DIREKTOR DER BERLINER KUNST-AKADEMIE.
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fchaft entweder indifferent oder naiv gegenüber; er gab hch unter UmRänden
ihr blindlings gefangen, wie wir bei dem Blücher-Denkmal zu Roftock fahen; er
begab hch felbft auf das Gebiet des Kunftforfchers in dem 1825 gelchriebenen
Werke : «Wittenbergs Denkmäler der Bildnerei, Baukunft und Malerei mit hiRo-
rifchen und artiftifchen Erläuterungen.)) Der prinzipielle Standpunkt gegenüber
der kunftwiffenfchaftlichen Thätigkeit blieb im Grunde die wohlwollende Aner-
kennung ihrer Bedeutung mit dem übrigens ohne befondere Rehgnation ab-
gegebenen Selbftbekenntnifs, im Grunde davon nichts zu verliehen. Dies ifl der
eigentliche Inhalt der oben citirten Erklärung in der Vorrede zum Polyklet,
und überaus charakteriftifch beftätigt er dies, als er auf Grund jener Schrift
über Wittenberg von der philofophifchen Fakultät zu Berlin das Doktordiplom
erhielt. «Der Menfch)) — fo fagt er — «brühet hch gern mit Zeichen von Ver-
dienten, von denen er hch felbft geftehen mufs, dafs er gerade darin am fchwächften
iR, und fo kam es, dafs ich meinem Namen feitdem immer das Dr. vorfetzte.))
Der «Direktor der Akademie der Künfte') Rand ihm in zweiter Linie. —
Als folcher fungirte er feit 1816, nachdem er fchon von 1788 an Mitglied diefer
Körperfchaft gewefen war. Die Blüthe derfelben in ihrer früheren Organifation
fallt unter Schadow's Leitung, der fünfundzwanzig Jahre lang nach feinem Tode
unerfetzlich blieb, bis alsdann eine Reorganifation diefer KunRanRalt vorgenommen
ward. Schadow war der rechte Mann am rechten Platze. Denn die frühere
Organifation beruhte auf einem Reglement vom Jahre 1790, welches vom grünen
Tifche, nicht aber von des «Lebens goldenem Baum)) feine Farbe erhalten hatte.
Da es von Anbeginn an nie beobachtet worden iR, bildete hch folort eine Auto-
kratie der fchnell wechfelnden Direktoren (Rhode, Chodowiecky, Meil und Frifch),
welche um fo felbRverRändlicher ward, feitdem von 1809 an die Unzulänglich-
keit der Organifation anerkannt wurde durch Verhandlungen über eine Reform
der Akademie. Diefe blieben von da ab chronifch, bis die proviforifche Orga-
nifation von 1875 formell das antiquirte Reglement aufhob und 1882 endlich die
dehnitive Neuordnung erreicht iR. Die fchrankenlole Herrfchaft, welche unter
diefen UmRänden dem Direktor der Akademie Zufällen mulste, ward von Schadow
nur in Nebendingen und feiten nach Laune geübt, in allem Wefentlichen war he
beRimmt durch einen zielbewufsten Rarken Willen, der, allen Intriguen und klein-
lichen Nörgeleien abhold, feinen geraden Weg ging. Es kann nicht Wunder
nehmen, dafs bei folcher Verwaltung der Akademie deren mangelnde Organifation
bis zur Unleidlicbkeit fühlbar werden mufste, wenn nach dem Wegfall der leiten-
den und Rützenden Perfönlichkeit allmählich auch die Traditionen ihrer Herr-
fchaft verblafsten und deren Segen hch in Unfegen verkehrte.
Den Segen aber wollen wir ihr nicht abRreiten laffen, wennfchon er hart
angefochten wird. Man begegnet häuhg dem auffallenden Widerlpruch, dafs auf
das akademifche Treiben, die fchablonenmäfsige Dreffur in einer einzigen Richtung
gefcholten und gleichzeitig die Berliner Akademie verurtheilt wird, weil he keine
Schule, insbefondere keine Malerfchule von beRimmter Richtung gebildet hat, viel-
mehr alle bedeutenden Maler Berlins ihre Erfolge dem Gegenfatze zu dem be-
rufenen akademifchen Treiben verdanken. Die letztgenannte Thatfache iR fchon
nicht mehr wahr. Aber iR denn Bildung einer Schule überhaupt der Zweck oder
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fchaft entweder indifferent oder naiv gegenüber; er gab hch unter UmRänden
ihr blindlings gefangen, wie wir bei dem Blücher-Denkmal zu Roftock fahen; er
begab hch felbft auf das Gebiet des Kunftforfchers in dem 1825 gelchriebenen
Werke : «Wittenbergs Denkmäler der Bildnerei, Baukunft und Malerei mit hiRo-
rifchen und artiftifchen Erläuterungen.)) Der prinzipielle Standpunkt gegenüber
der kunftwiffenfchaftlichen Thätigkeit blieb im Grunde die wohlwollende Aner-
kennung ihrer Bedeutung mit dem übrigens ohne befondere Rehgnation ab-
gegebenen Selbftbekenntnifs, im Grunde davon nichts zu verliehen. Dies ifl der
eigentliche Inhalt der oben citirten Erklärung in der Vorrede zum Polyklet,
und überaus charakteriftifch beftätigt er dies, als er auf Grund jener Schrift
über Wittenberg von der philofophifchen Fakultät zu Berlin das Doktordiplom
erhielt. «Der Menfch)) — fo fagt er — «brühet hch gern mit Zeichen von Ver-
dienten, von denen er hch felbft geftehen mufs, dafs er gerade darin am fchwächften
iR, und fo kam es, dafs ich meinem Namen feitdem immer das Dr. vorfetzte.))
Der «Direktor der Akademie der Künfte') Rand ihm in zweiter Linie. —
Als folcher fungirte er feit 1816, nachdem er fchon von 1788 an Mitglied diefer
Körperfchaft gewefen war. Die Blüthe derfelben in ihrer früheren Organifation
fallt unter Schadow's Leitung, der fünfundzwanzig Jahre lang nach feinem Tode
unerfetzlich blieb, bis alsdann eine Reorganifation diefer KunRanRalt vorgenommen
ward. Schadow war der rechte Mann am rechten Platze. Denn die frühere
Organifation beruhte auf einem Reglement vom Jahre 1790, welches vom grünen
Tifche, nicht aber von des «Lebens goldenem Baum)) feine Farbe erhalten hatte.
Da es von Anbeginn an nie beobachtet worden iR, bildete hch folort eine Auto-
kratie der fchnell wechfelnden Direktoren (Rhode, Chodowiecky, Meil und Frifch),
welche um fo felbRverRändlicher ward, feitdem von 1809 an die Unzulänglich-
keit der Organifation anerkannt wurde durch Verhandlungen über eine Reform
der Akademie. Diefe blieben von da ab chronifch, bis die proviforifche Orga-
nifation von 1875 formell das antiquirte Reglement aufhob und 1882 endlich die
dehnitive Neuordnung erreicht iR. Die fchrankenlole Herrfchaft, welche unter
diefen UmRänden dem Direktor der Akademie Zufällen mulste, ward von Schadow
nur in Nebendingen und feiten nach Laune geübt, in allem Wefentlichen war he
beRimmt durch einen zielbewufsten Rarken Willen, der, allen Intriguen und klein-
lichen Nörgeleien abhold, feinen geraden Weg ging. Es kann nicht Wunder
nehmen, dafs bei folcher Verwaltung der Akademie deren mangelnde Organifation
bis zur Unleidlicbkeit fühlbar werden mufste, wenn nach dem Wegfall der leiten-
den und Rützenden Perfönlichkeit allmählich auch die Traditionen ihrer Herr-
fchaft verblafsten und deren Segen hch in Unfegen verkehrte.
Den Segen aber wollen wir ihr nicht abRreiten laffen, wennfchon er hart
angefochten wird. Man begegnet häuhg dem auffallenden Widerlpruch, dafs auf
das akademifche Treiben, die fchablonenmäfsige Dreffur in einer einzigen Richtung
gefcholten und gleichzeitig die Berliner Akademie verurtheilt wird, weil he keine
Schule, insbefondere keine Malerfchule von beRimmter Richtung gebildet hat, viel-
mehr alle bedeutenden Maler Berlins ihre Erfolge dem Gegenfatze zu dem be-
rufenen akademifchen Treiben verdanken. Die letztgenannte Thatfache iR fchon
nicht mehr wahr. Aber iR denn Bildung einer Schule überhaupt der Zweck oder
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