HISTORISCHE PORTRÄT-PLASTIK.
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vaterländifchen Feier. Ganz Preufsen ftrömte in die Rekdenz, und der König
felbft übergab feinem Volke das Vermächtnifs des königlichen Vaters, den vom
Jubel des Volkes getragenen Meifter mit verdienten Ehren überhäufend. Dies
war ihm Herzensbedürfnits. Hatte er doch zugleich den ihm von Irühefter Jugend
an als Freund des Haufes bekannten Meifler zu ehren, der fchon dem jugend-
lichen Prinzen Freund und Lehrer ward auf dem Gebiete des Geifleslebens,
welches die meifle Anziehungskraft auf den Kronprinzen übte, auf dem Gebiete
der Kunft. Ihre Pflege zählte fpäter der König mit zu den wichtigften Regenten-
pflichten. Natürliche Anlage aber, wie auch der Einhufs der mit jugendlicher Be-
geiferung mitdurchlebten Entwickelung der Kunft in der erften Hälfte des Jahr-
hunderts hatten den König der romantifchen Zeitftrömung zugewandt, welche er
nach feiner Thronbefteigung auch nach Preufsen mehr zu leiten beftrebt war, als
he bis dahin Eingang gefunden. Im Gebiete der Plaftik gelang dies am wenigften
gegenüber dem leifen pafhven Widerftand der ganzen Veranlagung und Aus-
prägung des Meifters der Plaftik. Nichtsdeftoweniger find die Einhüffe des könig-
lichen Willens allmälich mehr erkennbar in den Arbeiten der letzten jahre, den
Denkmälern für York und Gneifenau und befonders in der Mofesgruppe. — Doch
hnd zuvor noch die Werke der Vierziger-Jahre zu erwähnen.
Eine der erften Arbeiten Rauch's nach der Thronbefteigung Friedrich
Wilhelm's IV. hing mit diefer zufammen. Der Königin Luife war das Grabdenkmal
des königlichen Gemahls zuzugefellen; 1846 war es vollendet. Der Hermelin des
erften Entwurfs wurde für die Ausführung in den Feldmantel umgeändert. In
diefer Grabftatue, fowie in der gleichzeitigen der Königin von Hannover und der
neun Jahre fpäter vollendeten des Königs Ernft Auguft von Hannover, welche
beiden letzteren im Maufoleum zu Herrenhaufen aufgeftellt hnd, hat Rauch den
Todesfchlaf noch charakteriftifcher darzuftellen gewufst, als in feinen beiden Grab-
ftatuen der Königin Luife: fowohl in Haltung und Gehchtsausdruck, als insbe-
fondere auch in der gröfseren Schlichtheit der Gewandung, im Vergleich zu welcher
die der Königin Luife beide Male unruhiger erfcheint. Ihre Schwefter, Königin
Friederike von Hannover, hat aufser dem Sterbekleid den Hermelin umgefchlagen
und ein Diadem um die Stirn. Die Hände hnd vor der Bruft gefaltet. Auch
Ernft Auguft hat zur reichen Hufarenuniform noch den königlichen Hermelin.
Die Linke ruht unterhalb der Bruft, die Rechte ift geftreckt.
Skizzen zu Standbildern von Fürften waren noch einige Male zu entwerfen,
wie vom Grofsherzoge von Baden und zu einem Reiterbilde König Friedrich
Wilhelm's III. Zur Ausführung gelangte nur das Erzbild des Grofsherzogs Paul
Friedrich von Mecklenburg für die unter feiner kurzen Regierung zu fchnell
fteigender Entwickelung gelangte Rehdenz Schwerin. Ueber den preufsifchen
Waffenrock, welchen Paul Friedrich für das mecklenburgifche Militair einführte,
ift der Hermelin gefchlagen, welcher durch die in die Seite geftützte Linke und die
auf dem Schwert ruhende Rechte vorn auseinander gebreitet wird. Der Schwert-
griff — es ift in Hindeutung auf die fruchtbare Wirkfamkeit feiner Regierung in
der Gefetzgebung das Friedensfehwert der Gerechtigkeit — ift bekränzt; der
Blick wendet lieh rechts hin auf das von ihm nach SchinkelTchen Plänen er-
richtete Regierungsgebäude.
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vaterländifchen Feier. Ganz Preufsen ftrömte in die Rekdenz, und der König
felbft übergab feinem Volke das Vermächtnifs des königlichen Vaters, den vom
Jubel des Volkes getragenen Meifter mit verdienten Ehren überhäufend. Dies
war ihm Herzensbedürfnits. Hatte er doch zugleich den ihm von Irühefter Jugend
an als Freund des Haufes bekannten Meifler zu ehren, der fchon dem jugend-
lichen Prinzen Freund und Lehrer ward auf dem Gebiete des Geifleslebens,
welches die meifle Anziehungskraft auf den Kronprinzen übte, auf dem Gebiete
der Kunft. Ihre Pflege zählte fpäter der König mit zu den wichtigften Regenten-
pflichten. Natürliche Anlage aber, wie auch der Einhufs der mit jugendlicher Be-
geiferung mitdurchlebten Entwickelung der Kunft in der erften Hälfte des Jahr-
hunderts hatten den König der romantifchen Zeitftrömung zugewandt, welche er
nach feiner Thronbefteigung auch nach Preufsen mehr zu leiten beftrebt war, als
he bis dahin Eingang gefunden. Im Gebiete der Plaftik gelang dies am wenigften
gegenüber dem leifen pafhven Widerftand der ganzen Veranlagung und Aus-
prägung des Meifters der Plaftik. Nichtsdeftoweniger find die Einhüffe des könig-
lichen Willens allmälich mehr erkennbar in den Arbeiten der letzten jahre, den
Denkmälern für York und Gneifenau und befonders in der Mofesgruppe. — Doch
hnd zuvor noch die Werke der Vierziger-Jahre zu erwähnen.
Eine der erften Arbeiten Rauch's nach der Thronbefteigung Friedrich
Wilhelm's IV. hing mit diefer zufammen. Der Königin Luife war das Grabdenkmal
des königlichen Gemahls zuzugefellen; 1846 war es vollendet. Der Hermelin des
erften Entwurfs wurde für die Ausführung in den Feldmantel umgeändert. In
diefer Grabftatue, fowie in der gleichzeitigen der Königin von Hannover und der
neun Jahre fpäter vollendeten des Königs Ernft Auguft von Hannover, welche
beiden letzteren im Maufoleum zu Herrenhaufen aufgeftellt hnd, hat Rauch den
Todesfchlaf noch charakteriftifcher darzuftellen gewufst, als in feinen beiden Grab-
ftatuen der Königin Luife: fowohl in Haltung und Gehchtsausdruck, als insbe-
fondere auch in der gröfseren Schlichtheit der Gewandung, im Vergleich zu welcher
die der Königin Luife beide Male unruhiger erfcheint. Ihre Schwefter, Königin
Friederike von Hannover, hat aufser dem Sterbekleid den Hermelin umgefchlagen
und ein Diadem um die Stirn. Die Hände hnd vor der Bruft gefaltet. Auch
Ernft Auguft hat zur reichen Hufarenuniform noch den königlichen Hermelin.
Die Linke ruht unterhalb der Bruft, die Rechte ift geftreckt.
Skizzen zu Standbildern von Fürften waren noch einige Male zu entwerfen,
wie vom Grofsherzoge von Baden und zu einem Reiterbilde König Friedrich
Wilhelm's III. Zur Ausführung gelangte nur das Erzbild des Grofsherzogs Paul
Friedrich von Mecklenburg für die unter feiner kurzen Regierung zu fchnell
fteigender Entwickelung gelangte Rehdenz Schwerin. Ueber den preufsifchen
Waffenrock, welchen Paul Friedrich für das mecklenburgifche Militair einführte,
ift der Hermelin gefchlagen, welcher durch die in die Seite geftützte Linke und die
auf dem Schwert ruhende Rechte vorn auseinander gebreitet wird. Der Schwert-
griff — es ift in Hindeutung auf die fruchtbare Wirkfamkeit feiner Regierung in
der Gefetzgebung das Friedensfehwert der Gerechtigkeit — ift bekränzt; der
Blick wendet lieh rechts hin auf das von ihm nach SchinkelTchen Plänen er-
richtete Regierungsgebäude.