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verlauf hat seine alte Pflasterung aus Granit
und Gabbro, die tiefe Gosse und den größten
Teil der einst für Braunschweig typisch gewe-
senen Gehwegplatten aus Sandstein be-
wahrt.
Auf der westlichen Straßenseite, dem Ein-
gangsbereich des Landesmuseums gegen-
über, stehen auf den Parzellen Hinter Aegi-
dien 4 und 5 noch zwei Fachwerkhäuser, de-
ren Grundstücke sich tief nach Westen er-
strecken und einst bis an die (heute verrohrte)
Oker reichten, so daß diese und alle anderen
Häuser auf der Westseite der Straße über die
Oker auch auf dem Wasserwege zu erreichen
waren. Hinter Aegidien 4 stammt im Kern
wohl aus derZeit um 1500, wurde aber bereits
im 19. Jh. (1883) durch den Einbau größerer
Fenster im Erdgeschoß verändert und dann
1979 grundlegend saniert, wobei das niedrige
Zwischengeschoß entfernt, der hohe Bruch-
steinsockel erneuert und die Innenstruktur
des Hauses verändert wurde. Die Stockwerk-
schwelle des zweigeschossigen, mit dem
Obergeschoß leicht vorkragenden Hauses ist
mit einem dreifachen Treppenfries ge-
schmückt, und die vorstehenden Balken-
köpfe ruhen auf vielfach gekerbten Knaggen,
wie sie in der Holzarchitektur Braunschweigs
am Ende des 15. Jh. häufig waren. Der Ein-

gang des nur sechs Spann breiten Hauses ist
an das Südende der Fassade gerückt. Ober-
licht und Türrahmen sind erneuert, das Tür-
blatt geht wohl noch auf das späte 18. Jh. zu-
rück.
Auch das ohne Bauwich im Süden direkt an-
schließende Haus Hinter Aegidien 5 ist 1979
umfassend saniert worden. Mit 16 Spann
Breite, leicht vorkragendem zweiten Oberge-
schoß und mittigem Zwerchhaus setzt die
Fassade einen wichtigen Akzent im heutigen
Straßenbild und ist trotz des heute an der
Straßenfront imitierten Fachwerks von bauhi-
storischer Bedeutung. Die nur leicht auf un-
gestützten Balkenköpfen vorkragende Stock-
werkschwelle an der Straßenfront zeigt die
Abwandlung des gotischen Laubstabes in ei-
ner stilisierten Form des mittleren 16. Jh.,
während der ebenfalls kurze Überstand auf
der Rückseite noch von einfach profilierten
Knaggen unterstützt wird. Der auf der Süd-
seite des Hofes an das Hauptgebäude an-
schließende Anbau dürfte in seinem Kern
noch aus dem 18. Jh. stammen, das nördlich
im Hof liegende ehemalige Werkstattge-
bäude mit Fachwerkobergeschoß ist eine Er-
gänzung aus der 2. Hälfte des 19. Jh. Ein auf
der Hofseite des Haupthauses noch erhalte-
ner Windenerker deutet darauf hin, daß das

Speichergeschoß des ehemals von einem
Kupferschmied bewohnten Hauses vom Fluß
her beladen wurde.
In der Gabelung Hinter Aegidien und dem
schmalen, nach Norden abwärts führenden
Teil der Aegidienstraße liegt das kleine Fach-
werkwohnhaus Hinter Aegidien 1, das durch
seine Lage in der Biegung, von Süden gese-
hen, den optischen Abschluß der Straße bil-
det. Diese straßenbildprägende Funktion gibt
dem ansonsten bescheidenen, im Erdge-
schoß durch den Einbau größerer Fenster
auch veränderten Gebäude, eine zusätzliche
Bedeutung. Durch ein in der Südfassade mit-
tig liegendes Zwerchhaus wird dieser beson-
dere Bezug zum Straßenraum unterstrichen.
Das auf niveauausgleichendem Hausteinsok-
kel errichtete Haus zeigt auf der Südfassade
eine regelmäßige Doppelständerkonstruktion
und kragt zur Aegidienstraße hin mit dem
Obergeschoß leicht vor; es ist um 1850 ent-
standen.
Mit der Anlage der Wallpromenaden in der 1.
Hälfte des 19. Jh. und der gärtnerischen Ge-
staltung des Lessingplatzes um 1850 (s. östli-
che Wallringbebauung) hat das Gebiet süd-
lich und südwestlich von St. Aegidien auch


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Hinter Aegidien 4 (um 1500) und 5 (um 1550)

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