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Zur ältesten Ausstattung der Kirche gehört
ein heute an der Nordwand des östlichen
Chorjoches angebrachtes Relief mit der Dar-
stellung des Hl. Franziskus. Es ist um 1360 zu
datieren und stammt wahrscheinlich aus der-
selben Werkstatt wie die Engelkonsole in der
benachbarten Kapelle.
Die im Süden an die Kirche anschließenden
ehemaligen Konventsgebäude der Franzis-
kaner, die in ihrem Ost- und Südostteil nach
der Reformation längere Zeit als Zeughaus
dienten, wurden 1944 schwer beschädigt und
brannten bis auf die Umfassungsmauern aus.
Erhalten blieb deran das Südschiff der Kirche
anschließende dreiflügelige Kreuzgang, der
an der Westseite zweischiffig ausgebildet ist.
Er war mit seinen darüberliegenden Klausur-
räumen Teil eines vollständigen Klosterneu-
baues, der in der 1. Hälfte des 15. Jh. nach
Zuerwerb mehrerer Grundstücke erfolgen
konnte und der von der alten, spätromani-
schen Klosteranlage nur noch Teile des Ost-
flügels mit der ehemaligen Kemenate (s.o.)
und dersüdlichen Kreuzgangmauer, die noch
einige romanische Fenster hat, in den Neu-
bau mit einbezog. Im zweischiffigen Kreuz-
gangwestflügel befinden sich als große Tor-
bogenöffnungdieschon um 1900vermauerte
Klosterpforte sowie vier neuere, spitzbogige
Öffnungen, von denen die südliche heute als
Eingang dient. Der Kreuzgang öffnet sich zum
Klostergarten mit spitzbogigen Fenstern, de-
ren Stab- und Maßwerk größtenteils erneuert
ist. Er hat überwiegend Kreuzrippengewölbe

aus Formziegeln, lediglich das von drei okto-
gonalen Jochpfeilern getragene Gewölbe
des zweischiffigen Westflügels besteht teil-
weise aus Werkstein. An den Wänden des
Ost- und Südflügels sind Grabplatten aufge-
stellt. Bei den übrigen, heute vom Stadtkir-
chenverband und der Braunschweigischen
Landeskirche genutzten Gebäuden handelt
es sich um rekonstruierende Wiederaufbau-
ten aus der Zeit nach 1945. In Anlehnung an
den Vorkriegszustand wurde dem Südflügel
des Kreuzganges ein in den Südhof vorkra-
gendes neues Fachwerkobergeschoß aufge-
setzt, dessen ursprüngliches Holzgefüge von
1522 stammte. Ein erhalten gebliebenes,
1604 von Berthold Frewler gehauenes Re-
naissanceportal wurde im Rahmen des Neu-
aufbaues der ehemaligen Konventsgebäude
am Ostflügel (Alter Zeughof 1/2—3) wieder
eingesetzt. Ebenfalls wiederverwendet ist
das im Südflügel eingebaute gotische Portal,
das von der 1955 abgebrochenen Maria Mag-
dalenenkapelle stammt (s. Kleine Burg).
Wenig südlich der Brüdernkirche liegt eben-
falls an der Schützenstraße (Schützenstraße
5A) die kleine Bartholomäuskirche. In ihrem
Kern geht auch sie bis in die Frühzeit der Stadt
zurück. Als Pfarrkirche der nach Norden er-
weiterten Altstadt ist ihre Bauzeit um 1200 an-
zusetzen. Errichtet wurde sie ursprünglich
nach dem SchemaderDorfkirchen-einschif-
fig mit niedrigen Seitenwänden, schmalem
Chorquadrat und Apsis im Osten sowie mit
gedrungenem Westturm, der bündig mit dem

Schiff vermauert war. Schon bald nach ihrer
Errichtung wurde die Kirche nur noch als Ka-
pelle weitergeführt, besetzt mit einem Rektor
des Blasiusstiftes, wurde aber 1350 wieder
mit Pfarrecht ausgestattet. Nach Einführung
der Reformation diente sie dem Stadtsuperin-
tendenten als Vorlesungsraum für die Er-
wachsenenbildung, wie sie in Bugenhagens
Kirchenreform vorgeschrieben war. Danach
war sie bis 1708, als sie Kirche der Reformier-
ten wurde, Lagerraum des Festungsamtes.
Heute ist der kleine Bau Versammlungsraum
einer freien Gemeinde. Die wechselvolle Ge-
schichte und die häufig veränderte Nutzung
des Gebäudes fanden entsprechenden Nie-
derschlag in wiederholten baulichen Verän-
derungen. Bereits vor 1341 wurde die Kirche
von Ost nach West umorientiert, die östlichen
Teile abgebrochen und der Eingang an den
neu geschaffenen Ostgiebel verlegt. Um die
Wende vom 14. zum 15. Jh. sind die Außen-
mauern des Schiffes erhöht und dem West-
bau zwei spitze Helme aufgesetzt worden, die
1834 nach einem Sturmschaden wieder ent-
fernt wurden. Damals wurde das Satteldach
über den ehemaligen Turmbau hinweg ver-
längert und die westliche Giebelfront zu ihrer
heutigen Form umgestaltet. An entsprechen-
den Nahtstellen im Bruchsteinmauerwerk der
Kirche sind diese Veränderungen am Außen-
bau ablesbar. Das heutige Portal im Ostgiebel
mit Doppeltüre und dreiteiligem Blendmaß-
werk stammt von 1877, das darüber in das
Mauerwerk eingelassene Kreuzigungsrelief
mit Maria und Johannes von 1483. 1944

Brüdernkirche, Kreuzgang, Südflügel von Osten


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