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den, erzeugt eine zwar dezente, aber harmo-
nisch ausgewogene Wandgliederung.
Auf der freiliegenden Nordseite des Gebäu-
dekomplexes wurden 1968 einige Fenster-
und Portalgewände der kriegszerstörten Ni-
kolaikirche vermauert. Der 1710 von Her-
mann Korb errichtete Kirchenbau lag bis zu
seiner Zerstörung 1944 an der Friesenstraße
und war der einzige katholische Kirchenbau
der Stadt.
Südlich der Michaeliskirche und an den ehe-
maligen Michaeliskirchhof anschließend,
liegt, mit der Adresse Güldenstraße 7, das
Gasthaus und Hotel „Haus zur Hanse“, das
ehemalige Woltersche Brauhaus. Mit 16
Spann Frontlänge und reich dekorierter Fas-
sade gehört dieses 1985/86 restaurierte
Fachwerkhaus zu den prächtigsten Fassaden
Braunschweigs. Ihr Zeugniswert ist, bezogen
auf die Zeit der Entstehung des Gebäudes
1567, allerdings nur noch gering. Im Verlauf
einer bereits 1869 erfolgten Modernisierung
wurde sowohl der größte Teil des reichen
Fassadenschnitzwerkes in historisierender
Manier erneuert bzw. überhaupt erst herge-
stellt als auch das Dach mit romantisierend
geschwungenen Gauben und Windenerkern
neu gestaltet. Ein stilisierter Laubstab mit grä-
tiger Füllung zwischen Diamantquadern auf

der Setzschwelle des vorkragenden zweiten
Obergeschosses ist das einzige Schmuck-
element, das in der Tradition der Braun-
schweiger Fachwerkornamentik und mit dem
Erbauungsdatum des Hauses in Einklang
steht. Im Übrigen ist das Haus mit seiner heu-
tigen, größtenteils auf das Jahr 1869 zurück-
gehenden Gestaltung der Schaufront ein frü-
hes Beispiel der Wiederbelebung der deut-
schen Renaissance im Bereich der Bauorna-
mentik, die in größerem Umfang erst nach
dem Krieg von 1870/71 und der Reichsgrün-
dung einsetzte. Auf einem Kalenderblatt für
das Jahr 1711 ist das Haus noch mit einem
schlichten rundbogigen Tor und mit kreisför-
migen Ornamenten an den Stellen, an denen
heute die aufwendigen Beschlagwerkfelder
sitzen, abgebildet. Annähernd quadratische,
figurierte Brüstungsfelder sind am vorkragen-
den Oberstock, der damals noch ein Spei-
chergeschoß gewesen zu sein scheint, er-
kennbar.
1895 erhielt das damals Woltersche Hof-
Brauhaus an der Westseite einen zweige-
schossigen Anbau mit Putzquaderung, sehr
hohen Stichbogenfenstern im Obergeschoß
und einem auf Sparrenkonsolen vorkragen-
den Dach. Von den in diesem Gebäude ein-
gerichteten Clubräumen hat sich der das
ganze Obergeschoß einnehmende Saal mit

seinem Deckenschmuck aus antikisierenden
Stuckleisten und einer naiven Blütenkranz-
und Puttenmalerei erhalten.
Mit Güldenstraße 5 und 6 schließen südlich
an das „Haus zur Hanse“ noch zwei histori-
sche Gebäude an, deren Bausubstanz im
Kern aus dem 18. Jh. stammt, wenn auch
beide Fassaden im 19. und 20. Jh. mehr oder
weniger stark verändert wurden: Haus Nr. 6
wurde in jüngster Zeit (1992) restauriert und
erhielt mit Mansarddach und Zwerchhaus das
äußere Erscheinungsbild zurück, das es um
die Jahrhundertwende hatte. Die Torrahmun-
gen des Erdgeschosses sowie die erhaltenen
Torflügel an der Südseite der Fassade, stam-
men von einem Umbau im Jahre 1895.
Auch das dreigeschossige, heute durch ei-
nen dicken Anstrich und moderne, einteilige
Fenster seinem ursprünglichen Erschei-
nungsbild entfremdete Haus Nr. 5 ist ein
Fachwerkgebäude des 18. Jh. Die regelmä-
ßige Reihung der Fensteröffnungen zwi-
schen Doppelständern sowie das mittige
Zwerchhaus zwischen ausladenden Dachge-
simsstücken erzeugen eine Kubatur, die für
das Braunschweiger Bürgerhaus des Spät-
barock typisch war. Die Ladeneinbauten des
Erdgeschosses wurden erst 1948 hergestellt,
wobei man die Öffnungen mit einer historisie-
renden Holzarchitektur verkleidet hat.


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Güldenstraße 7, „Haus zur Hanse“

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