UMFANG SEINER THÄTIGKEIT.
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Folge dort nachlefen mag. Das Bild feiner Thätigkeit als Architekt wird aber erft
voll, wenn man die zahlreichen Mappen mit Entwürfen und Zeichnungen aus dem
Schinkel-Mufeum hinzunimmt, darunter gerade die genialften Gedanken des Mei-
fters: die Entwürfe für das SchlofsOrianda in der Krimm und die auf Anregung des
Kronprinzen Friedrich Wilhelm entflandene grofse baukünfllerifche Phantahe, die
Schöpfung einer idealen Fürflenrehdenz, welche in dem von ihm gegen Ende
feines Lebens concipirten grofsen Eehrbuche über die Baukunft publicirt werden
follte. Auch andere Vorarbeiten zu diefem Werke bergen noch die Mappen des
Mufeums, wie fein „Nachlafs" allerlei literarifche, für die kunflphilofophifche An-
fchauung Schinkels höchfl intereflante Aphorismen zu dem projektirten Texte
bietet. Es liegt auf der Hand, dafs bei diefer Fülle der Thätigkeit nicht alle
Arbeiten gleichwerthig fein konnten; vieles hat, als von Natur untergeordnet, von
vorn herein nur nebenfächliche Bedeutung; aber auch an einer nicht unerheblichen
Zahl von gröfseren Bauten Schinkels gehen wir heute fchon intereffelos vorüber;
ihren Platz finden he nur noch in ausführlicheren Monographien, als diefe in einen
Gefammtrahmen eingefügte CharakteriPik es fein kann. Anderes heute noch Ge-
fchätzte wird im Laufe der Folgezeit mehr und mehr in den Hintergrund treten.
Immer aber wird eine Anzahl von Schöpfungen von allgemein gültigem und des-
halb dauerndem Werthe übrig bleiben, durch die er hch feinen Platz unter den
erften MeiPern feines Faches erworben; mit diefen haben wir uns etwas eingehen-
der zu befchäftigen.
Gleich das erhe Bauwerk, welches Schinkel nach wiederhergehelltem Frie-
den im Jahre 1816 für den Staat ausführte, die neue Wache, hat das Zophge
der früheren Arbeiten fo gut wie ganz abgeworfen. Nur leife Spuren der Re-
miniscenz an die alte Zeit findet das kundige Auge in dem Grundgedanken
eines zwifchen zwei fchweren Pfeilern angeordneten dorifchen Giebels. Wie
glücklich aber wirkt hier diefes Motiv in feiner kräftigen Gliederung der
Maffen und den damit erreichten Parken Gegenfätzen von Licht und Schatten;
wie muPerhaft hnd die VerhältniPe, wie fein und frifch die Details! KunP-
gefchichtlich iP das kleine Bauwerk von Bedeutung als das erPe hchtbare
Zeichen einer neuen Zeit in Deutfchland. Ein weiter Sprung liegt zwifchen ihm
und den letzten Schöpfungen der vorigen Periode in Berlin — man nehme etwa
die alte Münze von Heinrich Gentz am Werder'fchen Markt. Hier noch ein
unklares Suchen auf Grund mifsverPandener Vorbilder, mehr nur die Negation
aller früheren architektonifchen Ideale, dort die Abklärung einer neuen, entwicke-
lungsfähigen Formbehandlung.
Ganz frei, ganz der Führer der neuen Zeit erfcheint Schinkel dann im Neu-
bau des 18 iy abgebrannten Schaufpielhaufes. Dies wurde der epochemachende
Bau, der Berlin zum Vorort der helleniPifchen Schule unteres Jahrhunderts erhob.
Auf Antrag des damaligen Intendanten Grafen Brühl wurde Schinkel, als wdem
vorzüglichPen Architekten in Sr. MajePät Staaten, der Neubau übertragen. Am
4. AuguP 1818 fand die GrundPeinlegung, am 26. Mai 1821 die Einweihung des
Gebäudes bekanntlich mit einem von Goethe zu diefem Zwecke gedichteten Pro-
loge Patt. IP es nöthig, die grofsen, oft betonten Schönheiten diefes Werkes
noch einmal im Einzelnen hervorzuheben, noch einmal auf die glänzende archi-
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Folge dort nachlefen mag. Das Bild feiner Thätigkeit als Architekt wird aber erft
voll, wenn man die zahlreichen Mappen mit Entwürfen und Zeichnungen aus dem
Schinkel-Mufeum hinzunimmt, darunter gerade die genialften Gedanken des Mei-
fters: die Entwürfe für das SchlofsOrianda in der Krimm und die auf Anregung des
Kronprinzen Friedrich Wilhelm entflandene grofse baukünfllerifche Phantahe, die
Schöpfung einer idealen Fürflenrehdenz, welche in dem von ihm gegen Ende
feines Lebens concipirten grofsen Eehrbuche über die Baukunft publicirt werden
follte. Auch andere Vorarbeiten zu diefem Werke bergen noch die Mappen des
Mufeums, wie fein „Nachlafs" allerlei literarifche, für die kunflphilofophifche An-
fchauung Schinkels höchfl intereflante Aphorismen zu dem projektirten Texte
bietet. Es liegt auf der Hand, dafs bei diefer Fülle der Thätigkeit nicht alle
Arbeiten gleichwerthig fein konnten; vieles hat, als von Natur untergeordnet, von
vorn herein nur nebenfächliche Bedeutung; aber auch an einer nicht unerheblichen
Zahl von gröfseren Bauten Schinkels gehen wir heute fchon intereffelos vorüber;
ihren Platz finden he nur noch in ausführlicheren Monographien, als diefe in einen
Gefammtrahmen eingefügte CharakteriPik es fein kann. Anderes heute noch Ge-
fchätzte wird im Laufe der Folgezeit mehr und mehr in den Hintergrund treten.
Immer aber wird eine Anzahl von Schöpfungen von allgemein gültigem und des-
halb dauerndem Werthe übrig bleiben, durch die er hch feinen Platz unter den
erften MeiPern feines Faches erworben; mit diefen haben wir uns etwas eingehen-
der zu befchäftigen.
Gleich das erhe Bauwerk, welches Schinkel nach wiederhergehelltem Frie-
den im Jahre 1816 für den Staat ausführte, die neue Wache, hat das Zophge
der früheren Arbeiten fo gut wie ganz abgeworfen. Nur leife Spuren der Re-
miniscenz an die alte Zeit findet das kundige Auge in dem Grundgedanken
eines zwifchen zwei fchweren Pfeilern angeordneten dorifchen Giebels. Wie
glücklich aber wirkt hier diefes Motiv in feiner kräftigen Gliederung der
Maffen und den damit erreichten Parken Gegenfätzen von Licht und Schatten;
wie muPerhaft hnd die VerhältniPe, wie fein und frifch die Details! KunP-
gefchichtlich iP das kleine Bauwerk von Bedeutung als das erPe hchtbare
Zeichen einer neuen Zeit in Deutfchland. Ein weiter Sprung liegt zwifchen ihm
und den letzten Schöpfungen der vorigen Periode in Berlin — man nehme etwa
die alte Münze von Heinrich Gentz am Werder'fchen Markt. Hier noch ein
unklares Suchen auf Grund mifsverPandener Vorbilder, mehr nur die Negation
aller früheren architektonifchen Ideale, dort die Abklärung einer neuen, entwicke-
lungsfähigen Formbehandlung.
Ganz frei, ganz der Führer der neuen Zeit erfcheint Schinkel dann im Neu-
bau des 18 iy abgebrannten Schaufpielhaufes. Dies wurde der epochemachende
Bau, der Berlin zum Vorort der helleniPifchen Schule unteres Jahrhunderts erhob.
Auf Antrag des damaligen Intendanten Grafen Brühl wurde Schinkel, als wdem
vorzüglichPen Architekten in Sr. MajePät Staaten, der Neubau übertragen. Am
4. AuguP 1818 fand die GrundPeinlegung, am 26. Mai 1821 die Einweihung des
Gebäudes bekanntlich mit einem von Goethe zu diefem Zwecke gedichteten Pro-
loge Patt. IP es nöthig, die grofsen, oft betonten Schönheiten diefes Werkes
noch einmal im Einzelnen hervorzuheben, noch einmal auf die glänzende archi-