Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Veränderungen des Bauplans

Während die lichte Breite der ganzen Steindecke, wie ich schon erwähnte, im ursprünglichen
Plan 16 Fuß betragen sollte, ist sie bei der Ausführung infolge der Verschiebung der West-
mauer zunächst um 3 Fuß, die durch das Kekrops-Grab veranlaßt war, auf 13 Fuß verringert
worden. Daß dies Maß beabsichtigt war, haben die Amerikaner bestätigt. Sie glauben, daß
es seit dem 5. Jahrhundert bestanden habe und geben daher dem Westraum auf allen ihren
Plänen für die griechische Zeit eine Breite von 13 Fuß. Dabei folgen sie den Beobachtungen,
die R. Borrmann mit mir vor 50 Jahren an der Süd- und Nordwand des Westraumes gemacht
und veröffentlicht hat (AM. 1881, 388f.). Während aber Borrmann und ich eine Veränderung
der Ostwand des Westraumes erst für die byzantinische Zeit angenommen hatten, haben die
Amerikaner durch sorgfältige Untersuchungen festgestellt, daß eine Verschiebung der Ost-
wand nach Westen um 1 Fuß schon in römischer Zeit bei dem Umbau unter Kaiser Augustus
erfolgt ist. Sie haben aber erst nach dem Abschluß ihres Buches erkannt, daß an derselben
Stelle, wo nach ihrer Ansicht die römische Ostwand gestanden hat, und wo in griechischer
Zeit der hölzerne „bent beam" und darunter zwei seltsame Konsolsteine gelegen haben sollen,
schon in griechischer Zeit je ein Wandpfeiler an der Nord- und Südwand vorhanden war. In
den „additional notes" (EW. 646) haben Stevens und Paton diese beiden Pilaster zwar ge-
zeichnet und beschrieben (Fig. 235), aber nicht zu erklären gewußt; sie sehen jedoch ein, daß
die Pfeiler zu den hölzernen Kopfbändern nicht passen. Ich werde unten den Beweis erbringen,
daß die Verschiebung der Ostwand um 1 Fuß schon im 5. Jahrhundert während der Aus-
führung des Baues erfolgt ist und daß die Breite des Westraumes in griechischer Zeit nur
12 Fuß betragen hat. Die Römer haben dann ihre Ostwand an derselben Stelle erbaut.

Arbeit an der Decke laut Inschrift

Nach dieser Abschweifung über die Verschiebung der griechischen Ostwand des Westraumes
um 1 Fuß und der Westwand um 3 Fuß kehren wir zu unserer Steindecke (der öpocpYj xa^isuXir])
zurück und können jetzt feststellen, daß sie, den Maßen des griechischen Westraumes ent-
sprechend, eine lichte Breite von 12 Fuß und eine Länge von 30 Fuß gehabt hat. Uber die
Zahl und die Abmessungen der einzelnen Steinplatten (asXios?) macht unsere Inschrift leider
keine Angabe, und auch aus der Zahl der Arbeiter und ihrem Tagelohn ist nichts Wesentliches
hierüber zu entnehmen. Nur kann man erkennen, daß die geringe Bezahlung für die Heran-
schaffung und Verlegung der Steintafeln, nämlich nur 6 Drachmen (6 Tagewerke), selbstver-
ständlich nicht ausreicht, um die ganze Steindecke herzustellen. Darum handelt es sich aber
auch nicht. Denn ich zeigte schon, daß die Steinbalken selbst schon längst verlegt sein mußten,
und daher bestand die Arbeit nur in der Hereinlegung eines Teils der Platten in ihre Lager
zwischen den Balken. Denn die Inschrift scheint nur von einigen Platten zu sprechen, weil
andere schon vorher verlegt und verrechnet sein konnten. Ferner ist auch unbekannt, aus
wie vielen einzelnen Steinen jede Plattenreihe zwischen zwei Balken bestand: es können zwei
Steine mit einer Fuge in der Mitte des Daches, eher aber eine ungerade Zahl von Steinen
gewesen sein, wobei der mittlere Stein jeweils den First enthielt und damit dem Wort xa|nruXir]
am genauesten entsprach. Für die Tragfähigkeit der Decke war das gleichgültig, weil die Stein-
balken die eigentlichen Träger waren. Die Aufteilung wird sich wohl danach gerichtet haben,
wie die Fugen zu den Kassettenstegen paßten. Bei der Decke der Nordhalle sind kleine Platten
von je zwei Kassetten zwischen den Balken angeordnet. Bei unserer Decke waren die Platten
größer. Ich nehme an, daß jede Reihe mit Ausnahme der unregelmäßigen südlichen aus je
3 Steinen von 4 Fuß Breite und von über 4 Fuß Länge bestand, so daß jede Platte 2 Reihen
von je 2—3 Kassetten enthielt (Abb. 1).

18
 
Annotationen