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Dörpfeld, Wilhelm; Forbat, Fred; Forbat, Fred [Bearb.]
Alt-Olympia: Untersuchungen und Ausgrabungen zur Geschichte des ältesten Heiligtums von Olympia und der älteren griechischen Kunst (1. Band) — Berlin: Mittler, 1935

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https://doi.org/10.11588/diglit.71562#0312
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XIII. Abschnitt: Entwicklung der älteren griechischen Kunst

XIII. ABSCHNITT
DER URSPRUNG UND DIE ENTWICKLUNG DES
ÄLTEREN GRIECHISCHEN KUNSTGEWERBES
EINLEITUNG
Im Laufe meiner langen eigenen Ausgrabungstätigkeit in Griechenland und
Kleinasien und bei meinen zahlreichen Besuchen fremder Grabungsstätten habe
ich die beste Gelegenheit gehabt, die verschiedenen Arten der Tonware und auch
der Bronzen und Terrakotten kennen zu lernen, die in den einzelnen Landschaften
neben- oder nacheinander im Gebrauch gewesen sind, und mir so ein Bild zu
machen von der Entwicklung des griechischen Kunstgewerbes, besonders auf dem
Gebiete der Keramik. Dadurch bin ich schon früh zum Nachdenken darüber an-
geregt worden, aus welchen Wurzeln die griechische Kunst der späteren
Zeit erwachsen ist.
Um diese Wurzeln zu finden und kennen zu lernen, habe ich mir seit Jahr-
zehnten drei Fragen vorgelegt und zu beantworten gesucht. Erstens: Welche Kunst-
art haben die ältesten Griechen, die homerischen Achäer, die Inhaber der grie-
chischen Sprache, aus ihrer nördlichen Heimat mitgebracht, als sie nach der fast
allgemeinen Ansicht in der ersten Hälfte des II. Jahrtausends in den südlichen
Teil der Balkan-Halbinsel einwanderten? Zweitens: Welche verschiedenen Arten
der Tonware und des übrigen Kunstgewerbes haben sie damals in den verschie-
denen Teilen Griechenlands bei den nichtgriechischen Volksstämmen vorgefunden,
von denen uns die alten Schriftsteller berichten? Drittens: Welche fremden
Kunstrichtungen sind später aus anderen Ländern eingeführt worden, namentlich
aus dem Orient, der von der literarischen Überlieferung immer wieder als Ur-
sprungsland einer hohen Kunst und Kultur bezeichnet wird? Die Beantwortung
dieser drei Fragen musste mir die drei Hauptwurzeln der späteren griechischen
Kunst zeigen.
Die erste Wurzel war offenbar die eigene Kunstart der Griechen
selbst, über deren Gestalt die Ansichten der Forscher, wie wir später sehen
werden, in bezug auf die Tonware weit auseinander gehen. Es musste die Keramik
der ältesten Griechen, der Achäer, festgestellt werden, aber auch die der jüngeren
Griechen, der Dorier. Man durfte annehmen, dass beide Stämme eine ähnliche
Kunst aus ihrer nördlichen Heimat mitgebracht hatten, wenn sie auch zu ver-
schiedenen Zeiten nach Griechenland gekommen waren.
Die zweite Wurzel waren die sehr verschiedenen Kunstrichtungen,
die bei den zahlreichen vorgriechischen Vö1kerstämmen im Gebrauch
 
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