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EV. PFARRKIRCHE ST. MARTINI:
(An der Martinikirche 10)

Die Pfarrkirche der Altstadt, St. Martini, be-
herrscht mit ihrem zu 5/8 geschlossenen
Chorpolygon und den geraden Schlüssen der
beiden Seitenschiffe den Altstadtmarkt im
Südwesten. Mit seinen schmalen Spitz-
bogenfenstern und den maßwerkgefüllten,
den Traufgesimsen aufsitzenden Giebeln
bietet der Ostabschluß der Kirche zusammen
mit der gegenüberliegenden Reihe der goti-
schen Laubengänge des Rathauses einen
unverwechselbaren Prospekt, der für Vedu-
tenmaler, Grafiker und Fotografen zu einem
immer wieder aufgegriffenen Thema wurde.
Um 1190/1200 ist der Baubeginn der Kirche
anzusetzen - sie steht damit in der direkten
Nachfolge der Domkirche St. Blasius. Begon-
nen wurde im Osten des zunächst als drei-
schiffige Pfeilerbasilika errichteten Grün-
dungsbaues. Die ursprüngliche Form des ro-
manischen Ostabschlusses mit Haupt- und
zwei Nebenapsiden sowie der Verlauf der zu-
gehörigen Seitenschiffmauern ist durch Gra-
bungen schon Ende des 19. Jh. nachgewie-
sen worden. Anfang des 13. Jh. wurden der
Westbau mit der Doppelturmfassade und das
Langhaus begonnen. Vollendet wurde der Ur-
sprungsbau im ersten Drittel des 13. Jh. Be-
reits wenige Jahre später, um 1250, setzte
der Umbau der im gebundenen System er-
richteten Basilika zur gotischen Hallenkirche


Ev. Pfarrkirche St. Martini, Grundriß (Dorn, R. 1978)

ein, der sich in mehreren Schritten über
knapp 100 Jahre hinzog. Vom Ursprungsbau
des späten 12. Jh. beinhaltet der heutige Bau
im wesentlichen noch die gurtlosen Kreuz-
gratgewölbe des Mittelschiffs, die Unterbau-
ten der Mittelschiffspfeiler sowie den ganzen
Westbau, der, bis auf Details, überhaupt nicht
in die Gotisierung einbezogen wurde.
Weitere Veränderungen am Außenbau der
Kirche erfolgten in der 1. Hälfte des 15. Jh.:

Um 1400 wurde dem bis dahin kastenförmi-
gen Hallenraum das Chorpolygon und ab
1434 am zweiten Joch des südlichen Seiten-
schiffes die Annenkapelle angefügt. Erst im
18. Jh. erhielt das Chorpolygon, das bis dahin
mit einem steilen Zeltdach ausgestattet war,
seine fünf Zwerchgiebel mit barock verfrem-
deter Maßwerkfüllung, womit die letzte Lücke
in der einheitlich gotischen Durchbildung der
Westbegrenzung des Altstadtmarktes ge-
schlossen wurde.

Ev. Pfarrkirche St. Martini, Südseite


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