und stattete ihn mit hervorragenden Kunstschätzen aus. Zwischen Palas und dem Dom-
bau entstand die zweigeschossige Doppelkapelle St. Georgen und St. Gertruden. Der
Dom (eigentlich eine Stiftskirche) nahm später die Gruft Heinrichs und seiner Frau Ma-
thilde auf, die mit der berühmten Grabplatte des Herzogspaares gedeckt ist. Die Bautätig-
keit des Herzogs zog Künstler und Handwerker in die Stadt, die Heinrich „civitas nostra“
nannte, und um die Hofhaltung entwickelte sich ein reges gesellschaftliches und kulturel-
les Leben, das auf die Bewohner der umliegenden Stadt sicher nicht ohne Einfluß war.
Regelmäßige Anlage, die eine gezielte Planung voraussetzt, zeigt auch der Grundriß der
Neustadt, die sich nördlich der Altstadt in Form eines Dreiecks ausbreitet. Ihre markante
Straßenstruktur setzt am Radeklint hinter dem Petritor an und strahlt fächerförmig in das
Weichbild aus, das 1231 urkundlich als „nova civitate“ erwähnt wird. Ob Heinrich der
Löwe, der 1195 starb, noch an der Aufsiedlung dieses Stadtgebietes beteiligt war, ist aus
Mangel an Quellen nicht zweifelsfrei zu entscheiden. Die Neustadt ist aber wahrschein-
lich noch im 12. Jh. entstanden, da die am Nordrand der Altstadt liegende Petrikirche, die
1196 genannt ist, wohl schon für Bürger auch aus dem Gebiet der Neustadt errichtet
worden war. Auch hier waren, wie im Hagen, vorwiegend Handwerker ansässig, vor allem
Wollenweber und Beckenwerker. Die Flußuferlage am Werder bot dabei der Neustadt die
gleichen Verkehrsvorteile wie dem Hagen. Der ursprüngliche Markt der Neustadt lag
möglicherweise östlich des Neustadtrathauses und war mit dem Hagenmarkt über die
Hagenbrücke verbunden. Der Wollmarkt vor der Andreaskirche, der Pfarrkirche der Neu-
stadt, ist lediglich eine Marktstraße, die erst 1828 diesen Namen erhielt und als Marktplatz
nie eine große Rolle gespielt hat.
Die Söhne und Nachfolger Heinrichs des Löwen, der Pfalzgraf Heinrich und der spätere
Kaiser Otto IV., sind städtepolitisch weniger aktiv gewesen als ihr Vater. In die Regie-
rungszeit Ottos fällt lediglich die Ummauerung auch der Altewiek, die damit in die Ge-
samtstadt miteinbezogen wurde. Die auf der Südseite des Hagen bereits existierende
Stadtmauer blieb allerdings erhalten, so daß zwischen diesen beiden aneinanderstoßen-
den Stadtteilen von da an über lange Zeit eine Trennung bestand, die nur durch das Re-
dingetor in der Nähe des heutigen Bohlweges Verkehr zwischen den beiden Stadtteilen
zuließ.
In den Jahren 1190 bis 1225 hat schließlich die umfangreiche Bautätigkeit eingesetzt, die
zunächst in der Altstadt, dann im Hagen und schließlich in der Neustadt zum Bau der
großen romanischen Pfeilerbasiliken führte: St. Martini, St. Katharinen und St. Andreas,
deren Architekturen alle mehr oder weniger vom Dom abhängig sind. Die mächtigen
Turmkörper dieser Bauten über rechteckigem Untergeschoß bilden den sichtbaren Aus-
druck einer frühen bürgerlichen Blütezeit, für die Heinrich der Löwe zweifellos entschei-
dende politische und wirtschaftliche Impulse gegeben hat. Der Grundriß des Stadtgefü-
ges hat im letzten Drittel des 12. Jh. die Form erhalten, deren Hauptstrukturen auch heute
noch ablesbar sind.
Städtische Selbstverwaltung
Bereits im frühen 13. Jh. bildete sich in der Altstadt eine Art genossenschaftlicher Aus-
schuß, der innerstädtische Angelegenheiten mit dem Stadtherrn regelte, aus dem nach
und nach für jedes Weichbild der Rat entstand, der in zunehmendem Maße die Verwaltung
der jeweiligen Stadtteile selbst übernahm. Ein Rathaus als Sitz und Symbol der städti-
schen Selbstverwaltung war in der Altstadt schon vor 1253 vorhanden, als man das alte
Gebäude verkaufte und den Westflügel des heutigen Altstadtrathauses zu bauen begann.
Das Neustadtrathaus begegnet zuerst 1294 und später 1299, als die Herzöge Albrecht
und Heinrich Rat und Bürgernder Neustadt das Recht gewähren, Tuche, Wein und andere
Waren in ihrem Rathaus zu verkaufen. Der Bau erfolgte wohl, nachdem dieses Gebiet
nach 1250 trockengelegt und dem übrigen Siedlungsniveau angeglichen worden war.
Das Neustadtrathaus wurde später Sitz des gesamtstädtischen Rates, der von hier aus
seine auswärtige Politik betrieb.
Nach der Mitte des 13. Jh. darf schließlich die Entstehung des fünften und jüngsten
Weichbildes, des Sackes, angesetzt werden. Es entstand auf dem noch freien Gelände
westlich vor der Burg und war dem dortigen Stift St. Blasii grundzinspflichtig. Sein Gebiet
füllte gleichsam sackförmig den Raum zwischen der Altstadt, dem Hagen und der Neu-
stadt aus. Damit war die mehrhundertjährige Siedlungskette Braunschweigs geschlos-
sen und der heute noch durch seine Vielfalt und Unübersichtlichkeit auffällige Stadtbe-
reich innerhalb des Okerumflutgrabens aufgesiedelt. Von Ratsherren des Sack wird erst-
mals um 1300 berichtet, als sie in einem Streit zwischen Kramern des Sack und der Alte-
wiek schlichten.
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bau entstand die zweigeschossige Doppelkapelle St. Georgen und St. Gertruden. Der
Dom (eigentlich eine Stiftskirche) nahm später die Gruft Heinrichs und seiner Frau Ma-
thilde auf, die mit der berühmten Grabplatte des Herzogspaares gedeckt ist. Die Bautätig-
keit des Herzogs zog Künstler und Handwerker in die Stadt, die Heinrich „civitas nostra“
nannte, und um die Hofhaltung entwickelte sich ein reges gesellschaftliches und kulturel-
les Leben, das auf die Bewohner der umliegenden Stadt sicher nicht ohne Einfluß war.
Regelmäßige Anlage, die eine gezielte Planung voraussetzt, zeigt auch der Grundriß der
Neustadt, die sich nördlich der Altstadt in Form eines Dreiecks ausbreitet. Ihre markante
Straßenstruktur setzt am Radeklint hinter dem Petritor an und strahlt fächerförmig in das
Weichbild aus, das 1231 urkundlich als „nova civitate“ erwähnt wird. Ob Heinrich der
Löwe, der 1195 starb, noch an der Aufsiedlung dieses Stadtgebietes beteiligt war, ist aus
Mangel an Quellen nicht zweifelsfrei zu entscheiden. Die Neustadt ist aber wahrschein-
lich noch im 12. Jh. entstanden, da die am Nordrand der Altstadt liegende Petrikirche, die
1196 genannt ist, wohl schon für Bürger auch aus dem Gebiet der Neustadt errichtet
worden war. Auch hier waren, wie im Hagen, vorwiegend Handwerker ansässig, vor allem
Wollenweber und Beckenwerker. Die Flußuferlage am Werder bot dabei der Neustadt die
gleichen Verkehrsvorteile wie dem Hagen. Der ursprüngliche Markt der Neustadt lag
möglicherweise östlich des Neustadtrathauses und war mit dem Hagenmarkt über die
Hagenbrücke verbunden. Der Wollmarkt vor der Andreaskirche, der Pfarrkirche der Neu-
stadt, ist lediglich eine Marktstraße, die erst 1828 diesen Namen erhielt und als Marktplatz
nie eine große Rolle gespielt hat.
Die Söhne und Nachfolger Heinrichs des Löwen, der Pfalzgraf Heinrich und der spätere
Kaiser Otto IV., sind städtepolitisch weniger aktiv gewesen als ihr Vater. In die Regie-
rungszeit Ottos fällt lediglich die Ummauerung auch der Altewiek, die damit in die Ge-
samtstadt miteinbezogen wurde. Die auf der Südseite des Hagen bereits existierende
Stadtmauer blieb allerdings erhalten, so daß zwischen diesen beiden aneinanderstoßen-
den Stadtteilen von da an über lange Zeit eine Trennung bestand, die nur durch das Re-
dingetor in der Nähe des heutigen Bohlweges Verkehr zwischen den beiden Stadtteilen
zuließ.
In den Jahren 1190 bis 1225 hat schließlich die umfangreiche Bautätigkeit eingesetzt, die
zunächst in der Altstadt, dann im Hagen und schließlich in der Neustadt zum Bau der
großen romanischen Pfeilerbasiliken führte: St. Martini, St. Katharinen und St. Andreas,
deren Architekturen alle mehr oder weniger vom Dom abhängig sind. Die mächtigen
Turmkörper dieser Bauten über rechteckigem Untergeschoß bilden den sichtbaren Aus-
druck einer frühen bürgerlichen Blütezeit, für die Heinrich der Löwe zweifellos entschei-
dende politische und wirtschaftliche Impulse gegeben hat. Der Grundriß des Stadtgefü-
ges hat im letzten Drittel des 12. Jh. die Form erhalten, deren Hauptstrukturen auch heute
noch ablesbar sind.
Städtische Selbstverwaltung
Bereits im frühen 13. Jh. bildete sich in der Altstadt eine Art genossenschaftlicher Aus-
schuß, der innerstädtische Angelegenheiten mit dem Stadtherrn regelte, aus dem nach
und nach für jedes Weichbild der Rat entstand, der in zunehmendem Maße die Verwaltung
der jeweiligen Stadtteile selbst übernahm. Ein Rathaus als Sitz und Symbol der städti-
schen Selbstverwaltung war in der Altstadt schon vor 1253 vorhanden, als man das alte
Gebäude verkaufte und den Westflügel des heutigen Altstadtrathauses zu bauen begann.
Das Neustadtrathaus begegnet zuerst 1294 und später 1299, als die Herzöge Albrecht
und Heinrich Rat und Bürgernder Neustadt das Recht gewähren, Tuche, Wein und andere
Waren in ihrem Rathaus zu verkaufen. Der Bau erfolgte wohl, nachdem dieses Gebiet
nach 1250 trockengelegt und dem übrigen Siedlungsniveau angeglichen worden war.
Das Neustadtrathaus wurde später Sitz des gesamtstädtischen Rates, der von hier aus
seine auswärtige Politik betrieb.
Nach der Mitte des 13. Jh. darf schließlich die Entstehung des fünften und jüngsten
Weichbildes, des Sackes, angesetzt werden. Es entstand auf dem noch freien Gelände
westlich vor der Burg und war dem dortigen Stift St. Blasii grundzinspflichtig. Sein Gebiet
füllte gleichsam sackförmig den Raum zwischen der Altstadt, dem Hagen und der Neu-
stadt aus. Damit war die mehrhundertjährige Siedlungskette Braunschweigs geschlos-
sen und der heute noch durch seine Vielfalt und Unübersichtlichkeit auffällige Stadtbe-
reich innerhalb des Okerumflutgrabens aufgesiedelt. Von Ratsherren des Sack wird erst-
mals um 1300 berichtet, als sie in einem Streit zwischen Kramern des Sack und der Alte-
wiek schlichten.
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