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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (4,1): Kunst und Künstler der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1886

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Valentin, Veit: Cornelius, Overbeck, Schnorr, Veit, Führich, 1, Jugendzeit in Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.36323#0372
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SCHNORR: DIE HOCHZEIT VON KANA.

derung nach Italien Folge zu leihen. Die Einladung fcheint nur allgemeiner
Art gewefen zu fein; wenigftens erlaubt das noch vorhandene Antwortfehreiben
Schnorrs (bei Förfter I, S. 194 f.) nicht, einen befonderen Zweck anzunehmen,
da ein folcher nicht übergangen fein könnte. Immerhin wird man annehmen
dürfen, dafs Cornelius und die Seinen ihn bereits bei Abfendung der Einladung
als Helfer für die Villa Massimi ins Auge gefafst hatten. Thatfächlich wurde
ihm diefe Aufgabe zu Theil; freilich mufste er he, da er Rom aus Gefundheits-
rückhchten bald wieder zu verlaffen gezwungen war, zunächft aufgeben. -Als aber
der mit der Ausmalung des Arioftzimmers beauftragte Italiener noch vor Beginn
der Arbeit ftarb, hei he fchliefslich doch dem inzwifchen an das Klima gewöhn-
ten und körperlich gekräftigten deutfchenKünftler im Jahre 1820 wieder zu. Die
inzwifchen verhoffene Zeit war heifsig benutzt worden; ja man darf wohl behaup-
ten, dafs ohne die in he fallenden Studien und die damit verbundene Aenderung
feiner Gefchmacksrichtung Schnorr feiner Aufgabe nicht gewachten gewefen wäre.
Zunächft fchlofs hch Schnorr an Overbeck an, deffen milder, aber in feiner
Entfchiedenheit, in feiner zielbewufsten Fettigkeit wunderbar mächtig wirkender
Einhufs felbft Cornelius in feinen Bann gezogen hatte. Sehr merkwürdig zeigt
hch dies bei Schnorr an dem Werke, deffen Ausführung in diefe Zwifchenzeit der
Prüfung hei, der ^Hochzeit von Kanan, deren Ausführung als Oelbild, vier Fufs
acht Zoll hoch, fechs Fufs achtzehn Zoll breit, 1819 in Florenz beendigt wurde.
Das Bild felbft, an einen Lord Cathcart verkauft, ift nicht mehr nachweisbar.
Dagegen hat Jordan (a. a. O.) nach einer in feinem Behtz behndlichen Durch-
zeichnung, welche Schnorr von der Untermalung feines Bildes 1819 für feinen
Vater machte, mit Hilfe einer photographifchen Reduktion einen Stich von
Theodor Lange anfertigen Iahen, der unter Anleitung des Meifters felbft zu
Stande gekommen ift. Vergleicht man diefen Stich mit dem im Städel'fchen
Inhitut behndlichen, allerdings nicht ganz intakten Originalkarton, fo ergibt hch
ein intereffantes Refultat, das um fo hcherer gelten darf, als im Karton alles
Wichtige vorhanden und diefes vortrefflich erhalten ift. Es fehlt im Vergleiche
zur Zeichnung in der ganzen Höhe des Bildes das von der letzten vollftändigen
Arkade links Umfchloffene, fo dafs im Vordergründe die männliche Perfon, welche
hinter den beiden vor dem Heiland Knieenden fteht, den Anfang des Kartons
macht, ferner Kopf und Schulter des rechts von Chriftus flehenden, die Hände
faltenden Apoftels, fodann die rechts vorn befindliche Gruppe der Eautenfpieler
und Sänger: das davor htzende Mädchen ift zur Hälfte da; dann geht der Schnitt
fenkrecht bis zur halben Höhe des Brautpaares, das unverletzt ift, wendet hch
weiter wagrecht nach rechts hin und läuft unter der Brüftung her, fo dafs die
untere Hälfte des rechts am Baum htzenden Kindes abgefchnitten ift. Das Vor-
handene enthält alfo fämmtliche Hauptperfonen der Kompohtion vollftändig.
Im Gegenfatz zu dem Karton, der überall realiftifche Schärfe und Beftimmtheit,
entfehieden charakterihrte kräftige Züge fehen läfst, zeigt der Stich jene fchüch-
terne Zartheit, jene idealeren Formen, wie he den jetzt für Schnorr giltig ge-
wordenen älteren Florentinern, befonders aber auch der OverbeckTchen Richtung
zufagten. Es tritt alfo diefer Einhufs hier als der mafsgebende hervor, der zu-
nächft Schnorrs entfehiedene Neigung, die Natur felbft zu ftudiren und he als
 
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