Flörsheim
Flörsheim
Ansicht von Flörsheim, Stich um 1750
Flörsheim
Geschichtliche und bauliche Entwicklung
Flörsheim liegt am rechten Ufer des unteren Mains auf dem ebenen Gelän-
de der sog. Niederterrasse. Im Süden erstreckt sich zwischen dem Main und
dem historischen Stadtgebiet der schmale Streifen der Auenterrasse. Im Nor-
den steigt das Gelände vor Wicker und Weilbach zur Mittelterrasse als dem
südlichen Ausläufer des Taunusgebirges an. Die Gemarkung wird an ihren
Rändern im Westen vom Wickerbach, im Nordosten vom Weilbach durch-
flossen, beide münden in den Main. Der Weilbach heißt dann Ardelgraben.
Erstmals schriftlich erwähnt wird Flörsheim zwischen 780 und 817 als „Flari-
tesheim“ in einer Schenkungsurkunde des Klosters Fulda, deren Abschrift
von ca. 828 datiert. Der Ortsname geht möglicherweise auf einen Franken
namens Flarido zurück. Besiedelt war die Gemarkung bereits in vorge-
schichtlicher und römischer Zeit, wie entsprechende Funde belegen, z.B.
mehrere römische Gutshöfe (villae) in der Flörsheimer Gemarkung. Die
Siedlungen Flörsheim und Weilbach entstanden wohl zu Beginn des 5. Jahr-
hunderts im Zuge der alemannischen Landnahme. Im 11. Jahrhundert erwar-
ben die amtierenden Stadt- und Burggrafen von Mainz, die Grafen von Rien-
eck, die Hoheit über Flörsheim, ihre Erben waren die Grafen von Loon. Um
seine Besitzungen gegen die wachsende staufische Macht zu sichern, belehn-
te das Erzstift Mainz um 1180/90 die Herren von Eppstein mit dem zum
Königssundergau gehörenden Landgericht Mechthildshausen. In dessen
Hochgerichtsbezirk lagen auch Flörsheim, Weilbach und Wicker. Die
Grafen von Loon belehnten zudem im 12./13. Jahrhundert die Herren von
Eppstein mit dem Dorf Flörsheim. Von diesen wiederum kaufte es im Jahre
1270 das Mainzer Domkapitel und hatte damit die volle Landesherrschaft
erlangt. Bei Flörsheim überquerte eine alte Straße den Main und führte über
die Niedernhausener Paßregion in Richtung Limburg. Eine Mainfähre ist um
1250/60 als Eppsteiner Lehen bezeugt.
214
Flörsheim, Haas'sehe Karte von 1800
1184 wird die Flörsheimer Pfarrei erstmals erwähnt. Aufgrund einer
Schenkung des Stiftspropstes wurde sie dem Stift St. Maria zu den Staffeln
(Mariengreden) in Mainz übertragen. Erheblichen Grundbesitz in Flörsheim
besaßen seit 1282 das Kloster St. Clara in Mainz, seit 1305 Kloster Eberbach
und seit Mitte des 14. Jahrhunderts das Mainzer Kartäuserkloster.
1329 befestigte Erzbischof Balduin von Trier in seinem Kampf um den
Mainzer Erzstuhl den schon früher umwehrten Kirchhof Flörsheims durch
eine Burg, um seinem in Mainz aufgenommenen Rivalen den Warenbezug
von Frankfurt über den Main abzuschneiden. Diese Befestigung hatte
Bestand - oder wurde durch Heinrich von Virneburg 1346 erneuert. 1354 ver-
sprach dann Erzbischof Gerlach der Stadt Mainz, alle Befestigungen in Flörs-
heim abzubrechen. Doch blieb der Ort selbst durch Graben und Tore be-
festigt, was in einer Urkunde 1410 bezeugt ist.
1462 wurde Flörsheim während der Mainzer Stiftsfehde durch die Epp-
steiner verwüstet. Anstelle früherer Anlagen entstand 1484 bis 1548 eine
Ortsbefestigung mit Mauer und mehreren steinernen Türmen. In den un-
ruhigen Zeiten des 16. bis 18. Jahrhunderts bot sie dem Ort Schutz. 1631
ergab sich Flörsheim erst nach achttägiger Belagerung durch die Schweden,
wurde verwüstet und geplündert. Die Befestigung wurde 1755-64 und 1818
bis auf Reste der Mauern und zweier Türme niedergelegt.
1666 wütete auch in Flörsheim die Pest. Der zum Dank für die Errettung ge-
lobte Festtag wird als „Verlobter Tag“ bis heute begangen.
Weitere negative Einflüsse auf die Bevölkerungs- und Stadtentwicklung
brachten die Auswirkungen des österreichischen Erbfolgekrieges 1740-48,
der Koalitionskriege in Frankreich 1792-1801 und schließlich auch des
Zweiten Weltkrieges mit Zerstörungen durch Luftangriffe im Jahre 1942.
1802 kam Flörsheim zum Fürstentum Nassau-Usingen, seit 1806 Herzogtum
Nassau, 1866 zu Preußen.
Für die Entwicklung der Stadt ist bemerkenswert, daß die Einwohner von
Flörsheim bereits früh, in einer Urkunde von 1466, als Bürger bezeichnet
215
Flörsheim
Ansicht von Flörsheim, Stich um 1750
Flörsheim
Geschichtliche und bauliche Entwicklung
Flörsheim liegt am rechten Ufer des unteren Mains auf dem ebenen Gelän-
de der sog. Niederterrasse. Im Süden erstreckt sich zwischen dem Main und
dem historischen Stadtgebiet der schmale Streifen der Auenterrasse. Im Nor-
den steigt das Gelände vor Wicker und Weilbach zur Mittelterrasse als dem
südlichen Ausläufer des Taunusgebirges an. Die Gemarkung wird an ihren
Rändern im Westen vom Wickerbach, im Nordosten vom Weilbach durch-
flossen, beide münden in den Main. Der Weilbach heißt dann Ardelgraben.
Erstmals schriftlich erwähnt wird Flörsheim zwischen 780 und 817 als „Flari-
tesheim“ in einer Schenkungsurkunde des Klosters Fulda, deren Abschrift
von ca. 828 datiert. Der Ortsname geht möglicherweise auf einen Franken
namens Flarido zurück. Besiedelt war die Gemarkung bereits in vorge-
schichtlicher und römischer Zeit, wie entsprechende Funde belegen, z.B.
mehrere römische Gutshöfe (villae) in der Flörsheimer Gemarkung. Die
Siedlungen Flörsheim und Weilbach entstanden wohl zu Beginn des 5. Jahr-
hunderts im Zuge der alemannischen Landnahme. Im 11. Jahrhundert erwar-
ben die amtierenden Stadt- und Burggrafen von Mainz, die Grafen von Rien-
eck, die Hoheit über Flörsheim, ihre Erben waren die Grafen von Loon. Um
seine Besitzungen gegen die wachsende staufische Macht zu sichern, belehn-
te das Erzstift Mainz um 1180/90 die Herren von Eppstein mit dem zum
Königssundergau gehörenden Landgericht Mechthildshausen. In dessen
Hochgerichtsbezirk lagen auch Flörsheim, Weilbach und Wicker. Die
Grafen von Loon belehnten zudem im 12./13. Jahrhundert die Herren von
Eppstein mit dem Dorf Flörsheim. Von diesen wiederum kaufte es im Jahre
1270 das Mainzer Domkapitel und hatte damit die volle Landesherrschaft
erlangt. Bei Flörsheim überquerte eine alte Straße den Main und führte über
die Niedernhausener Paßregion in Richtung Limburg. Eine Mainfähre ist um
1250/60 als Eppsteiner Lehen bezeugt.
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Flörsheim, Haas'sehe Karte von 1800
1184 wird die Flörsheimer Pfarrei erstmals erwähnt. Aufgrund einer
Schenkung des Stiftspropstes wurde sie dem Stift St. Maria zu den Staffeln
(Mariengreden) in Mainz übertragen. Erheblichen Grundbesitz in Flörsheim
besaßen seit 1282 das Kloster St. Clara in Mainz, seit 1305 Kloster Eberbach
und seit Mitte des 14. Jahrhunderts das Mainzer Kartäuserkloster.
1329 befestigte Erzbischof Balduin von Trier in seinem Kampf um den
Mainzer Erzstuhl den schon früher umwehrten Kirchhof Flörsheims durch
eine Burg, um seinem in Mainz aufgenommenen Rivalen den Warenbezug
von Frankfurt über den Main abzuschneiden. Diese Befestigung hatte
Bestand - oder wurde durch Heinrich von Virneburg 1346 erneuert. 1354 ver-
sprach dann Erzbischof Gerlach der Stadt Mainz, alle Befestigungen in Flörs-
heim abzubrechen. Doch blieb der Ort selbst durch Graben und Tore be-
festigt, was in einer Urkunde 1410 bezeugt ist.
1462 wurde Flörsheim während der Mainzer Stiftsfehde durch die Epp-
steiner verwüstet. Anstelle früherer Anlagen entstand 1484 bis 1548 eine
Ortsbefestigung mit Mauer und mehreren steinernen Türmen. In den un-
ruhigen Zeiten des 16. bis 18. Jahrhunderts bot sie dem Ort Schutz. 1631
ergab sich Flörsheim erst nach achttägiger Belagerung durch die Schweden,
wurde verwüstet und geplündert. Die Befestigung wurde 1755-64 und 1818
bis auf Reste der Mauern und zweier Türme niedergelegt.
1666 wütete auch in Flörsheim die Pest. Der zum Dank für die Errettung ge-
lobte Festtag wird als „Verlobter Tag“ bis heute begangen.
Weitere negative Einflüsse auf die Bevölkerungs- und Stadtentwicklung
brachten die Auswirkungen des österreichischen Erbfolgekrieges 1740-48,
der Koalitionskriege in Frankreich 1792-1801 und schließlich auch des
Zweiten Weltkrieges mit Zerstörungen durch Luftangriffe im Jahre 1942.
1802 kam Flörsheim zum Fürstentum Nassau-Usingen, seit 1806 Herzogtum
Nassau, 1866 zu Preußen.
Für die Entwicklung der Stadt ist bemerkenswert, daß die Einwohner von
Flörsheim bereits früh, in einer Urkunde von 1466, als Bürger bezeichnet
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