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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (4,1): Kunst und Künstler der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1886

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Dohme, Robert: Karl Friedrich Schinkel: geb. in Neu-Ruppin d. 13. März 1871, gest. in Berlin d. 9. October 1841
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https://doi.org/10.11588/diglit.36323#0040
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KARL FRIEDRICH SCHINKEL.

war, in jenen prachtvollen Perfpectiven und Durchblicken durch Säle, Höfe, Hallen
hinaus auf das blaue Meer oder die Eidliche Landfchaft lieh im farbig realen
Bilde vorzuführen, was fein geiltiges Auge erfchaut. Er felbE nennt die ihm ge-
wordene Aufgabe Mür den Architekten das Reizendfte, was er zu wünfehen in
hch fühlt. t< — Auf einer Felsklippe, hart am Meere, dachte er hch Schlofs Orianda
aufEeigend, hch abhebend von einem Hintergründe üppig grünen Waldgebirges.
Um ein tempelartiges Cahno auf hohem Unterbau, der zu einem Mufeum tauri-
fcher Alterthtimer beEimmt war, gruppiren hch in weitem Rechteck die Gebäude,
in den Uanghügeln die Gemächer für Kaifer und Kaiferin, an der einen Schmal-
feite, nach dem Meere zu, die Empfangs- und Gefellfchaftsräume. Hier
brauchte hch Schinkel endlich einmal keine Schranken aufzulegen, er konnte frei
aus den Tiefen feiner Phantahe ohne Rückhcht auf etwaige Knappheit der Geld-
mittel die Aufgabe löfen. — Der Bau ih aus unbekannten Gründen nicht zur Aus-
führung gelangt; angeblich follen auch die Originalentwürfe bald nach Schinkels
Tode verfchwunden fein. Schinkel erhielt als Lohn für fein herrliches Werk, die
letzte gröfste, völlig ausgereifte Arbeit feines Lebens, — eine Perlmutterdofe.
Nach Jahresfrift wurde ihm dann noch die Erlaubnifs feine baaren Auslagen liqui-
diren zu dürfen.
Schon 1834 hatte Schinkel ein ähnliches grofses Werk für das Ausland ent-
worfen, einen Palah auf der Akropolis von Athen für König Otto von Griechen-
land. (S. die Abbild. S. 21.) Derfelbe ift gleichfalls nicht zur Ausführung gelangt,
Echt auch an künltlerifcher Bedeutung hinter den Plänen für das Schlofs Orianda
zurück. Unter den übrigen Entwürfen Schinkels, die nur auf dem Papier geblie-
ben, feien hier nur noch erwähnt, für Berlin: die Neubauten der Bibliothek und
des Rathhaufes, der Umbau der Kunftakademie, fechs Entwürfe zu einem Denkmal
Friedrichs des Grofsen, drei zu einem PalaE für den Prinzen Wilhelm, den jetzigen
Kaifer; unter den ausgeführten Arbeiten: die Umbauten derPaläEe für die Prinzen
Karl, Albrecht, Friedrich, das Monument auf dem Kreuzberge und viele andere
Werke. Alles dies, wie feine weitverzweigte Thätigkeit in den Provinzen, feine
thatkräftige Förderung des KunEgewerbes, feine zahlreichen Entwürfe für
Theaterdekorationen, feine literarifchen Arbeiten, können hier nur im Ganzen
erwähnt werden.

Es erübrigt noch, einen kurzen Blick auf die äufsere Entwickelung von
Schinkels Leben zu thun. 1809 hatte er hch bereits vermählt, 1811 machte er
mit feiner jungen Gattin einen Aushug über Dresden und Prag nach dem Salz-
kammergut; in demfelben Jahre ernannte ihn die Akademie zu ihrem ordentlichen
Mitgliede, 1820 zum Mitgliede des Senats und ProfeEor, 1830 wurde er Ober-
Bau-Direktor, 1838 endlich erhielt er den höchEen Rang, den fein Fach bietet,
den eines Ober-Landes-Baudirektors. Mehrmals noch unterbrach er den Lauf
feiner praktifchen Thätigkeit durch gröfsere Studienreifen: 1824 finden wir ihn
auf fünf Monate in Italien; 1826 ging er in Gemeinfchaft mit Beuth, wie fchon
oben erwähnt, nach Paris und England, wo ihn neben den künElerifchen die
grofsen induEriellen und technologifchen Einrichtungen interefhrten. Waren
diefe und fo viele kleinere Reifen auch Unterbrechungen der regelmäfsigen Ber-
 
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