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Dobschütz, Ernst von
Christusbilder: Untersuchungen zur christlichen Legende — Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.4919#0808
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ν. Dobschütz, Christusbilder.

von Persien. Den Zusatz zu dem Briefe Christi bietet Doctr.
Add. = Lerubna, nicht Moses, ebenso die Begegnung der Boten
mit Jesus im Hause Gamaliels. Das legt den Gedanken nahe,
dass eine ältere Form armenischer Abgarlegenden, mit einzelnen
Einwirkungen aus der Darstellung des Moses benutzt ist. Damit
sind aber keineswegs alle Momente erklärt. Die Zehnzahl der
Boten (§ 1) ruht offenbar auf Michael Syr. (88e = 97), der sie
aus Sach. 823 abgeleitet hat. Auf dieselbe Quelle weisen der
Aussatz (§ 2), die Aussonderung eines Malers aus der Gesandt-
schaft (§ 4). Anderes findet seine Parallelen anderweitig: die
Hereinziehung der Legende von den 3 Königen (§ 2) hat ihre
Analogie in der syrischen Fassung bei Salomo von Basra (94), die
wechselnde Erscheinung Christi in den verschiedenen Lebens-
altern (§ 4) in der Erzählung des älteren lateinischen Textes (III).
Besonders beachtenswert sind gewisse Berührungen mit der Fest-
predigt von 945, in dem Auftrag Abgar's an den Maler (§ 4),
der Vermittlerrolle des Thomas (§ 8), der Geschichte von Hiera-
polis (§ 9). Doch gerade letztere ist so verschiedenartig auf-
gefasst, dass eine direkte Benutzung der Festpredigt ausgeschlossen
erscheint; waren doch auch von dieser keine Spuren im Abend-
land vor dem 16. Jahrhundert zu finden. So viel Wahrschein-
lichkeit es hat, dass auf unsere Darstellung ausser Rufin andere
lateinische Quellen eingewirkt haben, so unsicher ist das in Be-
zug auf die griechischen. Für die armenischen aber werden wir
trotz der ausdrücklichen Erwähnung der libri Armmiorum (§ 2),
der Armeniorum scriptum (§ 6), armenica scriptum (§ 18) mehr
eine durch mündliche Mitteilungen vermittelte freie Kombina-
tion der verschiedenartigsten Uberlieferungen anzunehmen haben.
Besonders beachtenswert ist dabei die Angabe des Verfassers
über eine noch zu seiner Zeit bei den Armeniern an dem Sonn-
tag nach Ostern, da der Herr dem Apostel Thomas erschien,
gefeiertes Fest dieses Bildes (sonst finde ich hierüber nichts,
auch nicht beiNilles, Kai. man. 2II 561. 578). Offenbar liegt hierin
der Grund für die starke Hervorhebung des Thomas in dieser
Darstellung.

4. Der Verfasser, der hierin einmal etwas persönlicher
hervortritt, und wenn nicht direkt Kenntnis Armeniens, seiner
Sprache und kirchlichen Einrichtungen, so doch Bekanntschaft
mit Armeniern verrät, giebt sich ferner als Augenzeugen der
 
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