Hauses gegenüber. Nach einem bedingten
Totalschaden 1944, bei dem nur noch die
Umfassungsmauern stehengeblieben waren,
wurde das Haus 1946 in der äußeren Form
von 1909, aber mit neuer Innenstruktur wie-
der aufgebaut.
Bis zur Neubebauung durch die Industrie-
und Handelskammer ab 1907, war die Nord-
seite der Garküche, einer kurzen Verbindung
zwischen Brabar/dtstraße und Eiermarkt, ab-
gesehen von dem o. g. Opfermann-Haus von
Langwagen, mit kleinen Fachwerkhäusern
und Buden bebaut, die sich an die südliche
Längswand des Gewandhauses anlehnten.
Nach Ankauf des gesamten Geländes durch
die Industrie- und Handelskammer entstand
dort, ebenfalls direkt an das Gewandhaus an-
gebaut, ein von Georg Lübke entworfener
Neubau (Garküche 3), der mit seinem großen
Bauvolumen - dreigeschossig und mit aus-
gebautem Dach - den Gewandhaus-Ostgie-
bel hätte dominieren können. Der Architekt
hat dies vermieden, indem er auf fast jegli-
chen bauplastischen Schmuck verzichtete
und historisierende Details wie Vorhangbö-
gen und Steinkreuzfenster einer klaren Ver-
teilung von Baukörpern und Wandflächen un-
terordnete. So erscheint vor allem der als
Treppenturm gebildete Anschluß an das Ge-
wandhaus harmonisch und selbstverständ-
lich. Etwas aufwendiger instrumentiert ist die
zur Brabandtstraße hin optisch wirksame Ge-
bäudeecke mit zwei hintereinander versetz-
ten Giebeln und einem Eckerker. Eine breite,
zweiläufige Freitreppe mit Maßwerkgeländer
führt hier auf die Höhe des ersten Oberge-
schosses, wobei der zweite Treppenlauf in
dem loggienartig geöffneteten Unterbau des
vorderen Giebels liegt. Mit seiner sorgfältigen
Steinbearbeitung, vor allem aber durch seine
mit verkröpften Gesimsbändern konsequent
durchgeführte Horizontalgliederung spiegelt
der Bau Elemente des Gewandhausgiebels
wider, ohne ihn im einzelnen zu kopieren.
Der östlich des Amtsgericht-Neubaues in
nord-südlicher Richtung verlaufende Eier-
markt ist einer der ältesten Straßenzüge der
Stadt, an dem es wohl schon im Verlaufe des
10. Jh. zu einer vor- städtischen Siedlungs-
verdichtung kam, die sich aus dem Bereich
des westlichen Okerufers und des Kohlmark-
tes nach hier vorschob. Nach den Zerstörun-
gen des Zweiten Weltkrieges wird das Bild
des Eiermarktes heute vorwiegend von Neu-
bauten bzw. noch von Baustellen bestimmt.
Aus der modernen Bebauung der Ostseite
des Eiermarktes mit niedrigen und flachge-
neigten Dächern ragt unvermittelt der steile
Giebel der wiederaufgebauten St. Jakobska-
pelle (Eiermarkt2) als einziger Hinweis auf die
weit zurückreichende Siedlungskontinuität in
diesem Stadtgebiet. Bis zum Ende der
1950er Jahre lag die Jakobskapelle mit ihrer
Nordflanke am westlichen Ende der Jakob-
straße, eines ebenfalls mittelalterlichen Stra-
ßenzuges, der heute in diesem Bereich über-
baut ist und nur noch in seinem Ostteil exi-
stiert.
Schon vor ihrer Zerstörung im Jahre 1944, als
nur noch Teile der Umfassungsmauern ste-
hen blieben, ist die Kapelle, die als die älteste
An der Martinikirche 8, 1794-1799,
Architekt Ch. G. Langwagen, Rekonstruktion 1993
An der Martinikirche 9, 1794,
Architekt Ch. G. Langwagen
Garküche 3, 1907, Architekt G. Lübke
85
Totalschaden 1944, bei dem nur noch die
Umfassungsmauern stehengeblieben waren,
wurde das Haus 1946 in der äußeren Form
von 1909, aber mit neuer Innenstruktur wie-
der aufgebaut.
Bis zur Neubebauung durch die Industrie-
und Handelskammer ab 1907, war die Nord-
seite der Garküche, einer kurzen Verbindung
zwischen Brabar/dtstraße und Eiermarkt, ab-
gesehen von dem o. g. Opfermann-Haus von
Langwagen, mit kleinen Fachwerkhäusern
und Buden bebaut, die sich an die südliche
Längswand des Gewandhauses anlehnten.
Nach Ankauf des gesamten Geländes durch
die Industrie- und Handelskammer entstand
dort, ebenfalls direkt an das Gewandhaus an-
gebaut, ein von Georg Lübke entworfener
Neubau (Garküche 3), der mit seinem großen
Bauvolumen - dreigeschossig und mit aus-
gebautem Dach - den Gewandhaus-Ostgie-
bel hätte dominieren können. Der Architekt
hat dies vermieden, indem er auf fast jegli-
chen bauplastischen Schmuck verzichtete
und historisierende Details wie Vorhangbö-
gen und Steinkreuzfenster einer klaren Ver-
teilung von Baukörpern und Wandflächen un-
terordnete. So erscheint vor allem der als
Treppenturm gebildete Anschluß an das Ge-
wandhaus harmonisch und selbstverständ-
lich. Etwas aufwendiger instrumentiert ist die
zur Brabandtstraße hin optisch wirksame Ge-
bäudeecke mit zwei hintereinander versetz-
ten Giebeln und einem Eckerker. Eine breite,
zweiläufige Freitreppe mit Maßwerkgeländer
führt hier auf die Höhe des ersten Oberge-
schosses, wobei der zweite Treppenlauf in
dem loggienartig geöffneteten Unterbau des
vorderen Giebels liegt. Mit seiner sorgfältigen
Steinbearbeitung, vor allem aber durch seine
mit verkröpften Gesimsbändern konsequent
durchgeführte Horizontalgliederung spiegelt
der Bau Elemente des Gewandhausgiebels
wider, ohne ihn im einzelnen zu kopieren.
Der östlich des Amtsgericht-Neubaues in
nord-südlicher Richtung verlaufende Eier-
markt ist einer der ältesten Straßenzüge der
Stadt, an dem es wohl schon im Verlaufe des
10. Jh. zu einer vor- städtischen Siedlungs-
verdichtung kam, die sich aus dem Bereich
des westlichen Okerufers und des Kohlmark-
tes nach hier vorschob. Nach den Zerstörun-
gen des Zweiten Weltkrieges wird das Bild
des Eiermarktes heute vorwiegend von Neu-
bauten bzw. noch von Baustellen bestimmt.
Aus der modernen Bebauung der Ostseite
des Eiermarktes mit niedrigen und flachge-
neigten Dächern ragt unvermittelt der steile
Giebel der wiederaufgebauten St. Jakobska-
pelle (Eiermarkt2) als einziger Hinweis auf die
weit zurückreichende Siedlungskontinuität in
diesem Stadtgebiet. Bis zum Ende der
1950er Jahre lag die Jakobskapelle mit ihrer
Nordflanke am westlichen Ende der Jakob-
straße, eines ebenfalls mittelalterlichen Stra-
ßenzuges, der heute in diesem Bereich über-
baut ist und nur noch in seinem Ostteil exi-
stiert.
Schon vor ihrer Zerstörung im Jahre 1944, als
nur noch Teile der Umfassungsmauern ste-
hen blieben, ist die Kapelle, die als die älteste
An der Martinikirche 8, 1794-1799,
Architekt Ch. G. Langwagen, Rekonstruktion 1993
An der Martinikirche 9, 1794,
Architekt Ch. G. Langwagen
Garküche 3, 1907, Architekt G. Lübke
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