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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (4,1): Kunst und Künstler der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1886

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Eggers, Friedrich: Johann Gottfried Schadow und Christian Daniel Rauch
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https://doi.org/10.11588/diglit.36323#0134
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JOHANN GOTTFRIED SCHADOW. 1788—1824.

weife mit allegorifchem Apparat. Die aus dem Ganzen herausgenommene Einzel-
figur hat mit dem Zopfhil regelmäfsig nichts weiter gemein, als dafs antike
Motive der Gewandung bevorzugt werden; Stellung, Haltung, Geberde aber ver-
leugnen die Manierirtheit des Zopfes gänzlich und Und durchaus realiflifch gedacht,
wenn nicht bisweilen ein pathetifcher Zug hinzugethan ih, der dann aber der edlen
Einfachheit der Antike abgelaufcht erfcheint. Als zu diefer Gattung Schadow'fcher
Werke gehörig ift aus deren Abbildungen bekannter der Entwurf zum Grabmal
des Prinzen Louis. Alsbald nach dem Tode des Prinzen ward Schadow von
deffen Gattin aulgefordert, dies Denkmal nach ihrer Idee zu entwerfen. Es ge-
fchah nach einer Zeichnung (im Belitz der Bibliothek der Kunhakademie), welche
ein Marmorrelief darhellt in architektonifcher Umrahmung von dunklem Marmor.
Die Prinzefhn kniet zur Linken neben einem in geringer Verkürzung quer durch
die ReliefHäche gehellten Sarkophage; vor ihr die beiden älteren Kinder, während
das jünghe zwifchen diefen noch im Wiegenkorbe liegt. Am Fufsende des Sar-
kophages liegen Helm, Schwert und Ritterhandfchuhe des Prinzen, der mit den
übrigen Stücken der Ritterrühung bekleidet in fchwebender Haltung von einer
Wolke getragen über den Sarkophag emporheigt, den Abfchiedsgrufs winkend.
Diefer vom Könige Friedrich Wilhelm II. genehmigte Entwurf kam nach dehen
(1797) erfolgten Tode nicht zur Ausführung.
Vollendet ward aber im folgenden Jahre (1798) ein Marmordenkmal für den
Kommerzienrath Schütze in der Kirche des ihm gehörigen Gutes Schöneiche bei
Berlin. In architektonifcher Nifche heht eine fchön gewandete Figur, als Bild der
Hoffnung lieh auf den Anker mit der Linken hützend, den rechten Ellenbogen
mit aufwärts weifender Hand auf eine Urne lehnend, welche mit dem Porträt-
Medaillon des Verdorbenen geziert ift; am Pohament um die Infchrift unter
Aehren, Blumen und Früchten, Geräthfchaften des Ackerbaues. Dann ward 1800
auf dem Anger zu Frankhirt a./O. ein Grabdenkmal für den Rektor der Univerfität
Daries und dehen Gattin vollendet: auf einem umfangreichen runden Sockel ift
ein die Oberfläche in zwei Theile zerlegendes pfeilerartiges Pohament gehellt von
oblongem Grundrifs. Auf demfelben heht ein Afchenkrug mit den beiden Medaillon-
bildniffen; davor liegt eine Schriftrolle nebh mehreren Büchern; auf diefe hch
hützend heht, in ihrer Stellung der antiken Polyhymnia angeähnelt, eine Gewand-
hgur, welche die Wiffenfchaft bedeutet, während auf dem anderen Kreisabfchnitt
der Sockelhäche gegen das Pohament gelehnt eine fitzende Gewandfigur als
Mutterliebe das vor ihr behende Kind liebkoh.
Dann folgte die Marmorausführung eines Denkmals für den Grafen Arnim,
in der Grabkapelle zu Boitzenburg von der Wittwe errichtet: ihre eigene Porträt-
hatue in römifcher Matronengewandung an einer mit der Linken umfafsten Urne
fitzend; die Rechte ruht, einen Kranz haltend, im Schoofs ; das realihifche Ab-
bild ihres (übrigens recht hässlichen) Hundes ih als Sinnbild der ehelichen Treue
neben ihr dargehellt.
Das 1803 für den Reichsgrafen von Lieven in Kurland errichtete Grab-
mal : eine Urne auf Pohament mit den Reliefs des Todesgenius und (Jer Pfyche,
ih derfelben Gattung anzureihen. Ebenfo das 1805 in Lehnhaus in Schlehen
aufgehellte Denkmal der Familie Grünfeld: ein Denkhein auch mit zwei Re-
 
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