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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (4,1): Kunst und Künstler der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1886

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Valentin, Veit: Cornelius, Overbeck, Schnorr, Veit, Führich, 2, Blüthezeit in Deutschland
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https://doi.org/10.11588/diglit.36323#0430
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JULIUS SCHNORR VON CAROLSFELD.

Anden. Schnorr erdrebt hidorifche Genauigkeit und Treue, zieht aber damit die
übergewaltige Reckenwelt in den Rahmen der menfchlichen Erfcheinungsweife
herein: wir haben nicht mehr die Empfindung vor einer das regelrechte Maafs
irdifcher Krad überfchreitenden, in die geheimnisvolle Zauberwelt hinüberragen-
den Menschheit zu dehen — aus Recken And Ritter geworden. Dafs in der Ge-
fammtauflaffung Cornelius der Gröfsere fei und das UrwüchAge der alten Sage
aus der uns überlieferten Späteren Bearbeitung richtiger herausgefühlt habe, kann
nicht bezweifelt werden, ebenfowenig aber auch, dafs Schnorr, diefer Späteren
Bearbeitung Ach anfchliefsend, welche ihrerfeits die heidnifche Sage dem Ge-
fchmack der eignen Zeit entsprechend umgebildet und abgefchwächt hat, gerade
für diefen herabgedimmten, das Uebermenfchliche in das Menfchliche überleiten-
den Charakter einen klaren Ausdruck gefunden hat, und nicht minder, dafs er in
der Einzeldurchführung der Zeichnung korrekter als Cornelius id, der Ach auch
hierin durch feine AbAchten bedimmen liefs. Es mufs aber ferner beachtet
werden, dafs Cornelius, durch keinen äufseren Zwang gebunden, Schaffen konnte,
was und wie es fein Genius ihm eingab, dafs Schnorr dagegen eine bedimmte
Anzahl von Feldern an Wand und Decke zu füllen hatte, dafs alfo bei Cornelius
die kündlerifche Einheit des Ganzen nur durch feine Natur, bei Schnorr aber
durch die vorhandenen räumlichen Bedingungen mitbedimmt war. Freilich hätte
Ach Cornelius auch durch Solchen Zwang nicht dazu bringen laffen, feine eigene
Dichtung in Bezug auf die Gedaltung des Ganges der Handlung ganz hinter dem
Dichter des Eiedes zurücktreten zu laffen und Ach auf die ErAndung der bild-
lichen Dardellung zu beschränken: darin liegt aber gerade der wesentliche Unter-
schied beider Meider — in feinem Verfahren folgte eben jeder der Art feiner
Begabung.
Schnorr hatte fünf Säle zur Verfügung. Der erde id eine Art Vorraum, ein
Eckzimmer mit zwei Thüren und drei nach zwei Strafsen gehenden Fendern,
Somit wenig Wanddäche darbietend. Daran fchliefsen Ach drei gleichartige
rechteckige Säle, mit je zwei Fendern an der einen, je zwei Thüren an der
anderen Schmalwand, während die Eangwände durch je eine die Verbindung der
Säle herdellende, neben der Fenderwand liegende Thüre durchbrochen And.
Es ergeben Ach alfo in jedem Saale zwei grofse Wandfelder, ferner zwei kleinere,
je eines zwifchen den zwei Fendern und den beiden Thüren der Schmalwände.
Aufserdem And noch die Flächen über den Thüren und die Deckenfelder be-
nützt, So dafs eine anfehnliche Zahl gröfserer und kleinerer Bilddächen zur Ver-
fügung dand. Der fünfte Saal id ein einfendriger, langgedreckter Schmaler
Raum, welcher aufser den beiden Langwänden noch die durch nichts unter-
brochene Schmalwand dem Fender gegenüber bot. Schnorr vertheilte Ach feinen
Stoff So, dafs der erde und der fünde Raum als Einleitung und Ausklang das
eigentliche Gefchehen umrahmte, welches in den drei Mittelfälen Ach entwickeln
Sollte. (Die wichtigeren Bilder And photographirt herausgegeben worden von
J. Albert in München und von Dr. H. Holland mit erläuterndem Texte begleitet;
eine ausführliche Aufzählung der Bilddächen und des Gegendandes der Dar-
dellung giebt nach einer Mittheilung Schnorrs Raczynski II, S. 64p ff., bei welchem
auch einige Nachbildungen im Holzfchnitt und Stich zu Anden And).
 
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