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des Hauses, soweit sie nicht verbaut ist, zeigt
noch die ursprünglichen Balkenschnitze-
reien. 1907/08 wurde das Haus grundlegend
renoviert, wobei man den Verlust des plasti-
schen Fassadenschmuckes durch eine Neu-
bemalung der schräggesteliten Füllbretter zu
mildern versuchte.
Schräg gegenüber, an der Nahtstelle zwi-
schen Hutfiltern und Damm, steht ein für die
Braunschweiger neuere Architektur bedeut-
sames Wohn-/Geschäftshaus. Es hat die
Adresse Damm 40 und ist 1909 von Karl
Munte und Jos. Kerle entworfen und auch von
der Firma Munte errichtet worden. Auch bei
diesem Bau ist die originale Gestaltung der
Erdgeschoß-Ladenzone, an der sich in der
geometrisch-dekorativen Gestaltung des
Eingangsbereiches, an Pfeilerverkleidungen,
Schriftzügen und Beleuchtungskörpern der
von der Wiener Sezession beeinflußte Ju-
gendstil am deutlichsten aussprach, nicht
mehr erhalten. Die Obergeschosse sind mit
präzise bearbeitetem, überwiegend geome-
trisch ornamentiertem Weibener Tuffstein
verkleidet und die Fassadenkomposition
durch geschoßübergreifende Fensterfiguren
in der Mitte und an den Seiten ausponderiert.
Das oberste Geschoß erscheint hinter einer

Brüstung als leichte, von kannelierten Dop-
pelsäulen getragene Dachloggia, deren tief-
liegende Drillingsfenster eine offene Archi-
tektur suggerieren.
Auf dem spitzwinkligen Grundstück in der
Straßengabel Kattreppeln/Damm liegt ein
1893 errichtetes viergeschossiges Wohn-/
Geschäftshaus (Kattreppeln 1), entworfen
und errichtet von dem Baubüro Fröhlich &
Baumkauff. Es nutzt die stadträumlich wirk-
same Ecksituation, indem die beiden relativ
schmalen Fassadenteile durch einen einge-
stellten sechseckigen Turm miteinander ver-
bunden werden. Im Dachbereich istderTurm
heute gestört und in seiner ursprünglichen
Höhenentwicklung reduziert, so daß seine
einstige Dominanz jetzt nicht mehr voll wirk-
sam ist. Im Unterschied zu den meisten Ge-
schäftsbauten dieser Zeit ist an dieser, For-
men der deutschen Renaissance zitierenden
Werksteinarchitektur auch die Erdgeschoß-
zone in ihrer äußeren Gestalt erhalten. Korb-
und rundbogige Arkadenöffnungen, gequa-
derte Mauervorlagen und ein abschließendes
Attikagesims kennzeichnen die separate
Durchbildung der beiden Geschäftsetagen.
Das glatte Quadermauerwerk der Wohnober-
geschosse ist nur an den Fenstereinfassun-

Damm 40, 1909, Architekten K. Munte und J. Kerle


gen, im Bereich des Dachgesimses und am
mit Schweifwerk konturierten Zwerchgiebel
sparsam ornamentiert. Mit seinem Erbau-
ungsjahr 1893 ist das Gebäude das jüngste
und der Endpunkt einer Zeile von sieben
Wohn-/Geschäftsbauten, die in den Jahren
ab 1881 westlich derMünzstraßeaufderSüd-
seite des Dammes errichtet wurden.
Bei den anderen sechs Häusern (Damm 33,
34, 36, 37, 38, 39) handelt es sich um trauf-
ständige, viergeschossige Bauten, die alle
mehr oder weniger stark verändert sind, in ih-
rer Gesamtheit aber noch ein anschauliches,
straßenbildprägendes Ensemble gründer-
zeitlichen Städtebaus darstellen. Die Ele-
mente, die die einzelnen Bauten untereinan-
der verbinden, sind der einheitliche Bautyp,
angeglichene Trauf- und Geschoßhöhen so-
wie die in variierter Ausformung und unter-
schiedlicher Dichte wiederkehrende Verwen-
dung von Gliederungselementen aus dem
Formenrepertoire der Renaissancearchitek-
tur. Ihre optische Wirkung ziehen die anein-
andergereihten Fassaden sowohl aus dem
lebhaften Oberflächenrelief als auch aus den
Farbkontrasten, die durch die Kombination
von gelben bzw. roten Ziegeln und hellem
Putz hervorgerufen werden.

Kattreppeln 1,
1893, Architekten Fröhlich und Baumkauff


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