1798) ist 1944 zwar erheblich beschädigt und
danach nur noch in vereinfachter Form wie-
deraufgebaut worden, hat aber, nicht zuletzt
durch seine exponierte Lage in unmittelbarer
Nähe eines alten Stadtein- und -ausganges
sowie am Zusammentreffen zweier wichtiger
innerstädtischen Verkehrsachsen, eine be-
sondere städtebauliche Funktion. Aber auch
die Architektur selbst beinhaltet noch viel
von der Substanz des 18. Jh. Der 17-achsige,
zweigeschossige Flügel an der Wilhelm-
straße wurde 1764 von Ernst Wilhelm Horn
begonnen und mit einem siebenachsigen
Mittelrisalit ausgestattet, dessen zusätzliches
Attikageschoß und abschließende Balu-
strade die Fassadenmitte akzentuierte. Eine
Erweiterung des Baues erfolgte 1786 mit ei-
nem Nordflügel an der Wendenstraße, der
mit einem dreiachsigen Risalit zentriert
wurde. Diese bereits bald nach Fertigstellung
des Ursprungsbaues erfolgte Erweiterung
hat Christian Gottlieb Langwagen geleitet,
der wahrscheinlich die Gestalt der Fassade
in der Weise veränderte, wie sie mit ihren
wichtigeren Merkmalen dem heutigen Zu-
stand entspricht: ein auf hohem Sandstein-
quadersockel ruhender Putzbau mit horizon-
talem Fugenschnitt im Erdgeschoß, durch-
laufendem Stockwerkgesims und architra-
vierten Fensterrahmungen im Bereich der
ehemaligen Risalite, die seit dem in verein-
fachter Form erfolgten Wiederaufbau nur
noch an den sehr flachen Fassadenversprün-
gen an jeder Front erkennbar sind. Die Risa-
lite des hauptsächlich im Westen und Nord-
westen während des Zweiten Weltkrieges be-
schädigten Baues wurden in der Wiederauf-
bauphase nicht mehr rekonstruiert. Der ehe-
malige Haupteingang in der Mitte der Fas-
sade zur Wilhelmstraße ist heute zu einem
Fenster umgeformt. Seine ursprüngliche
Funktion als Krankenhaus behielt das Ge-
bäude bis ca. 1895. Danach wurde es Amts-
gericht und dient heute als Verwaltungsbau.
Für das Gebiet des südlichen Hagen im
Osten der wiedererrichteten Burg Dankwar-
derode und jenseits des alten Burgmühlen-
grabens, setzten seit den achtziger Jahren
des 19. Jh. Planungen für eine städtebauliche
Neuordnung ein, mit der dieses locker und
unregelmäßig mit Bauten der ehemaligen
Hofhaltung besetzte Gebiet zu einem neuen,
großstädtischen Zentrum ausgebaut werden
sollte. In Fortsetzung der schon 1879 mit dem
Polizei- und Justizgebäude in der nördlichen
Münzstraße (s. dort) begonnenen Etablie-
rung staatlicher Behörden wurde hier, an der
Nahtstelle zwischen Burgbereich und Hagen,
der Versuch gemacht, mit herzoglichen und
städtischen Monumentalbauten sowie groß-
städtischer Privatarchitektur der Stadt eine
neue Mitte zu geben.
Mit dem Bau des Finanzgebäudes (Dank-
wardstraße 1/dem Ministerialgebäude (Bohl-
weg 38) und dem neuen Rathaus (Langer
Hof 1) sind wichtige Funktionen der Admini-
stration und des Finanzwesens, die vorher im
Bereich der Altstadt angesiedelt waren, in die
unmittelbare Nähe von Burg und „Dom“ zu-
rückgeholt worden. Mit diesen Bauten, einer
Art „Regierungsviertel“, hat man zwischen
Burg und Schloß, alter und neuer Residenz,
eine architektonische Brücke geschlagen
Wilhelmstr. 53-55, 2. Hälfte 18. Jh., Architekt E. W. Horn
Dankwardstr. 1, 1891-1894
Bohlweg 38,1909-1913, Architekten Fricke und E. Wiehe
171
danach nur noch in vereinfachter Form wie-
deraufgebaut worden, hat aber, nicht zuletzt
durch seine exponierte Lage in unmittelbarer
Nähe eines alten Stadtein- und -ausganges
sowie am Zusammentreffen zweier wichtiger
innerstädtischen Verkehrsachsen, eine be-
sondere städtebauliche Funktion. Aber auch
die Architektur selbst beinhaltet noch viel
von der Substanz des 18. Jh. Der 17-achsige,
zweigeschossige Flügel an der Wilhelm-
straße wurde 1764 von Ernst Wilhelm Horn
begonnen und mit einem siebenachsigen
Mittelrisalit ausgestattet, dessen zusätzliches
Attikageschoß und abschließende Balu-
strade die Fassadenmitte akzentuierte. Eine
Erweiterung des Baues erfolgte 1786 mit ei-
nem Nordflügel an der Wendenstraße, der
mit einem dreiachsigen Risalit zentriert
wurde. Diese bereits bald nach Fertigstellung
des Ursprungsbaues erfolgte Erweiterung
hat Christian Gottlieb Langwagen geleitet,
der wahrscheinlich die Gestalt der Fassade
in der Weise veränderte, wie sie mit ihren
wichtigeren Merkmalen dem heutigen Zu-
stand entspricht: ein auf hohem Sandstein-
quadersockel ruhender Putzbau mit horizon-
talem Fugenschnitt im Erdgeschoß, durch-
laufendem Stockwerkgesims und architra-
vierten Fensterrahmungen im Bereich der
ehemaligen Risalite, die seit dem in verein-
fachter Form erfolgten Wiederaufbau nur
noch an den sehr flachen Fassadenversprün-
gen an jeder Front erkennbar sind. Die Risa-
lite des hauptsächlich im Westen und Nord-
westen während des Zweiten Weltkrieges be-
schädigten Baues wurden in der Wiederauf-
bauphase nicht mehr rekonstruiert. Der ehe-
malige Haupteingang in der Mitte der Fas-
sade zur Wilhelmstraße ist heute zu einem
Fenster umgeformt. Seine ursprüngliche
Funktion als Krankenhaus behielt das Ge-
bäude bis ca. 1895. Danach wurde es Amts-
gericht und dient heute als Verwaltungsbau.
Für das Gebiet des südlichen Hagen im
Osten der wiedererrichteten Burg Dankwar-
derode und jenseits des alten Burgmühlen-
grabens, setzten seit den achtziger Jahren
des 19. Jh. Planungen für eine städtebauliche
Neuordnung ein, mit der dieses locker und
unregelmäßig mit Bauten der ehemaligen
Hofhaltung besetzte Gebiet zu einem neuen,
großstädtischen Zentrum ausgebaut werden
sollte. In Fortsetzung der schon 1879 mit dem
Polizei- und Justizgebäude in der nördlichen
Münzstraße (s. dort) begonnenen Etablie-
rung staatlicher Behörden wurde hier, an der
Nahtstelle zwischen Burgbereich und Hagen,
der Versuch gemacht, mit herzoglichen und
städtischen Monumentalbauten sowie groß-
städtischer Privatarchitektur der Stadt eine
neue Mitte zu geben.
Mit dem Bau des Finanzgebäudes (Dank-
wardstraße 1/dem Ministerialgebäude (Bohl-
weg 38) und dem neuen Rathaus (Langer
Hof 1) sind wichtige Funktionen der Admini-
stration und des Finanzwesens, die vorher im
Bereich der Altstadt angesiedelt waren, in die
unmittelbare Nähe von Burg und „Dom“ zu-
rückgeholt worden. Mit diesen Bauten, einer
Art „Regierungsviertel“, hat man zwischen
Burg und Schloß, alter und neuer Residenz,
eine architektonische Brücke geschlagen
Wilhelmstr. 53-55, 2. Hälfte 18. Jh., Architekt E. W. Horn
Dankwardstr. 1, 1891-1894
Bohlweg 38,1909-1913, Architekten Fricke und E. Wiehe
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