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Dobschütz, Ernst von
Christusbilder: Untersuchungen zur christlichen Legende — Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.4919#0859
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Beilage VI.

205**

Ausführungen (bes. § 17. 18) dogmenhistorisches Interesse, so
bietet die Bezeichnung Marias als ϋ-εός § 18, zu der auch Gedeon
3 Ausrufungszeichen setzt, einen überraschenden Beleg für die
Verirrung der Mariolatrie des 10. oder 11. Jahrhunderts. Denn
in diese Zeit, weit genug von dem Bilderstreite und seinen
Legenden, um die einleitende Ausführung über die alles der Ver-
gessenheit anheimgebende Wirkung der Zeit zu rechtfertigen,
wird diese Predigt zu setzen sein.

Ganz anderer Art ist die erste. Sie belegt in bemerkens-
werter Weise ein Gesetz des kirchlich-liturgischen Lebens, dass
auf eine Periode immer grösserer Häufung ein plötzliches Ab-
brechen, Zusammenziehen, Kürzen erfolgt1). Es sind 7 einzelne
Legenden, welche der Prediger so lose aneinander reiht, dass man
zweifeln kann, ob der Text, wie wir ihn aus dem cod. Mon. gr. 226
herausgehoben haben, wirklich eine Einheit bildet, zumal einzelne
der Stücke sich in anderem Zusammenhange in anderen Hand-
schriften finden. Dennoch glaube ich behaupten zu dürfen, dass
diese 7 Stücke nicht erst vom Schreiber dieser oder einer älteren
Handschrift, sondern von einem geistlichen Redner auch viel-
leicht des 11. oder 12. Jahrhunderts2) so zusammengefügt wurden;
und zwar zunächst auf Grund des handschriftlichen Befundes3)
und stilistischer Indicien4), sodann nach folgender Erwägung.

im Gegensatz zum Sitzen oder Knien bedeuten, sondern bezeichnet eine
feierliche Haltung mit erhobenem Haupte (vgl. Br. 4 32. δ9.13). — Unter
dem άναγινωακων kann man einen hier quasi die Besponsion anführenden
Lektor verstehen, doch vielleicht auch den Prediger selbst; vgl. 2ί VII 11,

II Clem. 191.

1) Vgl. hierüber die Ausführungen, die Herr Professor Drews im
Octoberheft der ZKG geben wird.

2) Das Prunken mit Homerzitaten (21 V δ) weist vielleicht auf die
Zeit des Tzetzes; es kann aber auch vom Verfasser aus der Quellendar-
stellung übernommen sein.

3) Dass die roten Teilüberschriften in Μ nicht ursprünglich sind, geht
nicht nur daraus hervor, dass sie nach den Übergangsformeln am Schluss von
I. IV. V. VI überflüssig, vor dem hieran anknüpfenden γαρ in VI sogar störend
sind, sondern vor allem daraus, dass sich in den andern Handschriften ganz
abweichende finden. — Nur II und III hängen gar nicht zusammen und bei

III ist der Eingang ort φησί in diesem Zusammenhang unverständlich, aber
ebenso wenn man das Stück isoliert, nicht wenn man es als Excerpt fasst.

4) Vgl. I 1 und VII 11; καλόν τοίννν xul I 1. VII 1; παράδοξον καϊ
εξαίσιον &αΐμα I 1. 6. III 3. VII 1, dieses in den unbedingt dem letzten Be-
 
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