GIEBELFELD DES PANTHEON.
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andere Seite dadurch, dafs neben dem jungen General Bonaparte der kleine Tam-
bour von Arcole, und mit ihnen nur unbenannte Soldaten von verfchiedenen
Waffengattungen auftreten: ein Kanonier, ein Dragoner, ein polnifcher Lancier,
ein Hufar, ein Marinegardift, ein Kürafher und ein Grenadier von der 32. Brigade.
Das Motiv des Künftlers kann hier nicht unklar fein: er hoffte immer der Skulp-
tur eine volksthümliche Million zu geben; er vertheidigte nach feiner Weife die
Prinzipien von 1789, denn diefe Prinzipien vereinigten alle Hoffnungen der neuen
Generation; er gab auch hier jedem Vaterlandsvertheidiger ohneUnterfchied das
Recht auf den Dank des Vaterlandes.
Abgefehen von diefer Wahl, aus der mehr Wärme der Begeiferung als Klar-
heit und Folgerichtigkeit des Gedankens fprieht, verdient das Bildwerk als folches
die volllte Anerkennung. Die Ausführung der Figuren ift von erftaunlicher Kühn-
heit und Sicherheit, nach den Bedingungen der monumentalen Skulptur berech-
net, und doch nirgends ein Kopf der nachläflig behandelt wäre, eine Folge aus-
gezeichneter Porträts, die trotz der anfehnlichen Höhe für das Auge des Be-
fchauers lieh klar abheben. Das moderne Koftüm, das er hier ohne Rückhalt
benutzt, ifl unter feiner Hand gefchmeidig und elegant geworden, felbft die Uni-
form der Soldaten mit ihren Nähten, Schnüren, ihrem Befatz und Knopfwerk ifl
treulich charakterifirt, — und doch hat er eine Gefammtheit von Linien heraus-
gebracht, die wir billigen müffen. Die Geldalt des Vaterlandes, die ihre Kränze
an die ruhmvollen Söhne austheilt, ilt grofs und fchön. Der Kopf ilt von heiterer
Klarheit, der Blick majeftätifch und wohlwollend zugleich, auch der Flufs des
Gewandes voll und leicht, die ausgebreiteten Arme ganz befonders wohlgebildet.
Nicht minder gelungen ifl Bewegung und Charakterifik der beiden fitzenden
Frauen, der Freiheit und der Gefchichte, fo dafs diefe Mittelgruppe, die das
Ganze beherrfcht und unfre Blicke ftets auf fleh zurücklenkt, als eine der beflen
Leiftungen der franzöflfchen Skulptur dafleht.
So ifl es David d'Angers in dem Giebelfelde des Pantheons gelungen, feinen
Namen ein für alle Mal mit dem Ruhm feines Volkes zu verknüpfen, während
zugleich eine faunenswerthe Zahl von Einzelwerken diefen Namen in alle Gauen
feines Vaterlandes verbreitete. Nur einige befonders charakteriftifche Arbeiten
mögen hier noch ihre Beachtung finden.
Montbeliard und Paris Britten fleh um die Ehre, Cuvier den ihrigen zu nennen.
David liefert für die Stätte feiner Herkunft den Geologen mit der Feder in der
Hand, für den Jardin des Plantes der Hauptfadt den Heros der Wiffenfchaft in
feiner Reife, voll Ernft und Ruhe, den Blick auf die Hörer gerichtet. Das neue
Hotel des Douanes zu Rouen bekommt die allegorifchen Figuren der Schiffahrt
und des Handels in Hochrelief, wo er es wagt beiden Frauen einen Kopffchmuck
aus Bronze zu geben. Bichat, den er fchon am Pantheon dargeftellt, wird noch
mehrfach verherrlicht. Seine Vaterftadt Bourg befitzt eine Gruppe, die feine
nUnterfuchungen über Leben undToda verflnnlicht: fitzend unterfucht derForfcher
das pulflrende Leben im Leib eines vor ihm flehenden Kindes, während hinter
ihm eine Leiche im Bahrtuch und Sektionsinflrumente liegen. Für die Ecole de
medecine zu Paris fchuf noch der alternde Meifer die Statue des Anatomen, die
erft 1837 enthüllt ward. Strafsburg erhielt das Standbild Guttenberg's von David
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andere Seite dadurch, dafs neben dem jungen General Bonaparte der kleine Tam-
bour von Arcole, und mit ihnen nur unbenannte Soldaten von verfchiedenen
Waffengattungen auftreten: ein Kanonier, ein Dragoner, ein polnifcher Lancier,
ein Hufar, ein Marinegardift, ein Kürafher und ein Grenadier von der 32. Brigade.
Das Motiv des Künftlers kann hier nicht unklar fein: er hoffte immer der Skulp-
tur eine volksthümliche Million zu geben; er vertheidigte nach feiner Weife die
Prinzipien von 1789, denn diefe Prinzipien vereinigten alle Hoffnungen der neuen
Generation; er gab auch hier jedem Vaterlandsvertheidiger ohneUnterfchied das
Recht auf den Dank des Vaterlandes.
Abgefehen von diefer Wahl, aus der mehr Wärme der Begeiferung als Klar-
heit und Folgerichtigkeit des Gedankens fprieht, verdient das Bildwerk als folches
die volllte Anerkennung. Die Ausführung der Figuren ift von erftaunlicher Kühn-
heit und Sicherheit, nach den Bedingungen der monumentalen Skulptur berech-
net, und doch nirgends ein Kopf der nachläflig behandelt wäre, eine Folge aus-
gezeichneter Porträts, die trotz der anfehnlichen Höhe für das Auge des Be-
fchauers lieh klar abheben. Das moderne Koftüm, das er hier ohne Rückhalt
benutzt, ifl unter feiner Hand gefchmeidig und elegant geworden, felbft die Uni-
form der Soldaten mit ihren Nähten, Schnüren, ihrem Befatz und Knopfwerk ifl
treulich charakterifirt, — und doch hat er eine Gefammtheit von Linien heraus-
gebracht, die wir billigen müffen. Die Geldalt des Vaterlandes, die ihre Kränze
an die ruhmvollen Söhne austheilt, ilt grofs und fchön. Der Kopf ilt von heiterer
Klarheit, der Blick majeftätifch und wohlwollend zugleich, auch der Flufs des
Gewandes voll und leicht, die ausgebreiteten Arme ganz befonders wohlgebildet.
Nicht minder gelungen ifl Bewegung und Charakterifik der beiden fitzenden
Frauen, der Freiheit und der Gefchichte, fo dafs diefe Mittelgruppe, die das
Ganze beherrfcht und unfre Blicke ftets auf fleh zurücklenkt, als eine der beflen
Leiftungen der franzöflfchen Skulptur dafleht.
So ifl es David d'Angers in dem Giebelfelde des Pantheons gelungen, feinen
Namen ein für alle Mal mit dem Ruhm feines Volkes zu verknüpfen, während
zugleich eine faunenswerthe Zahl von Einzelwerken diefen Namen in alle Gauen
feines Vaterlandes verbreitete. Nur einige befonders charakteriftifche Arbeiten
mögen hier noch ihre Beachtung finden.
Montbeliard und Paris Britten fleh um die Ehre, Cuvier den ihrigen zu nennen.
David liefert für die Stätte feiner Herkunft den Geologen mit der Feder in der
Hand, für den Jardin des Plantes der Hauptfadt den Heros der Wiffenfchaft in
feiner Reife, voll Ernft und Ruhe, den Blick auf die Hörer gerichtet. Das neue
Hotel des Douanes zu Rouen bekommt die allegorifchen Figuren der Schiffahrt
und des Handels in Hochrelief, wo er es wagt beiden Frauen einen Kopffchmuck
aus Bronze zu geben. Bichat, den er fchon am Pantheon dargeftellt, wird noch
mehrfach verherrlicht. Seine Vaterftadt Bourg befitzt eine Gruppe, die feine
nUnterfuchungen über Leben undToda verflnnlicht: fitzend unterfucht derForfcher
das pulflrende Leben im Leib eines vor ihm flehenden Kindes, während hinter
ihm eine Leiche im Bahrtuch und Sektionsinflrumente liegen. Für die Ecole de
medecine zu Paris fchuf noch der alternde Meifer die Statue des Anatomen, die
erft 1837 enthüllt ward. Strafsburg erhielt das Standbild Guttenberg's von David