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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (1,1): Kunst und Künstler Deutschlands und der Niederlande bis gegen die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1877

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Lemcke, Carl von: Peter Paul Rubens: geb. in Siegen den 29. Juni 1577, gest. in Antwerpen den 20. Mai 1640
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https://doi.org/10.11588/diglit.33504#0469

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SEINE VORLÄUFER. OTTO VENIUS. 19

mäßige Nachahmung zugleich von Rafael und etwas von Veronele; ein noch nicht
in Fluls gerathener Rubens — lautet das Urtheil vor einigen Werken; vor andern:
mehr venetianilch; die Figuren wie venetianilche SchauRücke, nur noch leelen-
loser. In einigen ist bei Reifer, Ichwungloler Zeichnung Adel der Auffalsung.
In Bildern,, wie die, worin er den Kampf des Claudius Civilis illuRrirt, sind bei
vielen Verzeichnungen, üblen Verkürzungen, hölzernen Pferden u. dgl. Köpfe, Stel-
lungen^, Farbenzulammenletzungen, wie Rubens he liebt, noble zarte Figuren
ganz romantilcher Art und vor Allem ein Colorit, so vertchmelzend und eigen-
thümlich, zumal auch eine Behandlung der Landlchaft in Form und Colorit, dals
man diesem Meister ein tieferes Interesse zuwenden muls und in ihm keinen engen
FörmaliRen, londern über hch hinauswehenden Geist erkennt.
Bis auf das Ipringende Leben in Allem, bis auf die eigenthümliche Farben-
hitze und die Kraft und Wahrheit des einen, Alles beherrschenden, lebendig
machenden Lichtes war die KunR, die der geniale Rubens dann zur höchsten
Vollendung bringen lollte, von talentvollen Vorgängern schon vorgebildet. Wie
der junge Shakelpeare, wie der junge Goethe oder Napoleon Buonaparte, Rand
Rubens nicht einlam. Auch die berühmteRen Sieger im Rennen pflegen nur um
einige Längen den NächRfolgenden voraus zu lein, und sind deshalb doch
bei gleichen Bedingungen Rets die alle höchRen Preile gewinnenden Sieger.
H. van Baien, Abr. Janssens, J. Bruegel, Vrancx, Snyders, die Francken, Jor-
daens, Kalp. de Craeyer, Wildens, Dan. und Ger. Seghers, Luc. van Uden,
Anton van Dyck und Andere weilen uns die GrÖlse des Gelchlechtes dieler
Rubenslchen Zeit.
Es iR mit der genauen Kenntnils der Werke von Rubens und belonders hinlicht-
lich der Zeit ihrer EntRehung noch nicht gut beRellt. Ch. Ruelens hat in der Zeit-
schrift IT Art universel vom 25. Februar 1876 darauf hingewielen, und schlägt vor,
dals Antwerpen einer Commishon die Arbeit über Rubens^ Werke auftrage (Nomen-
clatur aller Arbeiten, Bilder, Zeichnungen und Stiche, Anzeige der unbeRrit-
tenen Originale, Disculhon über die zweifelhaften, Photographien der bekannten
Werke, lomit ein ofhcielles Album der Werke Rubens, dessen KoRen er auf
etwa 150,000 Frs. veranlchlagt), das beRe Ehren- und FeRgelchenk zu dem
RubensfeR des nächRen Jahres, das die VaterRadt zu Ehren ihres grolsen Sohnes
bieten könne.
Wir schicken dielen Flinweis vorauf. Die Schwierigkeit in der Beurtheilung
von Gemälden, dadurch entRehend, dals der MeiRer einige Bilder lelbR Ipäter
noch wieder übergangen hat, wovon belonders Jugendwerke betroffen werden,
und dals lehr viele nachher durch ReRauratoren wieder aufgefrilcht und nur zu
viele dabei total in der Farbenwirkung verändert lind, iR bekannt.
Zwei Bilder der Antwerpener Galerie lollen von Rubens vor der italienilchen
Reite gemalt sein. Die Dreieinigkeit (la trinite N. 314) zeigt den todten ChriRus
im Schoolse Gottes, zu jeder Seite einen Engel. In dielem Bilde, das lonR alle
Rubenslchen Merkmale hat, iR Gott gleichsam ChriRus prälentirend dargeRellt;
letzteren könnte man, sähe man nicht das Blut, für lchlafend, ja vielleicht für
einen etwas trunkenen Schläfer halten. Der eine Engel weint lehr manierirt.
Das Gemälde entlpricht der ablonderlichen, lentimentalen, uns oft bis zum
läppilchen .unwürdig erlcheinenden, damals aber lelbR bei den FrömmRen be-
liebten Behandlung lolcher Stoffe, die wir in der Poelie bei unterem deutlichen
 
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