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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (4,1): Kunst und Künstler der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1886

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Valentin, Veit: Cornelius, Overbeck, Schnorr, Veit, Führich, 1, Jugendzeit in Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.36323#0341
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BEGEGNUNG IN ROM.

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fanden und hch verbanden, doch in ihrem Wefen fo fehr verfchieden waren. Dies
erklärt, wie he einerfeits durch ein harkes Band der Gemeinfchaft ihres Strebens
während eines ganzen langen Lebens vereinigt blieben und dennoch durch die
Kraft des gemeinfchaftlichen Ausgangspunktes und der gemeinfchaftlichen gegnc-
rifchen Richtung nur zu einem gegenfeitigen Dulden und Schätzen ihrer Werke,
keineswegs aber zu einer wahrhaften gegenfeitigen Wefensdurchdringung ge-
langten. Es gewährt ein intereffantes Schaufpiel, wie anfangs von beiden Seiten
der Verfuch gemacht wird, in die Anfchauungs- und Auffaffungsweife des Freun-
des einzugehen, wie dann aber doch jeder feinen eignen Weg geht und der
Einhufs des Genoffen hinter der eigenen Natur zurücktritt.
Overbeck war fchon 1810 nach Rom gekommen, hatte hch mit den Freunden
auf dem Monte Pincio in der Villa di Malta eingemiethet und nach dreiviertel
Jahren, als das von ihnen bewohnte Haus verkauft wurde, den Einzug in das
verlaffene Kloher S. Ihdoro gehalten, wo die Freunde, wohl nicht unbeeinhufst
von des Kloflerbruders Phantahen, mit dem Behagen fpielten, nun, gleichfalls
von der Welt zurückgezogen, hch ihren Studien und Stimmungen hingeben zu
können. So ging der Name der Kloherbrüder auf he felbft über, und in der
That bezeichnet er ihr Treiben fehr gut: ihre gemeinfchaftlichen Akthudien im
Refektorium, ihre einfamen fchöpferifchen Stunden in den gefonderten Zellen,
ihr häusliches Zufammenleben in brüderlicher Weife. Es ift aber auch nicht zu
verkennen, dafs dies Spiel mit der Phantahe einen Rückfchlag auf die Wirklich-
keit ausüben mufste: ihre Gehnnung wurde um fo entfehiedener auf der betrete-
nen Bahn fehgehalten und fortgeführt, und der übrigen Welt traten he fchon
äufserlich als gefchlolfene Partei mit behimmtem Charakter gegenüber. Sie
bildeten geradezu einen Bund mit behimmter Tendenz, in welchen nur Gleich-
gehnnte aufgenommen werden durften. Als ein folcher wurde der im Herbh
1811 in Begleitung Xellers von Frankfurt kommende Cornelius mit Jubel aufge-
nommen, der feinerfeits bereits einen Bund mit Xeller, Mosler und Barth ge-
fchloffen hatte, deffen Schlagwort »Dürerfche Art« und deffen Ziel Kampf gegen
die »lau-liederliche Nachläfhgkeit« war: fo treffen hier die beiden, einer einzigen
Quelle, dem Kampf gegen die Akademien, entfprungenen Ströme zulammen,
der nationale mit dem Dürerfchen Vorbild, der religiöfe mit dem der alten
Italiener.
Cornelius zog nicht ins Kloher, fondern wohnte mit feinem Freunde Xeller zu-
fammen. Wohl aber hudirte er mit den Bundesgenolfen gemeinfchaftlich, wo-
von uns noch mancherlei Handzeichnungen ein intereffantes Zeugnifs ablegen:
he zeigen uns, wie ein Freund dem andern Akt heht, und wie auf diefe Weife
befonders Gewandmotive hudirt wurden. Und dennoch ging jeder feinen be-
fonderen Weg, fo grofs auch die erhe Begeiherung über das gegenfeitige Auf-
hnden war. Overbeck führt die Freunde alsbald zu den römifchen Kunhfchätzen;
er zeigt ihnen vor allen Fiefole. Aber wie Xeller berichtet (Förher I, S. 110),
fchätzt Cornelius den Meiher des Kölnifchen Dombildes doch noch höher als
Fiefole. Er fügt hinzu: »Alles ih herrlich! aber Köln ih Bethlehem, und ihkein
ander Heil und kein ander Namen zu hnden, darin man felig werden kann.«
Cornelius felbh erzählt im Januar 1812 dem Buchhändler Wenner, dafs zwei
 
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