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Münzstraße, Rathaus, Dom (Luftaufnahme)


MÜNZSTRASSE
Mit der Projektierung des zwischen dem ehe-
maligen Wilhelmplatz und dem Damm verlau-
fenden nördlichen Teiles der Münzstraße, die
schon 1871 einsetzte, begann die großräu-
mige Umstrukturierung des östlichen Alt-
stadtbereiches, der bis dahin durch die mehr-
fach verzweigten und gewunden verlaufen-
den Okerarme ein sehr malerisches und ver-
winkeltes Bild bot. Auf einem von der Litho-
graphischen Anstalt August Wehrt herausge-
gebenen und 1872 datierbaren „Plan von
Braunschweig und seinen nächsten Umge-
bungen “ ist die neue Straße bereits eingetra-
gen, in der Trassenführung aber ein Stück zu
weit nach Westen verschoben, so daß sie, an-
ders als dann ausgeführt, direkt auf das Zen-
trum des Wilhelmplatzes und den Dom zu-
läuft. 1871 hatte sich die Stadt gegenüber ei-
ner privaten Käufergesellschaft, die die
Münzstraße anlegen wollte, verpflichtet, für
die Kanalisierung der Oker in diesem Gebiet
zu sorgen und damitdie Voraussetzungen für
die umfangreichen Neubaumaßnahmen zu
schaffen. Schon vorher war das einen großen
Teil der nordöstlichen Damminsel einneh-
mende Grundstück der Herzoglichen Münze
von der Gesellschaft gekauft und das alte
Münzgebäude, das später der Straße den Na-
men gab, abgerissen worden. 1875 erfolgte
die Freigabe der neuen Trasse für den öffent-
lichen Verkehr, und im folgenden Jahre er-
scheint sie erstmals im Braunschweiger
Adressbuch. Für die Verlängerung der Münz-
straße vom Damm aus nach Süden mußte
1878 das Alexiushaus abgerissen werden,
ein bis in das Pestjahr 1473 zurückzuverfol-
gender Gebäudekomplex, der auf einer Halb-
insel in der Oker lag und mit seinen Wohnge-
bäuden einschließlich Kapelle ursprünglich
der Alexiusbruderschaft diente, die sich um
die Versorgung und Pflege der Pestkranken
kümmerte. 1880 wurde die Oker auch in die-
sem Teilbereich kanalisiert und schon 1881
der neuesüdlicheTeil der Münzstraße gepfla-
stert. Damit war der Anschluß der Münzstraße
an die von Südwesten herebenfalls neuange-
legte Friedrich-Wilhelm-Straße vollzogen
und vom alten Bahnhof aus eine durchgän-
gige, neue Erschließung der südöstlichen
und östlichen Altstadt erreicht, die zunächst
bis zum Burgbezirk führte und später noch,
mit der Casparistraße (s. dort) als Verlänge-
rung, den Hagenmarkt erreichte.
Am südlichen Ende der Münzstraße entstand
durch diese Verkehrslenkung ein neuer Kno-
tenpunkt, dem nach dem Zweiten Weltkriege
noch ein weiterer Straßenzug zugeführt
wurde, der Waisenhausdamm. Diese kurze
Verbindung mit dem zur östlichen Kerntan-
gente neu ausgebauten Bohlweg ist ab 1948
über die total zerstörten und eingeebneten
Rückgebäude des ehemaligen Waisenhau-
ses (Hinter Liebfrauen 1A, s. dort) geführt
werden.
Die Zusammenlegung mehrerer Parzellen
und der Abbruch des 1880/82 von Ludwig
Winter an der Münzstraße errichteten Feuer-
wehrgebäudes ließ an der Ecke Münzstraße/
Waisenhausdamm ein großes Grundstück
entstehen, auf dem in den Jahren 1954/55
das Kaufhaus C&A errichtet wurde. (Münz-

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