liehe Giebelwand. Ehemals eingebaut und
erst seit der 1962 erfolgten Verbreiterung der
Güldenstraße freistehend, ist ihr schmaler,
spitzgiebeliger Umriß mit etwa gleichzeitig
entstandenen Kemenaten wie z. B. der heute
noch existierenden an der Hagenbrücke (s.
Hagenbrücke 5) vergleichbar.
Durch die Verbreiterung der Güldenstraße
steht heute auch die westliche Brandmauer
der in der Heydenstraße gegenüberliegen-
den ehemaligen Mädchen-Mittelschule (Hey-
denstraße 2) als ungestaltete große Fläche
am Westeingang der Straße. „1887“/,, 1888“
(Datierung an beiden Risalitgiebeln) wurde
der Bau über T-förmigem Grundriß aufgeführt
- der entwerfende Architekt ist wahrschein-
lich Stadtbaurat Ludwig Winter gewesen. Die
an der Heydenstraße liegende Fassade zeigt
einen streng symmetrischen Aufriß: der drei-
geschossige Mittelbau mit zentriertem Portal
und gekuppelten Fenstern im obersten Ge-
schoß wird flankiert von zwei flachen Eckrisa-
liten mit Dreieckgiebeln unter Zwerchdä-
chern. Gotisierende Blendbögen in den Gie-
beln, ein kräftiges Konsolgesims sowie Form-
steinziegel an Sohlbänken und Fensterge-
wänden gliedern die Schauseite des Ziegel-
gebäudes zurückhaltend und in straffer Ach-
siaiität. Das Gebäude dient heute als Real-
schule.
Mit wesentlich größerem Bauvolumen als die
Fürstliche Kammer und mit anspruchsvoller,
auf Würde und Repräsentation bedachter Ge-
staltung lag der Südfront der Martinikirche
gegenüber das Landschaftliche Haus (An der
Martinikirche 8). Im Zweiten Weltkriege bis
auf die Umfassungsmauern und die vier
Sandsteinsäulen des Portikus zerstört, hat
man sich erst jüngst zu einer Neubebauung
des Ruinengrundstückes entschlossen. Dem
hier entstehenden Neubau des Amtsgerich-
tes wird die rekonstruierte Fassade des ehe-
maligen Landschaftlichen Hauses unter Wie-
derverwendung der alten Portikusreste vor-
geblendet, um sich hier wenigstens dem äu-
ßeren Eindruck nach der städtebaulichen Si-
tuation der Vorkriegszeit anzunähern. Die
einstige historische Bedeutung des Gebäu-
des, in dem 150 Jahre lang über die Ge-
schicke des Landes Braunschweig beraten
wurde, die Qualität des Ursprungsbaues und
der Umfang der erhaltenen Reste mögen eine
solche Lösung rechtfertigen.
Der Architekt des Landschaftlichen Hauses,
der 1782 von Herzog Carl Wilhelm Ferdinand
von Dresden nach Braunschweig berufene
Christian Gottlob Langwagen, führte den Bau
zwischen 1794 und 1799 in strenger Monum-
entalität aus, möglicherweise orientiert an an-
gelsächsischen oder amerikanischen Parla-
menten und State Houses des 18. Jh. Die Re-
konstruktion der Fassade Langwagens wird,
verglichen mit dem bis 1944 existierenden
Bau, eine bedeutende Veränderung erfahren:
hatte die Tempelfront des ausgeführten Ge-
bäudes zwischen Säulenordnung und Fron-
ton ein eingeschobenes Attikageschoß, so
soll dieses in der Rekonstruktion entfallen
und die ursprüngliche Konzeption Langwa-
gens aufgegriffen werden: dem Säulenporti-
kus sitzt über dem ionischen Gebälk direkt
der Dreieckgiebel auf, der dann nur noch
leicht in die ruhige Fläche des Walmdaches
einschneidet. Die Erhöhung des Mitteltraktes
um ein eingeschobenes Attikageschoß am
Ursprungsbau war auf eine vom Herzog
durchgesetzte Planänderung zurückzufüh-
ren, mit der der Einbau eines von ihm ge-
wünschten hohen, überwölbten Plenarsaales
möglich wurde.
Ein weiteres, nach den Plänen Christian Gott-
lob Langwagens errichtetes Haus (An der
Martinikirche 9) schließt südlich an den West-
giebel des Gewandhauses an. Es ist die ehe-
malige Wohnung des Opfermanns der Marti-
nigemeinde und wurde 1794 errichtet. Ur-
sprünglich hatte das zweigeschossige Eck-
haus ein einfaches Walmdach mit gedrück-
tem Dreieckgiebel über dem flachen Risalit
der Südseite. Die Umgestaltung des Dachbe-
reiches und Änderungen in der Fensteran-
ordnung an der Westfassade sind 1909 in
Verbindung mit dem östlich anschließenden
Neubau der Industrie- und Handelskammer
erfolgt. Ganz offensichtlich orientierte sich die
ursprüngliche Fassadengestaltung Langwa-
gens mit der glatten Werksteinoptik des Risa-
lits, den quergefugten Rücklagen und glatten
Fensterrahmungen an seinem, im selben
Jahr begonnenen Bau des Landschaftlichen
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erst seit der 1962 erfolgten Verbreiterung der
Güldenstraße freistehend, ist ihr schmaler,
spitzgiebeliger Umriß mit etwa gleichzeitig
entstandenen Kemenaten wie z. B. der heute
noch existierenden an der Hagenbrücke (s.
Hagenbrücke 5) vergleichbar.
Durch die Verbreiterung der Güldenstraße
steht heute auch die westliche Brandmauer
der in der Heydenstraße gegenüberliegen-
den ehemaligen Mädchen-Mittelschule (Hey-
denstraße 2) als ungestaltete große Fläche
am Westeingang der Straße. „1887“/,, 1888“
(Datierung an beiden Risalitgiebeln) wurde
der Bau über T-förmigem Grundriß aufgeführt
- der entwerfende Architekt ist wahrschein-
lich Stadtbaurat Ludwig Winter gewesen. Die
an der Heydenstraße liegende Fassade zeigt
einen streng symmetrischen Aufriß: der drei-
geschossige Mittelbau mit zentriertem Portal
und gekuppelten Fenstern im obersten Ge-
schoß wird flankiert von zwei flachen Eckrisa-
liten mit Dreieckgiebeln unter Zwerchdä-
chern. Gotisierende Blendbögen in den Gie-
beln, ein kräftiges Konsolgesims sowie Form-
steinziegel an Sohlbänken und Fensterge-
wänden gliedern die Schauseite des Ziegel-
gebäudes zurückhaltend und in straffer Ach-
siaiität. Das Gebäude dient heute als Real-
schule.
Mit wesentlich größerem Bauvolumen als die
Fürstliche Kammer und mit anspruchsvoller,
auf Würde und Repräsentation bedachter Ge-
staltung lag der Südfront der Martinikirche
gegenüber das Landschaftliche Haus (An der
Martinikirche 8). Im Zweiten Weltkriege bis
auf die Umfassungsmauern und die vier
Sandsteinsäulen des Portikus zerstört, hat
man sich erst jüngst zu einer Neubebauung
des Ruinengrundstückes entschlossen. Dem
hier entstehenden Neubau des Amtsgerich-
tes wird die rekonstruierte Fassade des ehe-
maligen Landschaftlichen Hauses unter Wie-
derverwendung der alten Portikusreste vor-
geblendet, um sich hier wenigstens dem äu-
ßeren Eindruck nach der städtebaulichen Si-
tuation der Vorkriegszeit anzunähern. Die
einstige historische Bedeutung des Gebäu-
des, in dem 150 Jahre lang über die Ge-
schicke des Landes Braunschweig beraten
wurde, die Qualität des Ursprungsbaues und
der Umfang der erhaltenen Reste mögen eine
solche Lösung rechtfertigen.
Der Architekt des Landschaftlichen Hauses,
der 1782 von Herzog Carl Wilhelm Ferdinand
von Dresden nach Braunschweig berufene
Christian Gottlob Langwagen, führte den Bau
zwischen 1794 und 1799 in strenger Monum-
entalität aus, möglicherweise orientiert an an-
gelsächsischen oder amerikanischen Parla-
menten und State Houses des 18. Jh. Die Re-
konstruktion der Fassade Langwagens wird,
verglichen mit dem bis 1944 existierenden
Bau, eine bedeutende Veränderung erfahren:
hatte die Tempelfront des ausgeführten Ge-
bäudes zwischen Säulenordnung und Fron-
ton ein eingeschobenes Attikageschoß, so
soll dieses in der Rekonstruktion entfallen
und die ursprüngliche Konzeption Langwa-
gens aufgegriffen werden: dem Säulenporti-
kus sitzt über dem ionischen Gebälk direkt
der Dreieckgiebel auf, der dann nur noch
leicht in die ruhige Fläche des Walmdaches
einschneidet. Die Erhöhung des Mitteltraktes
um ein eingeschobenes Attikageschoß am
Ursprungsbau war auf eine vom Herzog
durchgesetzte Planänderung zurückzufüh-
ren, mit der der Einbau eines von ihm ge-
wünschten hohen, überwölbten Plenarsaales
möglich wurde.
Ein weiteres, nach den Plänen Christian Gott-
lob Langwagens errichtetes Haus (An der
Martinikirche 9) schließt südlich an den West-
giebel des Gewandhauses an. Es ist die ehe-
malige Wohnung des Opfermanns der Marti-
nigemeinde und wurde 1794 errichtet. Ur-
sprünglich hatte das zweigeschossige Eck-
haus ein einfaches Walmdach mit gedrück-
tem Dreieckgiebel über dem flachen Risalit
der Südseite. Die Umgestaltung des Dachbe-
reiches und Änderungen in der Fensteran-
ordnung an der Westfassade sind 1909 in
Verbindung mit dem östlich anschließenden
Neubau der Industrie- und Handelskammer
erfolgt. Ganz offensichtlich orientierte sich die
ursprüngliche Fassadengestaltung Langwa-
gens mit der glatten Werksteinoptik des Risa-
lits, den quergefugten Rücklagen und glatten
Fensterrahmungen an seinem, im selben
Jahr begonnenen Bau des Landschaftlichen
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