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PETER VON CORNELIUS UND FRIEDRICH OVERBECK.
gegen die herrfchende Richtung feine Freude Anden konnte: fah er doch dort die
ernfte Frömmigkeit hnniich verkörpert und fand er doch auch dort die Strenge
der Zeichnung wieder, die ihm Acherlich von Jugend auf als das Wefentlichc
hingeftellt worden war. Nicht minder begreiflich aber ift es, dafs fein mildcr
weicher Sinn Ach bald von den deutfchen Schulen und ihrer Härte der Linien-
führung abwandte und feine PhantaAe mit ))Madonnen und ChriAusbildern« er-
füllte, für die er bald auch "Wiederklang" Anden follte, als er 1806 auf die
Akademie nach Wien ging, und als 1808 die längere Zeit gefchloffen gewcfene
Galerie des Belvedere mit ihrem Schatz an alten Italienern wieder dem Bcfuche
geöffnet wurde. Freilich war der ganze Zufchnitt diefer Akademie feiner Rich-
tung entfchieden feindlich. Er follte hier in der herkömmlichen Weife gedrillt
werden. Wenn er Ach nun auch fo weit fügte, dafs er die technifchen KunA-
griffe beherrfchen und befonders_ den Akt mit wunderbarer Sicherheit zeichnen
lernte, fo hatte er doch den fchweren Kampf durchzumachen, in welchem eine
beAere Natur Ach verzweifelnd gegen die Vergewaltigung durch die Schablone
und gegen das Aufdrängen einer als falfch erkannten, ihrem innerAen Wefen
widerfprechenden Richtung abmartert. Vielleicht hätte er allein zu einer ent-
fcheidenden OppoAtion Ach nicht aufgerafA, wenn ihm nicht in dem Frankfurter
Franz Pforr, dem Sohn des tüchtigen Pferdemalers Joh. Georg Pforr, den man
mit dem Namen des deutfchen Wouvermann geehrt hat (vgl. Gwinner, KunA
und KünAler in Frankfurt am Main: J. G. Pforr S. 33/ A. und Franz Pforr S. 342ff.)
ein kräftiger Freund zur Seite getreten wäre. Diefer weckte ihn aus der ndum-
pfen Betäubung", in welcher er unter Menfchen, die er uweder achten noch lieben
konnte", fortvegetirte. Er war »nahe daran für KunA und Menfchheit verloren
zu gehen, wenn nicht zur rechten Zeit Ach noch ein Freund, ein edler Menfch
gefunden hätte, der den letzten erAerbenden Funken wieder anfachte" und ihn
nach und nach wieder zu Ach felbA zurückführte (Brief an KeAner, vgl. Reber,
Neuere KunAgefchichte S. 212 f.). Overbeck und Pforr wurden nebA den ihnen
GleichgeAnnten in ihrer Ueberzeugung durch Wächter beAärkt, der feit feiner
Bekanntfchaft mit CarAens Ach der antiakademifchen Richtung zugewandt hatte
und in ihr fo konfequent verharrte, dafs er eine Berufung zur Leitung einer zu
gründenden Akademie ablehnte, da, wie er meinte, es des KunAelends fchon zu
viel gäbe (Vgl. Hagen, Die deutfcheKunAin unferem Jahrhundert I,S. 1/.). Eine
DemonAration der oppoAtionellen Jugend wurde die äufsere VeranlaAung, dafs
die fchon längA erzürnten Vertreter der alten Richtung die unbequemen Neuerer
durch Relegation entfernten, was für vier von diefen der gewifs nicht unwill-
kommene Anlafs wurde, die längA geplante Romfahrt anzutreten. Es waren
Overbeck, Pforr, Hottinger und Vogel. So war alfo auch hier das entfcheidende
Moment der Gegenfatz gegen die Akademien, wie es auch nach W. Schadows
Bericht Overbeck felbA auffafste, wenn er zu diefem fagte: wWas war denn
eigentlich unfer Verbrechen? Es war der Drang nach einem beAimmten, einzig
richtigen Umrifs der Form im Gegeniatz der fchwankenden, nebelvollen, Aauen
Zeit" (Vgl. Hagen, a. a. O. S. 163).
So trafen faA zu gleicher Zeit in Rom die beiden Männer ein, welche, obwohl
Ae von demfelben Punkt ausgingen und Ach darum leicht und rafch zufammen-
PETER VON CORNELIUS UND FRIEDRICH OVERBECK.
gegen die herrfchende Richtung feine Freude Anden konnte: fah er doch dort die
ernfte Frömmigkeit hnniich verkörpert und fand er doch auch dort die Strenge
der Zeichnung wieder, die ihm Acherlich von Jugend auf als das Wefentlichc
hingeftellt worden war. Nicht minder begreiflich aber ift es, dafs fein mildcr
weicher Sinn Ach bald von den deutfchen Schulen und ihrer Härte der Linien-
führung abwandte und feine PhantaAe mit ))Madonnen und ChriAusbildern« er-
füllte, für die er bald auch "Wiederklang" Anden follte, als er 1806 auf die
Akademie nach Wien ging, und als 1808 die längere Zeit gefchloffen gewcfene
Galerie des Belvedere mit ihrem Schatz an alten Italienern wieder dem Bcfuche
geöffnet wurde. Freilich war der ganze Zufchnitt diefer Akademie feiner Rich-
tung entfchieden feindlich. Er follte hier in der herkömmlichen Weife gedrillt
werden. Wenn er Ach nun auch fo weit fügte, dafs er die technifchen KunA-
griffe beherrfchen und befonders_ den Akt mit wunderbarer Sicherheit zeichnen
lernte, fo hatte er doch den fchweren Kampf durchzumachen, in welchem eine
beAere Natur Ach verzweifelnd gegen die Vergewaltigung durch die Schablone
und gegen das Aufdrängen einer als falfch erkannten, ihrem innerAen Wefen
widerfprechenden Richtung abmartert. Vielleicht hätte er allein zu einer ent-
fcheidenden OppoAtion Ach nicht aufgerafA, wenn ihm nicht in dem Frankfurter
Franz Pforr, dem Sohn des tüchtigen Pferdemalers Joh. Georg Pforr, den man
mit dem Namen des deutfchen Wouvermann geehrt hat (vgl. Gwinner, KunA
und KünAler in Frankfurt am Main: J. G. Pforr S. 33/ A. und Franz Pforr S. 342ff.)
ein kräftiger Freund zur Seite getreten wäre. Diefer weckte ihn aus der ndum-
pfen Betäubung", in welcher er unter Menfchen, die er uweder achten noch lieben
konnte", fortvegetirte. Er war »nahe daran für KunA und Menfchheit verloren
zu gehen, wenn nicht zur rechten Zeit Ach noch ein Freund, ein edler Menfch
gefunden hätte, der den letzten erAerbenden Funken wieder anfachte" und ihn
nach und nach wieder zu Ach felbA zurückführte (Brief an KeAner, vgl. Reber,
Neuere KunAgefchichte S. 212 f.). Overbeck und Pforr wurden nebA den ihnen
GleichgeAnnten in ihrer Ueberzeugung durch Wächter beAärkt, der feit feiner
Bekanntfchaft mit CarAens Ach der antiakademifchen Richtung zugewandt hatte
und in ihr fo konfequent verharrte, dafs er eine Berufung zur Leitung einer zu
gründenden Akademie ablehnte, da, wie er meinte, es des KunAelends fchon zu
viel gäbe (Vgl. Hagen, Die deutfcheKunAin unferem Jahrhundert I,S. 1/.). Eine
DemonAration der oppoAtionellen Jugend wurde die äufsere VeranlaAung, dafs
die fchon längA erzürnten Vertreter der alten Richtung die unbequemen Neuerer
durch Relegation entfernten, was für vier von diefen der gewifs nicht unwill-
kommene Anlafs wurde, die längA geplante Romfahrt anzutreten. Es waren
Overbeck, Pforr, Hottinger und Vogel. So war alfo auch hier das entfcheidende
Moment der Gegenfatz gegen die Akademien, wie es auch nach W. Schadows
Bericht Overbeck felbA auffafste, wenn er zu diefem fagte: wWas war denn
eigentlich unfer Verbrechen? Es war der Drang nach einem beAimmten, einzig
richtigen Umrifs der Form im Gegeniatz der fchwankenden, nebelvollen, Aauen
Zeit" (Vgl. Hagen, a. a. O. S. 163).
So trafen faA zu gleicher Zeit in Rom die beiden Männer ein, welche, obwohl
Ae von demfelben Punkt ausgingen und Ach darum leicht und rafch zufammen-