derliche und Otto von Lüneburg dem Stift die
Erlaubnis, die südliche Seitenschiffwand nie-
derzureißen und dort den Bau um ein zusätz-
liches Schiff zu erweitern, das mit seinen gro-
ßen Maßwerkfenstern dem gesamten Lang-
haus mehr Licht zuführte. 1346 war dieser
Anbau vollendet. Um die Mitte des 15. Jh. er-
folgte der Abbruch des nördlichen Seiten-
schiffes und der Anbau jener lichtdurchlässi-
gen zweischiffigen Halle, deren Netz- und
Sterngewölbe von sieben alternierend ge-
drehten Stützen getragen wird. 1474 wurde
dieser, das romanische Raumgefüge am gra-
vierendsten verändernde spätgotische Raum
geweiht. Die ursprünglich farbig gefaßten,
zum Burgplatz sich öffnenden Fenster der
Halle, die Darstellungen zur Geschichte des
Weifenhauses enthielten, gaben diesem Teil
der Kirche ein profanes Gepräge, das sich
letztlich auch in der deutlichen Absonderung
der architektonischen Form vom romani-
schen Kernbau ausdrückt.
Im Westjoch der spätgotischen Nordhalle
liegt auch das Hauptportal, durch das man
den Dom vom Burgplatz aus betritt. Hat man
die lichte Halle mit ihren gewundenen Stützen
und vielfältig figurierten Gewölben durch-
schritten, so kontrastiert im romanischen Mit-
telschiff vor allem der ruhige Rhythmus der
Pfeilerarkaden, von denen nach den Regeln
des gebundenen Systems jeweils zwei von
einem weit vorspringenden Gewölbepfeiler
zusammengebunden werden. In den Gewöl-
ben wird dieser Rhythmus aufgehoben, in-
dem schlichte Gratgewölbe ohne Gurtbögen
das ganze Mittelschiff bis zur Vierung Über-
spannen -eine Wölbtechnik, die den Braun-
schweiger Dom besonders auszeichnet und
die morphologisch den Gewölben römischer
Thermen der Kaiserzeit verwandt ist. Das Mit-
telschiff, dessen Fußbodenniveau im vierten
Joch über eine moderne Treppenanlage auf
die durch die darunterliegende Krypta be-
dingte Höhe geführt wird, birgt drei der be-
deutendsten Ausstattungsstücke des Do-
mes: Das Doppelgrabmal Heinrichs des Lö-
wen und seiner Frau Mathilde, wohl um 1230/
40 entstanden, in dem Rücksprung zwischen
den Treppenläufen der 1188 datierte Marien-
altarund dann aufderHöhedeszweitenTrep-
Dom St. Blasii, Nordhalle, 1474, von Osten
57
Erlaubnis, die südliche Seitenschiffwand nie-
derzureißen und dort den Bau um ein zusätz-
liches Schiff zu erweitern, das mit seinen gro-
ßen Maßwerkfenstern dem gesamten Lang-
haus mehr Licht zuführte. 1346 war dieser
Anbau vollendet. Um die Mitte des 15. Jh. er-
folgte der Abbruch des nördlichen Seiten-
schiffes und der Anbau jener lichtdurchlässi-
gen zweischiffigen Halle, deren Netz- und
Sterngewölbe von sieben alternierend ge-
drehten Stützen getragen wird. 1474 wurde
dieser, das romanische Raumgefüge am gra-
vierendsten verändernde spätgotische Raum
geweiht. Die ursprünglich farbig gefaßten,
zum Burgplatz sich öffnenden Fenster der
Halle, die Darstellungen zur Geschichte des
Weifenhauses enthielten, gaben diesem Teil
der Kirche ein profanes Gepräge, das sich
letztlich auch in der deutlichen Absonderung
der architektonischen Form vom romani-
schen Kernbau ausdrückt.
Im Westjoch der spätgotischen Nordhalle
liegt auch das Hauptportal, durch das man
den Dom vom Burgplatz aus betritt. Hat man
die lichte Halle mit ihren gewundenen Stützen
und vielfältig figurierten Gewölben durch-
schritten, so kontrastiert im romanischen Mit-
telschiff vor allem der ruhige Rhythmus der
Pfeilerarkaden, von denen nach den Regeln
des gebundenen Systems jeweils zwei von
einem weit vorspringenden Gewölbepfeiler
zusammengebunden werden. In den Gewöl-
ben wird dieser Rhythmus aufgehoben, in-
dem schlichte Gratgewölbe ohne Gurtbögen
das ganze Mittelschiff bis zur Vierung Über-
spannen -eine Wölbtechnik, die den Braun-
schweiger Dom besonders auszeichnet und
die morphologisch den Gewölben römischer
Thermen der Kaiserzeit verwandt ist. Das Mit-
telschiff, dessen Fußbodenniveau im vierten
Joch über eine moderne Treppenanlage auf
die durch die darunterliegende Krypta be-
dingte Höhe geführt wird, birgt drei der be-
deutendsten Ausstattungsstücke des Do-
mes: Das Doppelgrabmal Heinrichs des Lö-
wen und seiner Frau Mathilde, wohl um 1230/
40 entstanden, in dem Rücksprung zwischen
den Treppenläufen der 1188 datierte Marien-
altarund dann aufderHöhedeszweitenTrep-
Dom St. Blasii, Nordhalle, 1474, von Osten
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