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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (4,1): Kunst und Künstler der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1886

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Eggers, Friedrich: Johann Gottfried Schadow und Christian Daniel Rauch
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https://doi.org/10.11588/diglit.36323#0136
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JOHANN GOTTFRIED SCHADOW. 1788 — 1824.

warf und durch Rauch ausführen liefs. Wir werden auf diefe noch weiterhin
zurückkommen. Auch bei den Superporten-Reliefs für das Schadowhaus war
Rauch mitthätig.
Wenn wir aber die künfderifche Wirkfamkeit Schadow's aui dem Gebiete
der Plaftik für die zwei Decennien, in welche he hch wefentlich zufammenfafst,
voll abrunden wollen, fo ift noch derjenigen Arbeiten zu gedenken, welche der
eigenften Stilgattung Schadow'fcher Kunh, der realihifchen, entfprechen. Zunächh
hnd die Büften nach dem Leben zu erwähnen, deren Schadow in jenen zwanzig
Jahren allein nahe an hundert gearbeitet hat. Einige hnd oben gelegentlich genannt;
fo die Bülte Friedriche des Grofsen, der Königin Luife und ihrer Schwefter.
ln das eine Jahr 1802 fallen allein 19 Bülten, und in den Jahren 180/ bis 1812
arbeitete Schadow 1/ Bülten im Aufträge des Kronprinzen Ludwig von Baiern
für die Walhalla, welche dort neben den Bülten von Rauch anfehnlich hervor-
ragen unter den dargebotenen Leiltungen der Porträtplaltik. Von diefen Bülten
Schadow's leichter zugänglich hnd die von Fafch in der Hohoge des Saales der
Singakademie, von Meierotto im Joachimsthal'fchen Gynmahum, von Hertzberg
im runden Saal der Akademie der Wihenfchaften, die kolohale, in Marmor vor-
züglich ausgeführte von Gilly im Sitzungsfaale der königlichen Akademie der
Künlte, dann die im Hohenzollern-Mufeum in Monbijou behndliche Bülte Friedrich
Wilhelm's II. in Civil mit Ordensltern, Friedrich Wilhelm's III. als Kronprinz und
Luife als Gegenltück, der Prinzefhn und des Prinzen Louis (halbe Lebensgröfse),
der Königin Luife (1799), des Staatsminilters von Heinitz mit Toga, des alten
Deffauer mit Stutzhut, der Händel-Schütz als Galathea im Moment des Erwachens.
— In der Ausführung zeigt hch lalt überall der fertige Meilter. Wo dies nicht
der Fall, wie bei dem Kronpinzen-Paare, möchten wir die fchlechtere Modellirung
nicht auf mangelndes Können fchieben — vielleicht hnd die Gipsabgüffe aus ver-
brauchten Formen —; denn Schadow's erlte Bülte, welche er neunzehnjährig von
der etwa gleichalterigen Frau Doktor Marie Herz geb. de Lemos entwarf mit
ihrem reichen Lockenhaar und antiker Gewandung liefs in Betreff der Ausführung
kaum etwas zu wünfchen übrig.
Die Bülte Leopold's von Dehau ilt der Statue entnommen, mit welcher
Schadow bald nach dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelm's III. (1798) be-
auftragt wurde. Schadow fchuf fein Meilterwerk. Er hatte hch auf die Beltellung
hin nach Dehau begeben, brachte von dort Kopien eines Brultbildes und mehrerer
Prohle nach Gemälden von Pesne mit, die ihm bei den Statuenfkizzen auch
für die Bekleidung als Anhalt dienten. Der König verlangte die Nachbildung
derjenigen Uniform, welche auf den eigenen Vorfchlag des alten Deffauers bei
feinem Regiment eingeführt und noch unverändert im Gebrauch war. Schadow
machte zwei neue Skizzen (die eine in der königlichen Kunltakademie, die andere
im Behtz der Frau Eugeniö Schadow), die hch theils in der Aufladung der frei
und wenig zugeknöpft getragenen Uniform, theils durch die Haltung des rechten
Armes mit dem Feldmarfchallhab unterfchieden. Der König wählte die Koflüm-
auhahung der einen und den mehr vorgeftreckten rechten Arm der anderen
Skizze. Bei der Ausführung ward noch eine Aenderung dahin gemacht, dafs das
zurücktretende linke Bein hatt des rechten der Skizze zum Standbein wurde.
 
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