PETER VON CORNELIUS.
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er, wie im Ganzen, fo auch im Einzelnen bewährte, und zwar fo, dafs das fcha-
blonenhafte Komponiren ihm hets fremd geblieben ifl; ein Vorzug, den keiner der
feiner Spur folgenden in gleicher Weife mit ihm gemein hatte. In der Stanza
Bartholdy reihte lieh die Erzählung in ihren Hauptmomenten nebeneinander: he
fchritt von Feld zu Feld weiter und verklärte hch in dem entfeheidenden Punkte
der Traumdeutung zu einer vihonären Darltellung eben diefer Träume. In Villa
Mafhmi gab das Dantezimmer den Grundton für die anderen Räume an. Im
Chrihenthum hrebt die unendliche Vielheit der Erfcheinungen nach der Alles
erfüllenden und in hch aufnehmenden Einheit Gottes hin, und wie demgemäfs
vom Reinigungsberg an Dante's Wanderung ein Aufheigen ih und ihr Ziel in
dem höchhen Punkte hat, fo fteigt die Darftellung von den Wänden na.ch der
Decke und hndet dort ihr Centrum — ein Grundzug, welcher im Ariohlaal und
im Tahozimmer gleichmäßig, trotz der Verfchiedenheit des Gegenflandes, zwar
fehr fchön durchgeführt, aber ohne die zwingende innere Nothwendigkeit einer
urfprünglichen Erhndung wiederkehrt. Im Heidenthume dagegen fteht an der
Spitze die Einheit des weltfchaffenden Prinzipes und zerfpaltet hch in die un-
endliche Vielheit ohne die endliche Einheit mit überzeugender Kraft und über-
wältigender Strenge wiederzugewinnen. So hellt denn auch hier Cornelius das
weltfchaffende Prinzip als den Anfang in die höchhe Höhe und läfst feine Ver-
vielfältigung durch die Begegnung des im Chaos zufammenliegenden, aber feiner
Natur nach ungleichartigen Stoßes in Strahlen auseinandergehen. Den äufseren
Anhalt bot ihm dazu die Konhruktion des Kreuzgewölbes, welches durch feine
Gurten vier grofse Felder bildet, die nach den Wänden in immer hch erweitern-
der Breite abheigen und dort die über den Wänden fenkrecht auffteigenden
mächtigen Bogenfelder treffen. So geht alfo die göttliche Urkraft von oben nach
unten, hch immer mehr fpezialifirend, trifft allmählich mit der dem irdifchen
Schofs entflammenden Menfchheit zulammen und höfst endlich auf die hnhern
Mächte der geheimnisvollen Tiefe. Dann erh blüht he in dreifacher Gehalt,
dreien der Elemente entfprechend, in der Dreitheilung des Götterreiches auf, und
jetzt erh kann von einer entfeheidenden Berührung zwifchen Gottheit und Menfch-
heit die Rede fein. Das Wefen der göttlichen Urkraft, welche aus dem Chaos
den Kosmos fchafft, ih nder Vater alles deffen was da ih und was da fein wird
jezumal, der Eros.a Aber fchon fehen wir ihn die Symbole der vier Elemente
umfaßen, fo um den Kreuzungspunkt der Gurte den erhen Kreis gehaltend.
Den nächhen Ring bilden, den vier Elementen ihrem inneren Wefen nach ent-
fprechend, die vier Jahreszeiten, durch charakterihifche Gottheiten repräfentirt,
während der folgende Ring, noch weiter die einzelnen Kräfte und Oßenbarungs-
arten der Natur fcheidend, in feinen Hauptbildern die vier Tageszeiten zeigt: in
den Seitenbildern aber wirken fchon die Berührungen der beiden Welten, fegen-
und verderbenbringend, die hch, dem Laufe der Gurten folgend, auch als Seiten-
theile des letzten Kreifes fortfetzen. Den Abfchlufs bildet der vierte Ring, in
Arabesken den Kampf der himmlifchen Kraft und der hnheren, rohen Gewalten
des hch bald willig, bald unwillig fügenden Elementes zeigend. So entquillt dem
Eros, der hch dem durch den Delphin angedeuteten Waßer, dem Urquell alles
Dafeins, vermählt, der Frühling und der Morgen, denen im Jahre wie am Tage das
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er, wie im Ganzen, fo auch im Einzelnen bewährte, und zwar fo, dafs das fcha-
blonenhafte Komponiren ihm hets fremd geblieben ifl; ein Vorzug, den keiner der
feiner Spur folgenden in gleicher Weife mit ihm gemein hatte. In der Stanza
Bartholdy reihte lieh die Erzählung in ihren Hauptmomenten nebeneinander: he
fchritt von Feld zu Feld weiter und verklärte hch in dem entfeheidenden Punkte
der Traumdeutung zu einer vihonären Darltellung eben diefer Träume. In Villa
Mafhmi gab das Dantezimmer den Grundton für die anderen Räume an. Im
Chrihenthum hrebt die unendliche Vielheit der Erfcheinungen nach der Alles
erfüllenden und in hch aufnehmenden Einheit Gottes hin, und wie demgemäfs
vom Reinigungsberg an Dante's Wanderung ein Aufheigen ih und ihr Ziel in
dem höchhen Punkte hat, fo fteigt die Darftellung von den Wänden na.ch der
Decke und hndet dort ihr Centrum — ein Grundzug, welcher im Ariohlaal und
im Tahozimmer gleichmäßig, trotz der Verfchiedenheit des Gegenflandes, zwar
fehr fchön durchgeführt, aber ohne die zwingende innere Nothwendigkeit einer
urfprünglichen Erhndung wiederkehrt. Im Heidenthume dagegen fteht an der
Spitze die Einheit des weltfchaffenden Prinzipes und zerfpaltet hch in die un-
endliche Vielheit ohne die endliche Einheit mit überzeugender Kraft und über-
wältigender Strenge wiederzugewinnen. So hellt denn auch hier Cornelius das
weltfchaffende Prinzip als den Anfang in die höchhe Höhe und läfst feine Ver-
vielfältigung durch die Begegnung des im Chaos zufammenliegenden, aber feiner
Natur nach ungleichartigen Stoßes in Strahlen auseinandergehen. Den äufseren
Anhalt bot ihm dazu die Konhruktion des Kreuzgewölbes, welches durch feine
Gurten vier grofse Felder bildet, die nach den Wänden in immer hch erweitern-
der Breite abheigen und dort die über den Wänden fenkrecht auffteigenden
mächtigen Bogenfelder treffen. So geht alfo die göttliche Urkraft von oben nach
unten, hch immer mehr fpezialifirend, trifft allmählich mit der dem irdifchen
Schofs entflammenden Menfchheit zulammen und höfst endlich auf die hnhern
Mächte der geheimnisvollen Tiefe. Dann erh blüht he in dreifacher Gehalt,
dreien der Elemente entfprechend, in der Dreitheilung des Götterreiches auf, und
jetzt erh kann von einer entfeheidenden Berührung zwifchen Gottheit und Menfch-
heit die Rede fein. Das Wefen der göttlichen Urkraft, welche aus dem Chaos
den Kosmos fchafft, ih nder Vater alles deffen was da ih und was da fein wird
jezumal, der Eros.a Aber fchon fehen wir ihn die Symbole der vier Elemente
umfaßen, fo um den Kreuzungspunkt der Gurte den erhen Kreis gehaltend.
Den nächhen Ring bilden, den vier Elementen ihrem inneren Wefen nach ent-
fprechend, die vier Jahreszeiten, durch charakterihifche Gottheiten repräfentirt,
während der folgende Ring, noch weiter die einzelnen Kräfte und Oßenbarungs-
arten der Natur fcheidend, in feinen Hauptbildern die vier Tageszeiten zeigt: in
den Seitenbildern aber wirken fchon die Berührungen der beiden Welten, fegen-
und verderbenbringend, die hch, dem Laufe der Gurten folgend, auch als Seiten-
theile des letzten Kreifes fortfetzen. Den Abfchlufs bildet der vierte Ring, in
Arabesken den Kampf der himmlifchen Kraft und der hnheren, rohen Gewalten
des hch bald willig, bald unwillig fügenden Elementes zeigend. So entquillt dem
Eros, der hch dem durch den Delphin angedeuteten Waßer, dem Urquell alles
Dafeins, vermählt, der Frühling und der Morgen, denen im Jahre wie am Tage das