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tung der beiden Bauten an die niedrigere und
kleinteiligere Holzarchitektur, mit der damals
die Bebauung in der Schuhstraße anschloß.
Diese optische Anbindung geschah durch
leicht abnehmende Bauhöhe und stärkere
Betonung horizontaler Gliederungselemente
bei Haus Nr. 19. Die von Konstantin Uhde
durchgeführte Neugestaltung der Fassade
dieses Hauses im Jahre 1885 beschränkte
sich im wesentlichen auf die Erdgeschoßzone
mit dem Einbau eines neuen Ladengeschäf-
tes und auf die Dachregion, wo das ehemalige
Zwerchhaus zu einem hohen Giebeldreieck
umgeformt wurde. Der ganzen Fassade wur-
den damals Gliederungselemente der Neore-
naissance appliziert, die die Fassade auch

heute noch zeigt. Der erst in neuerer Zeit er-
folgte Ausbau des Daches und die Aufstok-
kung eines vollen dritten Obergeschosses
hat die ehemals dekorativ gestaltete Dachre-
gion verunklärt.
Kohlmarkt 18 erhielt ebenfalls schon 1892 La-
deneinbauten im Erdgeschoß, die später
noch mehrfach modernisiert wurden. Die Zu-
sammenfassung der beiden Obergeschosse
durch Vorziehen der Fensterachsen aus der
Wandfläche (Metall), ist Teil einer umfassen-
den Fassadenneugestaltung von 1920. Da-
mals erhielt der Bau auch das durchlaufende
Dachgesims, so daß das noch vom Ur-
sprungsbau stammende klassizistische

Kohlmarkt 1, „Haus zur Rose“, Giebel 1590


Zwerchhaus heute nicht mehr Bestandteil der
Fassade sondern Dachausbau ist.
Mit der ab 1876 begonnenen Anlage der in
den Kohlmarkt mündenden Friedrich-Wil-
helm-Straße als großstädtischer Wohn-/ Ge-
schäftsstraße mit viergeschossiger Zeilenbe-
bauung griff der Impuls zur Errichtung neuer
gründerzeitlicher Wohn-/ Geschäftsbauten
auch auf den Kohlmarkt über. Im Ausstrah-
lungsgebiet des Bahnhofes und im Zusam-
menhang mit der von dort ausgehendenden
Neuordnung des gesamten südlichen Innen-
stadtbereiches, wurden am Kohlmarkt ab der
Mitte der siebziger Jahre des 19. Jh. eine
Reihe von Neubauten errichtet, die durch ihre
größere Bauhöhe und reiche Fassadenge-
staltung dem Platz neben den verbleibenden
Altbauten ein zweites Gesicht gaben.
Der früheste dieser Neubauten, das um 1875
errichtete Wohn-/Geschäftshaus Kohlmarkt 9,
wurde noch dreigeschossig als verputzter
Fachwerkbau errichtet. Bereits 1877 erhielt
dieser am Eingang zum Ziegenmarkt gele-
gene Eckbau im Südosten eine fünfachsige
Erweiterung in Massivbauweise sowie insge-
samt eine vereinheitlichende Fassadenbear-
beitung, die bis auf die neuen Ladeneinbau-
ten im Erdgeschoß dem heutigen Erschei-
nungsbild noch weitgehend entspricht.
Um 1880 auf vier Geschosse aufgestockt
wurde der verputzte, gegen 1800 errichtete
Fachwerkbau Kohlmarkt 7. Die heutige Fas-
sadengestaltung mit vertikaler Putzdekora-
tion entstammt einem weiteren Umbau von
1912.
Der viergeschossige Ziegelbau Schuhstraße
21, dessen Fassade das Erscheinungsbild
des Kohlmarktes im Norden stark mitbe-
stimmt, wurde 1887 von H. Wellmann errich-
tet. Durch schwere, durchlaufende bzw. ver-
knüpfte Gesimse werden an dieser Fassade
die Geschosse streng voneinander geschie-
den. Mit seinen dichtgedrängten Pilaster- und
Säulenstellungen benutzt der historistische
Bau als einzigeram Kohlmarkt klassizistische
Ordnungselemente.
Ganz in Werkstein bzw. in einer Kombination
aus Ziegel und Werkstein, wurden die Fassa-
den von Kohlmarkt 2 (1894), Kohlmarkt 8/
Friedrich-Wilhelm-Straße 1 (1896) und Kohl-
markt 4 (1898) erbaut. Alle drei Bauten gehö-
ren mit ihrem Formenreichtum stilistisch der
Neorenaissance an, besonders aber das von
C. Eggeling errichtete, alle umgebenden Bau-
ten dominierende, fünfgeschossige ehema-
lige Geschäfts- und Gästehaus Kohlmarkt2.
Mit seinem westlichen Giebel überragt der
Bau, für dessen Neubau ein bedeutendes
Hausausdem 16. Jh. weichen mußte, das be-
nachbarte „Haus zur Rose“ fast um das Dop-
pelte und übertrumpft in seiner Höhenent-
wicklung selbst das Gewandhaus, zu dem es
in direkter Sichtbeziehung steht. Abweichend
vom ursprünglichen Zustand befinden sich im
Erdgeschoß heute moderne Läden; hinter
den Arkadenbögen des ersten Obergeschos-
ses war ursprünglich das Restaurant des Ho-
tels „ Goldener Stern “ untergebracht, das Na-
men und Emblem vom Vorgängerbau des 16.
Jh. übernommen hatte.
In leichter Abwandlung, aberformal doch sehr
ähnlich, wurde 1896 das Eckhaus Kohlmarkt

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