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Dörpfeld, Wilhelm; Forbat, Fred; Forbat, Fred [Oth.]
Alt-Olympia: Untersuchungen und Ausgrabungen zur Geschichte des ältesten Heiligtums von Olympia und der älteren griechischen Kunst (1. Band) — Berlin: Mittler, 1935

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https://doi.org/10.11588/diglit.71562#0026
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4 I. Abschnitt: Neue Ausgrabungen in Olympia

nach seinem Fortgang von Olympia verdoppelt hatte. Man durfte mindestens eine
Erklärung darüber erwarten, ob der Verfasser seine frühere These noch in vollem
Umfange aufrecht halte. Im IV. Bande und auch im übrigen Olympia-Werke sucht
man aber vergebens nach einer Aufklärung über diese fühlbare Lücke.
Furtwängler hat später in einer Polemik gegen mich das Vorhandensein der
Lücke selbst festgestellt und den Grund ihrer Entstehung wenigstens angedeutet.
Er schreibt (Sitzungsber. der Münch. Akad. 1906, 479): „In meiner vollständigen
Bearbeitung der kleineren Funde (Olympia IV) ist alles tatsächliche Material ge-
ordnet vorgelegt und die Schlüsse sind leicht zu ziehen. Leider wurde ich damals
verhindert, die zusammenfassende Behandlung zu publizieren, die ich vorbereitet
hatte, und die den olympischen Funden ihre Stellung innerhalb der vor- und früh-
geschichtlichen Kultur Europas anweisen sollte; dieses Vorhabens halber hatte ich
in jenem Bande alle Schlüsse aus dem Material zu ziehen vermieden."
In diesen etwas dunklen Sätzen wird zwar von einer Verhinderung gesprochen,
aber nicht gesagt, was oder wer die Veröffentlichung der zusammenfassenden
Behandlung der Kleinfunde im IV. Bande verhindert hat. Dass Ernst Curtius das
Hindernis gebildet hat, wie ich bezeugen kann, deutet Furtwängler selbst in den
Worten an, die unmittelbar auf obiges Zitat folgen: „Als Ernst Curtius die Ge-
schichte Olympias zu schreiben unternahm (Olympia I, 1897, 26 f.), da hat er nur
einen ganz ungenügenden Gebrauch von dem Material machen können, das ich in
jenem Bande IV verarbeitet hatte. Denn diese Dinge lagen ihm, wie den Gelehrten
seiner Generation überhaupt, ja ganz fern."
Auf den letzteren Vorwurf hier näher einzugehen, möchte ich mir versagen,
obwohl ich manches zur Verteidigung von Curtius und seiner Generation sagen
könnte. Ich muss aber betonen, dass Curtius nicht nur die bis zum Sommer 1879
gefundenen, von Furtwängler bearbeiteten Kleinfunde gesehen und studiert hatte,
sondern auch die zahlreicheren, später gefundenen. Selbstverständlich kannte er
auch sehr genau die revolutionären Ansichten seines damaligen Assistenten am
Berliner Antiquarium; hatte er doch selbst ihm die Erlaubnis erteilt, die Abhand-
lung über die Bronzen von Olympia zu verfassen und der Berliner Akademie vor-
zulegen. Es war also nicht, wie Furtwängler sagt, Mangel an Kenntnis des reichen
Materials und an der Fähigkeit zu seiner Beurteilung, und es war auch nicht
fehlendes Verständnis für die Dinge überhaupt, wenn Curtius die Datierung der
obenerwähnten drei Gruppen von Bronzen durch Furtwängler für unrichtig hielt
und seinen Schlüssen für die Geschichte Olympias widersprach. Es war vielmehr
einerseits die hohe Wertschätzung der vielfachen literarischen Überlieferung über
das frühe Alter von Olympia und andererseits die abweichende Datierung der
Kleinfunde, die Curtius verhinderten, die neue Lehre Furtwänglers anzunehmen.
In dieser Auffassung wurde er bestärkt durch meine hohe Datierung des Heraions,
die sich auf den Bau selbst und auf die bestimmte Überlieferung über sein hohes
Alter stützte, und ferner durch die dadurch bedingte noch höhere Datierung der
primitiven und geometrischen Weihegaben, die unter dem Tempel gefunden waren.
 
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