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Kaiserlich-Königliches Versatz-, Verwahrungs- und Versteigerungsamt [Editor]
Das K. K. Versatzamt in Wien: von 1707 bis 1900 — Wien: Selbstverl., 1901

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Einleitung.

heutigen Küstenlande wurde in Capodistria von den Bürgern 1550 ein monte civico
gegründet, den 1608 der provedditore generale della republica Veneta reformierte;
das jetzige Statut stammt aus 1873.9 In Pirano gründeten die Bürger 1634 den
civico monte di pietä. 2)
Die profanen monti wurden nur des Gewinnes wegen betrieben, waren daher
jedermann zugänglich und gewährten allen, die Edelmetalle oder Wertpapiere
deponierten, Darlehen. Sie fanden im 16. Jahrhundert besonders in protestantischen
Ländern, wo man ja alles, was von der Curie kam oder mit ihr in Zusammenhang
stand, perhorrescierte, Anklang. Da sie von Lombarden eingeführt wurden, nannte
man sie Lombardbanken.
Solche wurden gegen Ende des 16. Jahrhunderts in den Niederlanden er-
richtet3) und fanden dann auch in Deutschland Eingang.4) So bewilligte der Stadt-
rath von Augsburg im Jahre 1591 eine Summe von 30.000 fl., die den Fond eines
Leihhauses bilden sollten; zugleich wurde den Juden das Leihen auf Pfänder ver-
boten. Im Jahre 1607 wurde dann die erste Leihhausordnung bekannt gemacht.5)
In Nürnberg wurde ein Leihhaus 1618 errichtet.6) Der Stadtrath ließ sich damals
verschiedene Leihhausordnungen aus Italien kommen, und entsandte nach Augsburg
Experten, welche die Einrichtungen des dortigen Leihhauses zu studieren hatten.7)
Ungefähr um dieselbe Zeit beschäftigte sich auch der Stadtrath von Amsterdam
mit der Frage, ob er nicht selbst ein Lombard- oder Leihhaus errichten solle; im
Jahre 1614 wurde es eröffnet.
Beiläufig sechzig Jahre später wurde dann in Österreich unter der Enns ein
ganz eigenartiger monte di pietä oder mons pius ins Leben gerufen. Die Schulden-
last der Stände war nämlich derart gestiegen, dass sie schon 1627 nicht mehr im
Stande waren, den Verpflichtungen nachzukommen, welche sie seinerzeit übernommen
hatten, wenn bei ihnen irgend ein Capital, dessen Interessen in bestimmter Weise, z. B.
für Stiftungen u. dgl., zu verwenden war, hinterlegt worden waren. Sie suchten bei dem
Landesfürsten um ein Moratorium oder »generalstillstand« zunächst auf zwei oder

9 In Capodistria besteht seit 1842 (genehmigt mit Ah. Entschließung vom 7. Jänner 1844),
ein zweiter Monte di pietä privato di fondazione contessa Pola-Grisoni.

ff 2) Note der Statthalterei in Triest vom 14. März 1901 Nr. 3344.

3) Savary, Dictionnaire universel de commerce. 3, 1121. — Im Holländischen nannte man
die Lombardbanken Bank-van-leeninge.

4) Beckmann, Geschichte der Erfindungen. 3/ 319 ff.

5) Stetten, Geschichte der Stadt Augspurg (Frankfurt und Leipzig 1742). 1, 720; 789; 833.

6) Gökingk, Journal von und für Teutschland 1784. 1, 504.

7) Allgemein findet sich die Nachricht, dass Nürnberg schon 1498 ein Leihhaus hatte. Es
verhält sich aber so damit: Kaiser Maximilian I. erlaubte im Jahre1 1498 den Nürnbergern, die
Juden wegen allzugroßen Wuchers aus ihrer Stadt zu vertreiben, befahl aber dafür »wexel-
bänke aufzurichten« und mit »schreibern, amptleuten und andern personen, die solchen vorsein
und nothdürftiglichen auswarten, nach notdürften, willen und gefallen« zu besetzen, dergestalt,
dass sie ihren Mitbürgern, die ihre »handtierung und gewerb ausserhalb entlehens und versetzens
statlich nicht wohl getreiben und gearbeiten könten, wann und so oft ihr wollen auf ir ansuchen
und begern nach gelegenheit ihrer handlung und wesens zu irer notturft geld leihen und darum
pfand, bürgschaft und versicherung nemen, auf zeit und zeit zu bezalen und dann zu gesagter
frist über bezalung der kaufsumme ein ziemliches zu zins erfordern und einnemen und von
denselben zinssen die obberürten amptleute und ausrichter solcher wechselbank irs solds und
arbeit entrichten; und ob alsdann derselben zinsen übermass were«, dieselben zum Nutzen der
Stadt verwenden, Vgl. Würfel, Historische Nachrichten von der ehemaligen Judengemeinde in
Nürnberg (Nürnberg 1755), 152; Neumann, Geschichte des Wuchers in Deutschland, 400 ff.
unvollständig); Stobbe, Geschichte der Juden (Braunschweig 1866), 66; Chroniken der deutschen
Städte, 11, 601.
 
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