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Dobschütz, Ernst von
Christusbilder: Untersuchungen zur christlichen Legende — Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.4919#0810
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ν. Dobschütz, Christusbilder.

duiu's 11. an Ludwig d. Heiligen (1247), wenn unsere oben aus-
führlich dargelegte Kombination richtig ist, wonach dieser Text
bestimmt war, die Ansprüche Roms auf das h. Christus-Bild Ab-
gars anderen abendländischen, speziell den Pariser Ansprüchen
gegenüber, zu erweisen, wobei an das vatikanische Bild, die sog.
Veronica, gedacht war und in ganz eigenartiger Weise an die
Legende der Veronica angeknüpft wurde, eine Kombination, die
bei der Anwesenheit des syrischen Gesandten Rabban Sauma im
Jahre 1287 bereits vorhanden war. Diese Zeitbestimmung wird
ausser Frage gestellt durch die Beobachtung, dass zu den libri
Armeniorum auch die erst 1248 von dem Priester Ischök ge-
fertigte Übersetzung der Chronik Michaels des Syrers gehört.
Unser Text ist demnach im 3. Viertel des 13. Jahrhunderts in
Rom oder doch in dessen Nähe entstanden.

Doppeltes Interesse aber hat dieser Text dadurch, dass er
sehr bald nach seiner Entstehung einem Künstler Gelegenheit
bot, die ganze Abgarlegende, und zwar eben in dieser hier vor-
liegenden Form, zu illustrieren. Ich hoffe anderwärts diese
Bilder teilweise zu veröffentlichen und zu besprechen. Ihre An-
ordnung und ihr wesentlicher Inhalt wird ersichtlich durch die
oben in den Text eingefügten Zahlen. Bemerkung verdient hier
nur, dass dieser italienische Cyklus, der sich enge an diese latei-
nische Bearbeitung anschliesst, garnicht mit zwei anderen von
griechischen Künstlern herrührenden Cyklen zusammenzuhängen
scheint, über die Piper in den theol. Studien und Kritiken XXXIV,
1861, 490—496 gehandelt hat: auf einem Tafelbild der Prince-
Consort Collection (jetzt?) um die Darstellung des h. Mandylion
(s. bei Jameson-Eastlake, history of our Lord 21892 I 39) in 10
Szenen, im Anschluss an die Translationsfestpredigt; ferner vor
dem Text der Translationsfestpredigt in cod. Mosq. Syn. 9
(S. 35** C) vier Miniaturen, die wieder einen andern selbstän-
digen Cyklus darstellen. Wir haben hier einen neuen Beleg für
die eifrige Beschäftigung mit dieser Legende. Aber es zeigt sich
zugleich, dass es die Legende mit ihren Wundern, nicht das
Portrait Christi ist, welche wie den geistlichen Redner, so den
darstellenden Künstler interessiert. Das Christusbild dabei ist
ganz verschieden aufgefasst und meist nur recht mangelhaft zur
Darstellung gebracht.
 
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