Lessingplatz 1, 1843/44
Lessingplatz 3 und 4, um 1700
durch gründerzeitliche Neubauten seinen
Charakter stark verändert. Die heute unter
den Adressen Lessingplatz 1, 3und 4 geführ-
ten Gebäude sind Baudenkmale, die noch in
die Zeit vor die Umgestaltungen des 19. Jh.
zurückdatieren und sind damit Dokumente
der städtebaulichen Situation, wie sie im 18.
Jh. „HinterEgidien“ bestand.
Auf dem Platz der alten Aegidienschule ließ
Herzog Carl Wilhelm Ferdinand 1795/96 für
die Kinder der Garnison in Braunschweig ei-
nen Schulhausneubau errichten (Lessing-
platz 1), dessen Bauleitung Heinrich Ludwig
Rothermundt übertragen wurde. Das zweige-
schossige stattliche Gebäude mit seiner nach
Süden zum Lessingplatz gerichteten, ach-
sialsymmetrisch angelegten Fassade imitiert
durch den Anstrich des Fachwerkgerüstes ei-
nen Steinbau. Seine klare Kubatur, horizon-
tale Schichtung der Baumasse und eine zu-
rückhaltende Ausbildung der Details weisen
das Schulhaus als ein für die Entstehungszeit
noch vor 1800 ungewöhnlich reifes Beispiel
klassizistischer Architektur aus. Vermutlich
wurde der Bau jedoch um die Mitte des 19.
Jh. grundlegend verändert und in die Form
gebracht, wie sie bis zur teilweisen Zerstö-
rung 1944 bestand: Bis dahin war der Bau
auch über den westlichen sechs Achsen
zweigeschossig und trug hier ein zweites
Zwerchhaus. Die Verlängerung und klassizi-
stische Umformung muß nach dem 1843 er-
folgten Abbruch der bis dahin noch westlich
an die Garnisonschule heranreichenden Ae-
gidienkaserne und im Zusammenhang mit
der Anlage des Lessingplatzes stattgefunden
haben. Der 1944 beschädigte Teil des Ge-
bäudes wurde in der Nachkriegszeit nur noch
eingeschossig wieder aufgebaut. Die Schule
diente bis 1926 ihrem ursprünglichen Zweck
und wird heute von der Amtsanwaltschaft ge-
nutzt.
Auf der Ostseite des Lessingplatzes schlie-
ßen direkt südlich an die barocke Einfriedung
des Aegidienmuseumsareals zwei Häuser
an, deren älteste Teile bis in das frühe 18. Jh.
zurückgehen (Lessingplatz 3 und 4). Der da-
malige Kanzler des Fürstentumes Braun-
schweig-Wolfenbüttel, Philipp Ludwig Probst
von Wendhausen, bebaute die Grundstücke
um 1700 mit diesen beiden massiven Wohn-
häusern, das südliche damals wahrscheinlich
schon drei- und das nördliche zweigeschos-
sig. In der 1. Hälfte des 19. Jh. scheint man
die beiden Traufhöhen angeglichen zu haben,
wobei Haus Nr. 3 einen zusätzlichen Fach-
werkstock und einen Dreieckgiebel überdem
durchlaufenden Dachgesims erhielt. Haus
Nr. 4, heute noch mit einem Notdach verse-
hen, erhielt gleichzeitig einen zweiachsigen
Zwerchhausausbau in Fachwerk und ein
Mansarddach. Tür- und Fensterrahmen so-
wie Sohlbankgesimse sind an beiden Häu-
sern identisch in Sandwerkstein gebildet, und
der ehedem einheitliche - heute desolate -
Putz betonte die Zusammengehörigkeit der
beiden Fassaden.
Die südöstlich des Chores der Aegidienkir-
che gelegene, in ihrer Form unregelmäßige
Freifläche diente bis in die Mitte des 18. Jh.
als Kirchhof der Aegidiengemeinde. 1898
wurde der Platz mit seiner schmalen Verbin-
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