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Kämmerer, Christian [Hrsg.]; Lufen, Peter Ferdinand [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,1): Landkreis Northeim: Südlicher Teil mit den Städten Hardegsen, Moringen, Northeim und Uslar, den Flecken Bodenfelde und Nörten-Hardenberg, der Gemeinde Katlenburg-Lindau und dem Gemeindefreien Gebiet Solling — Braunschweig, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.44420#0021
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am Südrand, wo sich die Bäche strahlenförmig sammeln und in die Schwülme münden.
Mittelpunkt dieser flachwelligen Senke, die eine Breitenausdehnung von 8-10 km hat, ist
die Stadt Uslar, die inmitten dieses fruchtbaren und früh besiedelten Beckens eine
nahezu ideale Zentrallage einnimmt.
Zum östlichen Sollingrand gehören die etwa 400 m hohen Amtsberge, der lang
gestreckte Buntsandsteinschichtkamm der Ahlsburg mit ca. 350 m Höhe und der
südlich vorgelagerte, knapp 300 m hohe Böltenberg. Östlich schließt sich die Hardegser
Rötsenke an, eine ca. 13 km lange und 1,5 km breite Senke, die von Hardegsen bis
Fredelsloh in nordwestlicher und von Hardegsen bis Ellierode in südwestlicher Richtung
reicht. Begrenzt wird die Senke im Osten durch die scharf ausgeprägte Steilkante der
Weper und des Gladeberges. Es folgt das von Höhenzügen eingefasste Moringer
Becken. Im Norden wird das Becken durch den Ahlsburgzug begrenzt, der geradlinig
verläuft und sich etwa 150 m über das Tal der Bolle erhebt. Im Osten erfolgt die
Abtrennung vom Northeimer Leinetal durch eine Reihe verschiedenartiger Berge, die
vom Ümmelberg bei Nörten über den steil abfallenden Rammeisberg, die Kuppe des
Wahrberges, den Hundeberg und den Hagenberg bis zum Böllenberg reicht. Entwässert
wird die Mulde durch die Bolle, Moore mit Flaake und die untere Espolde mit dem
Ümmelbach, die alle zur Leine fließen. Ihre Durchbrüche stellen die Verbindungen mit
den benachbarten Räumen her, so dass insgesamt dieser Landschaftsraum durch einen
offenen Charakter geprägt wird.
Die zweifellos bedeutendste tektonische Leitlinie des südniedersächsischen Berg- und
Hügellandes ist der Leinetalgraben, dessen Einsenkung sich in verschiedenen Phasen
bis ins Diluvium vollzogen hat. Die Ausweitung der Senke zu einer breiten Talaue hat ihre
Ursachen in den weichen Keuper- und Liasschichten, die der Fluss leicht ausräumen
konnte.
Bei Nörten verengt sich der breite Talgraben bis auf 2 km, da die Leine hier einen
Höhenzug durchbricht, der rechtsleinisch mit dem Burg- und Papenberge beginnt und
linksleinisch über Elvese und Schnedinghausen zum Ahlsburgzug hinüberstreicht.
Nördlich des Durchbruchs weitet sich das Tal.
Unter den Randbergen nimmt der 5 km lange Kamm des Wieters einen besonderen
Platz ein. Dieser schmale, bewaldete Höhenrücken, in einzelne Kuppen unterteilt, er-
reicht eine Höhe von knapp 360 m.
Unter den Nebenflüssen der Leine innerhalb des Kreises ist die Rhume herauszustellen,
die südlich von Lindau in das Kreisgebiet eintritt. Zwischen Hammenstedt und Northeim
verengt sich das Tal auf 500 m und geht unterhalb von Northeim in die Leineebene über.
Das Tal ist in eine Berglandschaft eingesenkt, die sich 100 bis 150 m über die Flussaue
erhebt. Im Gegensatz zur Leine, die weitgehend geradlinig verläuft, pendelt die Rhume
von Bergfuß zu Bergfuß. Von Lindau bis Katlenburg unterspült sie die Hänge an der
Südseite und von Berka über Elvershausen bis Northeim an der Nordseite.
Insgesamt gesehen wird das Gebiet östlich der Leine von einer Hochfläche eingenom-
men, die von der Rhume in einen kleinen nördlichen Teil, der zum Harzvorland gehört,
und einen größeren südlichen Teil, der zum Untereichsfeld überleitet, zerlegt wird. Die
etwa 200 bis 300 m hoch gelegene Tafel ist mannigfach gegliedert und durch zahlreiche
kleine Täler stark zerklüftet. Nur zwei kleine Hochebenen sind stehen geblieben: die eine
zwischen Marke und Westerhof, die andere zwischen Gillersheim und Sudershausen.
Neben den allgemein bekannten urgeschichtlichen Siedlungen und den durch Funde
datierbaren Bestattungsplätzen, vornehmlich auf dem fruchtbaren Lössboden des
Leinetals, konnten auch in der Nähe der Vogelsburg bei Salzderhelden, am Hagenberg
bei Moringen, am Scheerenberg bei Großenrode und im Leineholz zwischen
Großenrode und Elvese Hügelgräber nachgewiesen werden. Beachtlich ist ihre große
Zahl auf den Muschelkalkhöhen südlich von Hardegsen.
Bereits im 8. und 9.Jh. wurden die durch Waldgebiete getrennten kleinen
Siedlungskammern beträchtlich erweitert, insbesondere um jene Gebiete, deren
Siedlungen Namen mit dem Grundwort „-hausen“ tragen. Dieser Ausbau des
Siedlungsraumes drang bis in die Randgebiete und größeren Täler des Sollings vor
(Hardegsen, Hettensen, Volpriehausen, Bollensen). Ihre Standortwahl in den Becken,
Tälern und Quellmulden mit ihren ursprünglichen Schwarzerden deuten auf eine acker-
bauliche Wirtschaftsform der Siedler hin.

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