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Friedländer, Ernst
Ostfriesisches Urkundenbuch (Band 2): 1471 - 1500 nebst Nachträgen und Anhang — Emden, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.1951#0063
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1475. 55

954.

Kaiser Friedrich ermahnt die Häuptlinge und Unterthanen zwischen Ems und Weser ernstlich,
seinen in dem dem Grafen Ulrich gegebenen Lehnsbriefe ausgesprochenen Befehlen, ^Gericht und Ge-
rechtigkeit''1 von dem Grafenhause zu Lehen zu nehmen, nunmehr nachzukommen, da Gräfin Tlieda

Klage geführt habe.
Abschrift in einem kaiserl. Bestätigungsbrief vom 8. Mai 1595:') Lehnbriefe Nr. 19.

Köln, 22. Juli 1476.

Wir Friderich von Gottes gnaden, Romischer kaiser etc., empieten unsern und des reichs
lieben getreuen allen und yeglichen heufftlingen, underthanen und zugewantten der landt von der
Einese bis auf die Weser, unser gnadt und alles guets. Unns hatt die edel unser Jiebe andechtige
Theda, gravin zu Ostfriesslandt, .weilendt graf Ulrichs zu Ostfriesslandt verlassen wittib, von jr
und ir khinder wegen furbringen lassen, wiewol wir weillendt den yeztgemelten graf Ulrichen iren
liausswürt mit den obbestimbten landen und iren zugehonmgen beiechnet, und euch darauf durch
unser kaiserlich brieve ernstlich gepotten betten, eur gericht und gerrechtigkait in denselben
landen furtermer an unser und des heiligen reichs statt von demselben irem hausswürtt und iren
klnndern zu leben zu empfachen, wie dan das unser kaiserlich brieff euch desshalben zugesantt
•clarlicher aussweissten, so hetten ir doch solch unser kaiserlich gepott frevenlich veracht und
oichtsdestominder dieselben eur gericht und gerechtigkait bissher uuempfangen mit gewalltt ge-
braucht, das unns zu vorlezung und Verachtung unser kaiserlichen oberkait und gepott und ir
und iren kindern zu merckhlichem schaden kome, und hatt unns darauf diemuetigelich anrueffen
und pitten lassen, sy hierinne gnedigelich zu f'ursehen. Wann unns nun solch eur vurachtung
und ungehorsam von euch zu gedulden nit zimet, sonder uns und das heilig reich bey unser
oberkhait und gerechtigkait auch die gemelte Theda und ire khinder bey unser verleichung zu
handthaben gebürtt, darumb so ermahnen wir euch der pflichte, damit ir unns und dem heiligen
reiche verbunden seyet, gepieten euch auch bey verliesung der obbestimbten gericht und gerechtig-
keit und was ir von'unns und dem heiligen reich haben von Romischer kaiserlicher machtvol-

£(54. ') Die Urkundeu Nr. 954 u. 956 sind transsumirt in dem Bestätigungsbrief über dieselben von Kaiser Rudolf II.,
d. d. Prag, 8. Mai 1595. Danach haben die Originale ein eigenthtimliches Schicksal gehabt: Graf Edzard hatte
einen Gesandten mit denselben nach Prag zum Kaiser geschickt, der die Urkunden beglaubigen lassen sollte.
„Aber, so sagt der Kaiser in der Bestätigungsurkunde, ininassen uns selbst bewusst, den vier und zwaintzigi-
sten Februarii jiingsthin, seinen alliie zu Prag an unserm kaiserlichen hof gehabten abgesandten, in der
khleineren statt diss ortts und offner heiberg, zun drey glogkhen genannt, abents spatt umb siben uhren,
zwischen nachtessen, aus irem gewohnlichen Zimmer durchn ofen, ain raiss- oder gutschitruchen mit gelt
sambt etlichen alten und newen, insonderhait aber hüchstermelts kaiser Friderichen lieb, mandaten und Privi-
legien, neben sonst allerhand brieven, dieblich entwendet; volgents unlcngs hernach, unter gegenwertigen
fünft und neuntzigisten jahrs fürgangner eiss- und Wasserflut t, ermelte truchel in unser cron Beliaim aufin
Elbstroni, nit weit von Tetschin durch nnsers getreuen lieben Hainrichen von Bynau underthonen aufge-
fangen" ; die Truhe ist sodann an den Kais. Hof gebracht und dem Ostfriesischen Abgesandten restituirt
worden. Die Urkunden befanden sich noch darin, doch waren sie „vom wasser und sandt zimlich maculiert,
die sigel abgerissen, gar davon khomen und das eine, doch ohne Verletzung der schrifft, unten an der rech-
ten seilen ainen riss genomen."
 
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