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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (4,1): Kunst und Künstler der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1886

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Eggers, Friedrich: Johann Gottfried Schadow und Christian Daniel Rauch
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https://doi.org/10.11588/diglit.36323#0135
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ZOPFSTIL, GRABDENKMÄLER.

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liefs (Dardellung der Religion und des Todesengels mit dem zerbrochenen
Wappen diefer ausgedorbenen Adelsfamilie). Aehnlich eine ganze Anzahl von
Denkmälern, deren Hauptgegenftand eine pladifch verzierte Urne id. Statt aller
fei die auf dem Jerufalemer Kirchhof zu Berlin als Denkmal des Schaufpielers
Fleck aufgedellte genannt, mit der Maske des Ludfpiels und des Trauerfpiels.
Sobald die Afchenkrüge und Urnen den Denkmälern fern blieben, alfo wahr-
fcheinlich nicht verlangt wurden, verblafst in den Schadow'fchen Kompohtionen
fofort die Erinnerung an den Zopf zu Gunflen des Eindrucks der Annäherung
an die Antike. So hat der Graf Hochberg 1803 feiner verdorbenen Schwefter,
der Gräfin Rohnftock, im Schlöffe Fürdendein in Schieden ein Denkmal in ihrer
Büde gefetzt, zu deren Seiten die allegorifchen Dardellungen der Geduld und der
Religion gedellt dnd, zwei fehr fchön gewandete Statuen, letztere mit gefalteten
Händen aufwärts blickend, erdere ein Lamm in den Armen tragend. Ein Gips-
abgufs der Patientia id im Bedtz der Frau Eugenie Schadow, einen vortrefflichen
Bronzegufs derfelben Gedalt, in halber Gröfse wiederholt, bedtzt die Nichte
Schadow's, Fräulein Julie Wold in Berlin.
Die im Jahre vorher entdandene Statue der Hoffnung id gleichen Charakters.
Sie id in der That mehr entdanden, als komponirt, oder erd recht komponirt in
dem wörtlichen Sinne Hzufammengefetzt." Schadow hatte die Büde der fehr
fchönen Schaufpielerin Friederike Unger gemacht. Sie wtinfchte die Arme mit-
modellirt, fo entdand eine Halbdgur. Diefe ergänzte Schadow fpäter zu einer
ganzen dch auf einen Anker lehnenden, fchön gewandeten Frauengedalt, die
nunmehr als Statue der Hoffnung im Hohenzollern-Mufeum bei den Modellen
der Rauch'fchen Grabdatuen der Königin Luife und des Königs Friedrich
Wilhelm III. deht.
Ganz dem antik klafdfchen Reliefdil angehörig in Kompodtion und Aus-
führung dnd die Reliefs, welche als Bilderfries die Faffaden des Gebäudes der
alten Münze zierten und jetzt mit einigen Zufätzen an die neue Münze übertragen
dnd. Das alte Gebäude umfafste damals auch die Bauakademie und die Mineralien-
fammlung. Die Kompodtion der Reliefs rührt von Gilly, dem Lehrer Schinkel's,
her. Schadow erwähnt felbd, dafs er von deffen Skizzen nicht abgewichen fei,
und fo kommt auf feine Rechnung vorzugsweife die ausgezeichnete Kompodtion
des Details und deffen Ausführung. Von Schadow dnd übrigens nur die Gruppen
gearbeitet, welche im Anfchlufs an die Cybele, Diana, Ceres und Neptun dch auf
die Mineralogie und Baukunfl beziehen.
Bei weitem felbdändiger in der Kompodtion war Schadow bei den Reliefs,
welche als Superporten für fein Wohnhaus zu Berlin in der Schadowflrafse
No. 10/11 gearbeitet wurden, wo de noch jetzt die Stirnfeite des Haufes fchmücken.
Auf feinen Wunfch hatte der Hofrath Hirt den Stoff detaillirt angegeben: Dar-
ftellung der Gefchichte der antiken Kunft, beginnend mit der Fabel von dem
Töpfer Dibutades bis zu den Zeiten Alexanders des Grofsen und der neueren von
den Medicäern an bis zum Papd Julius II. Die Kompodtionsweife entfprach nicht
mehr dem klafdfchen Reliefdil, fondern dem der beden römifchen Zeit.
Zwifchen beiden Reliefs, der Zeit und fad auch der Kompodtionsweife nach,
liegt die oben fchön erwähnte Relieffkizze, welche Schadow für die Pepiniere ent-
 
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