Die Gründung des Wiener Versatzamtes, seine Benennung und seine Ubicationen. 9
war der im Gründungspatente angewandte Name Versatz- und Fragamt, später
dann nur Versatzamt dafür üblich. Die Entstehung dieser beiden Ämter hängt mit
der des Wiener Groß-Armenhauses zusammen. Die zunehmende Zahl der Bettler in
der Stadt und in den Vorstädten hatte nämlich Kaiser Leopold L im Jahre 1692 bewogen,
durch die niederösterreichische Regierung oder das Regiment der niederösterreichischen
Lande eine Commission einsetzen zu lassen, die die Aufgabe hatte, Mittel und Wege
zu finden, um die Armen entsprechend zu versorgen. Statthalter Graf Quintin Jörger
nahm sich der Sache mit Eifer an und in die Commission wurden entsandt der Vice-
Statthalter Ferdinand Karl Graf von Welz, sowie die Regimentsräthe Karl Freiherr
von Pergen und Friedrich Leopold von Löwenthurn nebst dem Regierungs-Secretär
Johann Rudolf Katzi. 1) Die Commission, welche ihren Berathungen auch Vertreter
des Wiener Stadtrathes beizog, fasste nach mehreren Sitzungen den Beschluss, die
würdigen Armen bis zur Erbauung eines eigenen Hauses in dem Contumazhofe
Institut der Findlings- und krüppelhaften Kinder« zugewiesen, 1853 vom Armenhaus getrennt,
1862 vom kärntnerischen Landesausschusse übernommen. (Gefällige Mittheilung des Archivs des
kärtnerischen Geschichtsvereines und des kärntnerischen Landesausschusses; vgl. auch steno-
graphische Protokolle des kärntnerischen Landtages 1863, 68.)
h) Das mit der krainerischen Sparcasse in Laibach vereinigte und von dieser zu Folge Ah.,
Entschliessung vom 20. Mai 1835 errichtete und verwaltete Versatzamt in Laibach. (Note der Landes-
regierung für Krain vom 21. Februar 1901, Z. 2106 — Statth.-Zahl 1369/pr.)
i) Der monte di pietä in Zara durch Antonio cav. de Stermich di Valcrociata im Verein
mit mehreren Menschenfreunden (»filantropi«) gegründet und am 19. April 1841 eröffnet. Das
Institut steht laut Hofkanzlei-Decretes vom 22. August 1845, Z. 27.073, und laut Erlasses des
Ministerium des Innern vom 8. Juni 1885, Z. 19.040, unter staatlicher Aufsicht. (Gefällige Mit-
theilung des Statthalterei-Archives in Zara.)
$ Die Pfandleihanstalt in Linz, am 3. December 1849 als Privat-Institut im Verein mit der
Sparcasse gegründet. (Gefällige Mittheilung des Herrn Oberst a. D., Conservators der k. k. kunst-
historischen Central-Commission, Victor Freiherrn von Handel-Mazzetti.)
1) In Czernowitz eröffnete die Bukowinaer Sparcasse am 20. Jänner 1868 eine »Leihanstalt
auf Handpfänder«. (Note der Landesregierung in Czernowitz vom 15. März 1901 Nr. 6485 —
Statth.-Zahl 1828/pr.)
m) Das Leihhaus in Innsbruck. Ein Hofdecret vom 23. Juli 1791 ordnete an, dass ein Plan
zur Errichtung eines öffentlichen Versatzamtes entworfen und vorgelegt werde; jedoch mit Hof-
decret vom 23. December 1791 wurde die ganze Action eingestellt; 1795 gründete der Re-
gistratursdirector Ignaz von Boussieres mit einigen Mitinteressenten ein öffentliches Leihhaus,
dem der zweite Stock im damaligen Regierungsgebäude (jetzt Bezirkshauptmannschaft) einge-
räumt wurde; da jedoch die Interessenten mit der Einlage der Caution von 8000 fl. zögerten,
wurde das ganze Institut 1796 aufgehoben; im folgenden Jahre machte sich das Innsbrucker
Armen-Institut anheischig, ein Versatzamt in den Localen des früheren zu errichten: allein mit
kaiserliche Entschließung vom 12. August 1798 wurde die Errichtung der Leihbank auf Kosten des
Armen-Instituts unter der Begründung, dass für das letztere damit zu viel Gefahr verbunden sei
und überhaupt kleine Städte zu derlei Anstalten nicht wohl geeignet seien, weil solche Anstalten
der Armuth dort mehr zum Nachtheile als zum Vortheile gereichen, nicht bewilligt. Unter der
bayerischen Regierung machten sich 1811 Bestrebungen bemerkbar, eine Pfandleihanstalt ins Leben
zu rufen, ohne dass dieselben jedoch über die ersten Anregungen hinausgekommen wären. Dann
ruhte die, Frage, bis im Jahre 1873 die Stadtgemeinde Innsbruck eine städtische Pfandleihanstalt
gründete. (Gefällige Mittheilung des Statthalterei-Archives in Innsbruck.)
n) In Troppau errichtete 1865 die »Österr. Pfandleihgesellschaft« eine Anstalt für Belehnung von
Effecten, Pretiosen, Waren und Wertpapiere, ließ sie aber 1871 auf (vgl. S. 98); 1889 rief dann die
registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung »Centrälni zälozna Opavska« (Troppauer Central-
Vorschusscasse) auf Grund der Concession vom 12. November 1889 eine Pfandleihanstalt ins Leben;
im folgenden Jahre eröffnete dann auf Grund der Concession vom 7. August 1890 und mit Rücksicht
der vom Ministerium des Innern genehmigten Statuten auch die Troppauer Sparcasse eine Pfandleih-
anstalt, (Note der schlesischen Landesregierung vom 2. März 1901. Nr. 2598 = Statth.-Zahl 1463/pr.)
9 Über sie vgl. »Die niederösterreichische Statthalterei von 1501—1896«. S. 291—300, 445
und 446.
war der im Gründungspatente angewandte Name Versatz- und Fragamt, später
dann nur Versatzamt dafür üblich. Die Entstehung dieser beiden Ämter hängt mit
der des Wiener Groß-Armenhauses zusammen. Die zunehmende Zahl der Bettler in
der Stadt und in den Vorstädten hatte nämlich Kaiser Leopold L im Jahre 1692 bewogen,
durch die niederösterreichische Regierung oder das Regiment der niederösterreichischen
Lande eine Commission einsetzen zu lassen, die die Aufgabe hatte, Mittel und Wege
zu finden, um die Armen entsprechend zu versorgen. Statthalter Graf Quintin Jörger
nahm sich der Sache mit Eifer an und in die Commission wurden entsandt der Vice-
Statthalter Ferdinand Karl Graf von Welz, sowie die Regimentsräthe Karl Freiherr
von Pergen und Friedrich Leopold von Löwenthurn nebst dem Regierungs-Secretär
Johann Rudolf Katzi. 1) Die Commission, welche ihren Berathungen auch Vertreter
des Wiener Stadtrathes beizog, fasste nach mehreren Sitzungen den Beschluss, die
würdigen Armen bis zur Erbauung eines eigenen Hauses in dem Contumazhofe
Institut der Findlings- und krüppelhaften Kinder« zugewiesen, 1853 vom Armenhaus getrennt,
1862 vom kärntnerischen Landesausschusse übernommen. (Gefällige Mittheilung des Archivs des
kärtnerischen Geschichtsvereines und des kärntnerischen Landesausschusses; vgl. auch steno-
graphische Protokolle des kärntnerischen Landtages 1863, 68.)
h) Das mit der krainerischen Sparcasse in Laibach vereinigte und von dieser zu Folge Ah.,
Entschliessung vom 20. Mai 1835 errichtete und verwaltete Versatzamt in Laibach. (Note der Landes-
regierung für Krain vom 21. Februar 1901, Z. 2106 — Statth.-Zahl 1369/pr.)
i) Der monte di pietä in Zara durch Antonio cav. de Stermich di Valcrociata im Verein
mit mehreren Menschenfreunden (»filantropi«) gegründet und am 19. April 1841 eröffnet. Das
Institut steht laut Hofkanzlei-Decretes vom 22. August 1845, Z. 27.073, und laut Erlasses des
Ministerium des Innern vom 8. Juni 1885, Z. 19.040, unter staatlicher Aufsicht. (Gefällige Mit-
theilung des Statthalterei-Archives in Zara.)
$ Die Pfandleihanstalt in Linz, am 3. December 1849 als Privat-Institut im Verein mit der
Sparcasse gegründet. (Gefällige Mittheilung des Herrn Oberst a. D., Conservators der k. k. kunst-
historischen Central-Commission, Victor Freiherrn von Handel-Mazzetti.)
1) In Czernowitz eröffnete die Bukowinaer Sparcasse am 20. Jänner 1868 eine »Leihanstalt
auf Handpfänder«. (Note der Landesregierung in Czernowitz vom 15. März 1901 Nr. 6485 —
Statth.-Zahl 1828/pr.)
m) Das Leihhaus in Innsbruck. Ein Hofdecret vom 23. Juli 1791 ordnete an, dass ein Plan
zur Errichtung eines öffentlichen Versatzamtes entworfen und vorgelegt werde; jedoch mit Hof-
decret vom 23. December 1791 wurde die ganze Action eingestellt; 1795 gründete der Re-
gistratursdirector Ignaz von Boussieres mit einigen Mitinteressenten ein öffentliches Leihhaus,
dem der zweite Stock im damaligen Regierungsgebäude (jetzt Bezirkshauptmannschaft) einge-
räumt wurde; da jedoch die Interessenten mit der Einlage der Caution von 8000 fl. zögerten,
wurde das ganze Institut 1796 aufgehoben; im folgenden Jahre machte sich das Innsbrucker
Armen-Institut anheischig, ein Versatzamt in den Localen des früheren zu errichten: allein mit
kaiserliche Entschließung vom 12. August 1798 wurde die Errichtung der Leihbank auf Kosten des
Armen-Instituts unter der Begründung, dass für das letztere damit zu viel Gefahr verbunden sei
und überhaupt kleine Städte zu derlei Anstalten nicht wohl geeignet seien, weil solche Anstalten
der Armuth dort mehr zum Nachtheile als zum Vortheile gereichen, nicht bewilligt. Unter der
bayerischen Regierung machten sich 1811 Bestrebungen bemerkbar, eine Pfandleihanstalt ins Leben
zu rufen, ohne dass dieselben jedoch über die ersten Anregungen hinausgekommen wären. Dann
ruhte die, Frage, bis im Jahre 1873 die Stadtgemeinde Innsbruck eine städtische Pfandleihanstalt
gründete. (Gefällige Mittheilung des Statthalterei-Archives in Innsbruck.)
n) In Troppau errichtete 1865 die »Österr. Pfandleihgesellschaft« eine Anstalt für Belehnung von
Effecten, Pretiosen, Waren und Wertpapiere, ließ sie aber 1871 auf (vgl. S. 98); 1889 rief dann die
registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung »Centrälni zälozna Opavska« (Troppauer Central-
Vorschusscasse) auf Grund der Concession vom 12. November 1889 eine Pfandleihanstalt ins Leben;
im folgenden Jahre eröffnete dann auf Grund der Concession vom 7. August 1890 und mit Rücksicht
der vom Ministerium des Innern genehmigten Statuten auch die Troppauer Sparcasse eine Pfandleih-
anstalt, (Note der schlesischen Landesregierung vom 2. März 1901. Nr. 2598 = Statth.-Zahl 1463/pr.)
9 Über sie vgl. »Die niederösterreichische Statthalterei von 1501—1896«. S. 291—300, 445
und 446.