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PETER VON CORNELIUS.
Briefe, dem er den an Görres beilegt, fchreibt er an Mosler: "Hätten wir nur
in einer [der "fünf oder fechs HauptRädte" Deutfchlands] feRen Fufs gefafst, fo
würden die anderen alle Rürzen! Diefes zu bewirken, iR einer der Hauptpunkte
unferer Verbrüderung, und ich bin gefonnen nie in meinem ganzen Leben da-
von abzulaRen, und follten wir auch unter dem Schutt des einR gewils Rürzenden
PhiliRergebäudes begraben werden .... Es iR nicht die Zeit noch des Friedens,
es iR die Zeit des Schwerts! Eine göttliche Zwietracht muls in die Welt
kommen; denn mit Drachen- und Otterngezücht läfst Reh nicht in einer Höhle
wohnen." (Bei FörRer I, S. 149 ff Das dort [S. 148] gegebene Datum 1811 iR
falfch, wie Reh aus dem als Einlage erwähnten Brief an Görres vom 3. Nov. 1814
ergiebt). Den Weg aber auf dem dies gefchehen müffe, legt Cornelius in eben
diefem Briefe an Görres dar, gleichlam einem Programm der "Verbrüderung", die
Reh, wie die im Briefwechfel der Dorothea v. Schlegel II, S. 394 veröffentlichte
Aufnahmeurkunde zeigt, zu einer Art Orden zufammengefchloffen hatte. Die
erharrte "würdige Veranlaffung" der Welt zu zeigen, was die neue Richtung
leiRen könne, gab bald darauf die Stanza Bartholdy. Der Wunfch geht aber
weiter. Cornelius fpricht das Ziel feines Strebens und Schaffens fehr deutlich in
dem noch nicht veröffentlichten erRen Entwürfe zu der Widmung feiner FauR-
zeichnungen an Goethe aus. Er hatte ihn an Wenner gefchickt. Diefer hielt ihn
zum Abdruck nicht für geeignet, fchickte ihn zurück und wünfehte eine Um-
arbeitung. Als Cornelius feinen Entwurf wieder las, fchrieb er am 13. Juli 1813
an Wenner: "Wie werth iR mir jenes Schreiben von mir an Goethe, welches Sie
beifügten. Ich hätte nie gedacht, dafs man von Reh felbR fo viel lernen kann.
In diefem GeiRe gedenke ich die Zueignung felbR zu machen, und Sie mögen
darüber ganz ruhig fein." Die zur Verwendung gelangte Umarbeitung iR all-
bekannt und oft abgedruckt (bei Förster I, S. 169). Sie iR der reine, abgeklärte
Wein im Verhältnifs zu dem im Entwürfe gährenden MoRe. Diefer fehr lehrreiche
Entwurf lautet fo:
Rom am zweiten OAertag 1813.
Ihro Excellenz
Von früher Jugend an von Ihren Dichtungen aufs lebendigAe angezogen, waren
Ae mir für meine KunA ein Vorbild, und ich glaubte immer in ihnen den Weg Anden
zu müAen, der uns von dem negativen ZuAand derfelben in unteren Tagen und von
dem akademifchen Schnürleib befreie, zum alten Quell des Lebens der poAtiven
KunA und Freiheit zurückführe.
Wie ich diefen Weg mit brennender Begierde gefucht, davon nach einer anderen
Richtung mich entfernt und fehr verirrt hatte, wiAen Ihro Excellenz. Doch Sie wiAen
nicht wie fehr mich Ihre liebevolle Theilnahme damals aufgerichtet, Ihre Belehrung
mich zurecht gewiefen, Ihr Schutz gegen eine KunAinquiAtion mir geholfen, fo dafs
ich tagen kann, dafs Ach der beAere Theil von meinem Leben an Ihnen aufgerichtet
und Ach ermuthigt die gemeine Strafse zu verlaAen.
Und wenn nun auch Liebe und Dank mich zu Ihnen hinzog, fo wars doch diefes
nicht, fondern wahre BegeiAerung für den Dichter, für Dero göttliche KunA, die mir
den Muth gab, mich drängte derfelben mich unmittelbar anzufchliefsen, fo dafs der
geringe GeiA dem hohen dienend folgte
,,Mit bedächtiger Schnelle
Vom Himmel durch die Welt zur Hölle."
PETER VON CORNELIUS.
Briefe, dem er den an Görres beilegt, fchreibt er an Mosler: "Hätten wir nur
in einer [der "fünf oder fechs HauptRädte" Deutfchlands] feRen Fufs gefafst, fo
würden die anderen alle Rürzen! Diefes zu bewirken, iR einer der Hauptpunkte
unferer Verbrüderung, und ich bin gefonnen nie in meinem ganzen Leben da-
von abzulaRen, und follten wir auch unter dem Schutt des einR gewils Rürzenden
PhiliRergebäudes begraben werden .... Es iR nicht die Zeit noch des Friedens,
es iR die Zeit des Schwerts! Eine göttliche Zwietracht muls in die Welt
kommen; denn mit Drachen- und Otterngezücht läfst Reh nicht in einer Höhle
wohnen." (Bei FörRer I, S. 149 ff Das dort [S. 148] gegebene Datum 1811 iR
falfch, wie Reh aus dem als Einlage erwähnten Brief an Görres vom 3. Nov. 1814
ergiebt). Den Weg aber auf dem dies gefchehen müffe, legt Cornelius in eben
diefem Briefe an Görres dar, gleichlam einem Programm der "Verbrüderung", die
Reh, wie die im Briefwechfel der Dorothea v. Schlegel II, S. 394 veröffentlichte
Aufnahmeurkunde zeigt, zu einer Art Orden zufammengefchloffen hatte. Die
erharrte "würdige Veranlaffung" der Welt zu zeigen, was die neue Richtung
leiRen könne, gab bald darauf die Stanza Bartholdy. Der Wunfch geht aber
weiter. Cornelius fpricht das Ziel feines Strebens und Schaffens fehr deutlich in
dem noch nicht veröffentlichten erRen Entwürfe zu der Widmung feiner FauR-
zeichnungen an Goethe aus. Er hatte ihn an Wenner gefchickt. Diefer hielt ihn
zum Abdruck nicht für geeignet, fchickte ihn zurück und wünfehte eine Um-
arbeitung. Als Cornelius feinen Entwurf wieder las, fchrieb er am 13. Juli 1813
an Wenner: "Wie werth iR mir jenes Schreiben von mir an Goethe, welches Sie
beifügten. Ich hätte nie gedacht, dafs man von Reh felbR fo viel lernen kann.
In diefem GeiRe gedenke ich die Zueignung felbR zu machen, und Sie mögen
darüber ganz ruhig fein." Die zur Verwendung gelangte Umarbeitung iR all-
bekannt und oft abgedruckt (bei Förster I, S. 169). Sie iR der reine, abgeklärte
Wein im Verhältnifs zu dem im Entwürfe gährenden MoRe. Diefer fehr lehrreiche
Entwurf lautet fo:
Rom am zweiten OAertag 1813.
Ihro Excellenz
Von früher Jugend an von Ihren Dichtungen aufs lebendigAe angezogen, waren
Ae mir für meine KunA ein Vorbild, und ich glaubte immer in ihnen den Weg Anden
zu müAen, der uns von dem negativen ZuAand derfelben in unteren Tagen und von
dem akademifchen Schnürleib befreie, zum alten Quell des Lebens der poAtiven
KunA und Freiheit zurückführe.
Wie ich diefen Weg mit brennender Begierde gefucht, davon nach einer anderen
Richtung mich entfernt und fehr verirrt hatte, wiAen Ihro Excellenz. Doch Sie wiAen
nicht wie fehr mich Ihre liebevolle Theilnahme damals aufgerichtet, Ihre Belehrung
mich zurecht gewiefen, Ihr Schutz gegen eine KunAinquiAtion mir geholfen, fo dafs
ich tagen kann, dafs Ach der beAere Theil von meinem Leben an Ihnen aufgerichtet
und Ach ermuthigt die gemeine Strafse zu verlaAen.
Und wenn nun auch Liebe und Dank mich zu Ihnen hinzog, fo wars doch diefes
nicht, fondern wahre BegeiAerung für den Dichter, für Dero göttliche KunA, die mir
den Muth gab, mich drängte derfelben mich unmittelbar anzufchliefsen, fo dafs der
geringe GeiA dem hohen dienend folgte
,,Mit bedächtiger Schnelle
Vom Himmel durch die Welt zur Hölle."