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Dobschütz, Ernst von
Christusbilder: Untersuchungen zur christlichen Legende — Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.4919#0979
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Beilage VIII «Β.

325**

Basil. 1540, 786 unten). Das Schreiben hat weiterhin nur wenige
Verteidiger gefunden, unter denen besonders genannt werden der
spanische Arzt Ηγαετε (s. S. 311** ö) und der norwegische Theo-
loge H. Lemnich, Vindicatio incarnati veri Messiae promissi,
Rostock 1666. Das ganze schwere Geschütz wissenschaftlicher
Kritik führten dagegen ins Feld Reiske, Caepzov and Gabler,
während Dom Ceilliek, histoire des auteurs ecclesiasticpies I 498,
mit Recht bemerkt: II suffit de la lire pour etre persuade de sa
supposition.1)

Damit ist aber das litterarische Problem noch nicht gelöst:
aus welcher Zeit stammt die Fälschung? Seit Gabler ist es
üblich, als ältesten Zeugen Anselm von Canterbury (f 1109) zu
nennen.2) Das geschieht aber mit dem gleichen Recht, mit wel-
chem das Malerbuch (21 6, S. 305**) sich auf Germanos beruft.
Thatsächlich kommen nur sonst völlig unbekannte gesta An-
selmi in Betracht, als deren Auszug sich h giebt. Bemerkens-
wert ist dabei nur, dass sich hier sowenig wie in der Rezension
a, mit der h auch sonst verwandt ist3), der Name Lentulus findet.
Diese Rezension α ist nun aber wie dem Text nach, so vor allem
dem palaeographischen Charakter der Zeugen nach die älteste:
wir finden sie im 14. Jahrhundert benutzt von Ludolf von Sachsen,
einem Karthäuser-Prior zu Strassburg c. 13304), zugleich aber
abgeschrieben in Boehmen (α1) und dem Cistercienserstift Zwettl
in Niederösterreich (α5) mit dem Vermerk: aus Citeaux gebracht!

1) Vgl. Pamelius (S. 2S4 Α. 1) 110: taceo de Epistola Lentuli, ne forte
a quibusdarn reiiciatur. El. du Pin, Nouv. bibl. des auteurs eccles., Par.
1699 I 23: la supposition en est evidente.

2) Chässanaeus a. a. O. nennt als Gewährsmann Lactantius, nicht nur
für ep. Lent., sondern auch für das Apokryphon von Jesu Priestertum und
die ep. Pil. (I). Möglich, dass diese mehrfach vereinigten Stücke ihm in
einer Handschrift oder Ausgabe des Lactantius vorgekommen waren; eine
solche ist mir allerdings nicht bekannt geworden. Die Behauptung an
sich bedarf keiner Widerlegung.

3) s. das mit ep. Lent. in h wie in al [c¥) rf115 verbundene analoge Stück
über Maria, ZwTh. XLI, 1899, 401 ff.

4) t zu Mainz. — Von seiner zu Strassburg verfassten Vita Christi
oder Meditationes vitae Christi sind aus der Zeit vor 1500 über 14 latei-
nische Drucke, dazu 3 Drucke eines Auszuges, 4 französische und eine
Reihe anderer Übersetzungen bekannt, s. Hain, Rep. bibl. II 1 293 ff., Co-
pinger I 305 f. II 1 367, Brunet 3III 1225 f., Graesse, tresor IV 291 f.
 
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