicht der einzige Fall, dass man
die Legenden unter einander vertauscht hätte. Auch ist nicht ge-
sagt, dass die Predigt von Anfang an für eben diese sollempnitas
bestimmt war.

Dass es eine Predigt ist, zeigt auch der rhetorische Stil
(Ausruf quam § 5, quid plura § 12) und die Anordnung: der Ver-
fasser bringt erst alles, was er über das Bild zu sagen weiss, und
geht dann mit einer deutlich rhetorisch gehaltenen Wendung auf
den Rest der Legende über, der ihn übrigens lange nicht so
interessiert.

5. Laut Überschrift ist der vorliegende lateinische tractatus
nur Übersetzung. Aus welcher Sprache, ist — vermutlich
durch Ausfall eines Wortes — nicht gesagt. In Betracht kommen
Griechisch und Syrisch. Schon bei Eusebios-Rufin las man ex
Syrorum lingua translata; dafür scheint auch der Inhalt, die edesse-
nische Abgarlegende, zu sprechen, insbesondere die direkten Nach-
richten über das Bild. Aber § 8 weist eher auf fremde Pilger,
die nur gelegentlich nach Edessa gekommen waren, und gerade
die Bildlegende ist, wie wir sahen, weit eher griechisch als syrisch
zu nennen. Für eine griechische Quelle sind geltend zu machen —
abgesehen von gewissen Eigenheiten des Stiles: isdem in der Art
des spätgriechischen pleonastischen αυτός, deseensurus is = καταβάς
präsentisch oder präterital, ohne part. Äquivalent im Latein, ähnlich
veniens 52 = ελ&ών, 65 = εργ_όμενος; quam perfectissimi et ius-
tissimi regis laudabile meritum4ä = ω τελειότατου και δικαιοτάτου
βαΟιλέως, μιο&ός επαινετός, wobei der Gen. mit der Partikel,
nicht mit dem folgenden Subst. zu verbinden ist. 1. 741 = ού τον
πάτερα... ΰωτηρία προτε'ρω αυτόν εδο^ρηϋατο, wo griechisch der
Dativ (st. Abi.) und auch das wiederholte Pron. ist, obwohl dies
semitisch sein könnte — zunächst die Namensformen Tadeus (syr.
 
Annotationen