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ν. Dobschütz, Christusbilder.
Predigt mit § 64 einen sehr wirkungsvollen Abschluss erreicht,
und dass es keineswegs bei den damaligen Homileten allgemein
üblich ist, die Predigt in ein Gebet ausklingen zu lassen; man
vergleiche die Festpredigten auf die Wiedeidierstellung der Bilder
und auf den Akathistos-Hymnos1). Andererseits schliessen die
formal der unsrigen ganz ähnlichen Festpredigten auf die Depo-
situm des Kleides Mariae und des GürtelsMariae mit einem Gebet2).
Auch ist das Gebet am Schluss der liturgischen Abhandlung ganz
überflüssig, während entsprechend dem Verhältnis von ÜB zu %
am Schlüsse so gut wie am Anfang etwas über 31 hinausgehende
Rhetorik erwartet wird. Die Frage lässt sich von hier aus nicht
entscheiden. Den Ausschlag giebt die Betrachtung der kleineren
Varianten.
Wir könuen drei Klassen von solchen unterscheiden: a) rein
stilistische Änderungen, b) epitheta ornantia, die sich in VX über
Σ hinaus finden und c) sachliche Zusätze. Bei allen drei Klassen
finden sich zahlreich solche, welche mit dem Text % überein-
stimmen, so dass man den Eindruck gewinnt: die Rezension VX
steht % näher als der Text 33. Dies lässt verschiedene Erklä-
rungen zu. Bei der oben zurückgewiesenen Annahme, 3Ϊ sei Ex-
zerpt aus 33, würde man zu sagen haben, zu dem Exzerpt sei
der von VX vertretene Text von 93 benutzt worden. Haben wir
recht, in 33 eine Bearbeitung von 51 zu erblicken, so liegt der
Gedanke am nächsten, dass in VX deren ursprüngliche Form ent-
halten, der von uns nach abgedruckte Text deren meta-
phrastische Umarbeitung sei. Diese Vermutung wird unterstützt
durch die Züge selbständiger Kenntnis, welche sich in λ7Χ finden.
Thatsächlich muss das Verhältnis jedoch umgekehrt werden:
VX enthalten eine Bearbeitung von Σ. Dafür spricht: 1) der
ganze Charakter der Varianten, zumal der gehäuften epitheta
ornantia, die eher zugesetzt als getilgt wurden; 2) dass sich ein-
zelne der Zusätze in VX direkt als Glossen geben3). Dabei ist
es — und das ist entscheidend —■ dem Bearbeiter einmal ge-
schehen, dass er falsch glossiert hat: § 23 ist unter dem vom
1) Cornbefis, Auctarium II 744 und 826.
2) ibd. 783 und besonders 802: αλλ' ώ δέσποινα d-εογεννητρια — προς
σε γαρ ανίίις δια των αξιεράστων σον περιβλημάτων άνατείνομαι — ...
3) Hier verdient auch Beachtung, dass sich in V selbst Marginalglossen
finden, 9 (47**7), 55 (79**22. 25), 61 (83**24), die gelehrte Arbeit andeuten.
ν. Dobschütz, Christusbilder.
Predigt mit § 64 einen sehr wirkungsvollen Abschluss erreicht,
und dass es keineswegs bei den damaligen Homileten allgemein
üblich ist, die Predigt in ein Gebet ausklingen zu lassen; man
vergleiche die Festpredigten auf die Wiedeidierstellung der Bilder
und auf den Akathistos-Hymnos1). Andererseits schliessen die
formal der unsrigen ganz ähnlichen Festpredigten auf die Depo-
situm des Kleides Mariae und des GürtelsMariae mit einem Gebet2).
Auch ist das Gebet am Schluss der liturgischen Abhandlung ganz
überflüssig, während entsprechend dem Verhältnis von ÜB zu %
am Schlüsse so gut wie am Anfang etwas über 31 hinausgehende
Rhetorik erwartet wird. Die Frage lässt sich von hier aus nicht
entscheiden. Den Ausschlag giebt die Betrachtung der kleineren
Varianten.
Wir könuen drei Klassen von solchen unterscheiden: a) rein
stilistische Änderungen, b) epitheta ornantia, die sich in VX über
Σ hinaus finden und c) sachliche Zusätze. Bei allen drei Klassen
finden sich zahlreich solche, welche mit dem Text % überein-
stimmen, so dass man den Eindruck gewinnt: die Rezension VX
steht % näher als der Text 33. Dies lässt verschiedene Erklä-
rungen zu. Bei der oben zurückgewiesenen Annahme, 3Ϊ sei Ex-
zerpt aus 33, würde man zu sagen haben, zu dem Exzerpt sei
der von VX vertretene Text von 93 benutzt worden. Haben wir
recht, in 33 eine Bearbeitung von 51 zu erblicken, so liegt der
Gedanke am nächsten, dass in VX deren ursprüngliche Form ent-
halten, der von uns nach abgedruckte Text deren meta-
phrastische Umarbeitung sei. Diese Vermutung wird unterstützt
durch die Züge selbständiger Kenntnis, welche sich in λ7Χ finden.
Thatsächlich muss das Verhältnis jedoch umgekehrt werden:
VX enthalten eine Bearbeitung von Σ. Dafür spricht: 1) der
ganze Charakter der Varianten, zumal der gehäuften epitheta
ornantia, die eher zugesetzt als getilgt wurden; 2) dass sich ein-
zelne der Zusätze in VX direkt als Glossen geben3). Dabei ist
es — und das ist entscheidend —■ dem Bearbeiter einmal ge-
schehen, dass er falsch glossiert hat: § 23 ist unter dem vom
1) Cornbefis, Auctarium II 744 und 826.
2) ibd. 783 und besonders 802: αλλ' ώ δέσποινα d-εογεννητρια — προς
σε γαρ ανίίις δια των αξιεράστων σον περιβλημάτων άνατείνομαι — ...
3) Hier verdient auch Beachtung, dass sich in V selbst Marginalglossen
finden, 9 (47**7), 55 (79**22. 25), 61 (83**24), die gelehrte Arbeit andeuten.